Geliebter Barbar
Laggan.
Frances Catherine ging in ihrem Haus unruhig auf und ab, als Judith endlich die Tür öffnete.
»Gott sei Dank, da bist du. Judith, was hat denn so lang gedauert? Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Oh, Judith, du bist schrecklich blaß! Sie haben dir etwas angetan, nicht wahr?« Sie hielt inne und unterdrückte einen kleinen Schrei. »Sie haben doch nicht gewagt, dich nach England zurückzuschicken?«
Judith setzte sich an den Tisch. »Sie sind weggegangen«, flüsterte sie.
»Wer ist weggegangen?«
»Alle. Sie gingen … einfach fort. Sogar Iain. Er hat mich geküßt und ist dann gegangen. Ich weiß nicht, wohin sie alle sind.«
Frances Catherine hatte ihre Freundin noch niemals so erlebt. Judith schien in einer Art Trance zu sein. »Judith, du machst mir angst. Bitte sag mir, was geschehen ist.«
»Ich habe geheiratet.«
Frances Catherine sank auf eine Stuhl. »Du hast geheiratet?«
Judith nickte. Sie starrte weiterhin ins Leere, während ihre Gedanken um die seltsame Hochzeitszeremonie kreisten.
Frances Catherine war so verblüfft, daß sie einige Minuten kein Wort hervorbrachte. Sie saß Judith gegenüber und starrte sie einfach an.
»Hast du Iain geheiratet?«
»Ich glaube, ja.«
»Was meinst du damit, du glaubst?«
»Graham stand zwischen uns. Vielleicht habe ich ihn geheiratet … Nein, ich bin sicher, es war Iain. Er hat mich danach geküßt. Graham nicht.«
Frances Catherine hatte keine Ahnung, was sie davon halten sollte. Zwar freute sie sich, weil ihre Freundin nun nicht mehr nach England zurückkehren würde, aber sie war auch wütend.
»Warum denn so Hals über Kopf? Es gab sicher keine Blumen, oder? Du kannst auch in keiner Kapelle geheiratet haben … hier gibt es keine. Judith, du hättest bei Iain darauf bestehen müssen.«
»Ich weiß nicht, warum es so schrecklich schnell gehen mußte«, gab Judith zu. »Aber Iain wird sicher seine Gründe haben. Bitte reg dich nicht darüber auf.«
»Ich hätte dabeisein sollen«, jammerte Frances Catherine.
»Aye, das hättest du wirklich«, stimmte Judith zu.
Eine weitere Minute verstrich in Schweigen. Dann sagte Frances Catherine: »Sind wir glücklich über diese Hochzeit?«
Judith hob die Schultern. »Ich nehme an, wir sind es.«
Tränen füllte Frances Catherines Augen. »Du hast verdient, daß dein Traum wahr wird.«
Judith wußte, wovon Frances Catherine sprach. Sie schüttelte den Kopf und sprach tröstend auf ihre Freundin ein. »Träume sind etwas für kleine Mädchen, die sich gemeinsam etwas ausmalen. Sie werden nie wirklich wahr. Ich bin eine erwachsene Frau, Frances Catherine. Ich denke mir keine unmöglichen Phantastereien mehr aus.«
Ihre Freundin ließ sich nicht beirren. »Du vergißt, mit wem du sprichst, Judith. Ich kenne dich besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Ich weiß alles über dein schreckliches Leben mit dieser Hexe von deiner Mutter und deinem ständig betrunkenen Onkel. Ich weiß von deinem Schmerz, deiner Einsamkeit. Deine Träume sind dein Schutzschild geworden. Du kannst ruhig behaupten, es wäre nun alles unwichtig, du hättest bloß eine lebhafte Phantasie gehabt. Aber ich weiß es besser.« Ihre Stimme brach mit einem Schluchzen. Sie holte tief Atem, um dann fortzufahren. »Deine Träume haben dir geholfen, nicht zu verzweifeln. Tu doch nicht so, als wären sie dir nun egal. Ich glaube dir kein Wort!«
»Frances Catherine, bitte sei vernünftig«, sagte Judith händeringend. »Es war ja nicht immer schrecklich. Millicent und Herbert haben viel ausgeglichen. Außerdem war ich sehr jung, als ich mir diese schönen Dinge ausdachte. Ich habe mir ja nur überlegt, wie ich einmal heiraten wollte. Mein Vater war immer dabei, weißt du noch? Ich dachte, er wäre tot, aber ich stellte mir immer vor, daß er an meiner Seite stehen würde. Mein Ehemann sollte unglaublich glücklich sein, fast schon den Tränen nahe … Und nun frage ich dich: Kannst du dir vorstellen, daß Iain bei meinem Anblick zu weinen anfängt?«
Frances Catherine konnte nicht anders, sie mußte lächeln.
»Mein Mann hätte auch in Würde Tränen vergießen sollen. Er tat es allerdings nicht. Er grinste.«
»Ich werde meine Mutter nie mehr sehen müssen.«
Judith hatte diesen Gedanken leise ausgesprochen. Frances Catherine nickte. »Außerdem wirst du mich nicht mehr verlassen müssen.«
»Ich will, daß du dich über die ganze Sache freust.«
»Also gut. Ich freu’ mich. Und jetzt erzähl mir ganz genau, was
Weitere Kostenlose Bücher