Geliebter Barbar
passiert ist. Ich will alles wissen.«
Judith tat, worum ihre Freundin sie gebeten hatte. Als sie endlich fertig war, mußte Frances Catherine lachen. Judith hatte Schwierigkeiten gehabt, sich zu erinnern, und sie entschuldigte sich immer wieder damit, daß alles furchtbar verwirrend gewesen sei.
»Ich fragte Iain, ob er mich liebt«, erzählte sie. »Er gab mir keine Antwort, aber das habe ich erst gemerkt, als alles vorbei war und er mich küßte. Er hatte mir nur versichert, er wollte mich. Ich versuchte auch, ihm von meinem Vater zu erzählen, aber er ließ mich nicht. Er meinte, daß es keinen Unterschied mache. Ich mußte es aufgeben. Wirklich, er hat so reagiert. Ich habe es versucht, aber vielleicht hätte ich mir noch mehr Mühe geben sollen.«
Frances Catherine schnaubte undamenhaft. »Hör auf, dir über deinen Vater Gedanken zu machen. Wir werden ihn nicht mehr erwähnen. Niemand wird es je erfahren.«
Judith nickte. »Ich habe Iain zwei Versprechen abverlangt: Millicent und Herbert dürfen mich besuchen kommen.«
»Und das andere?«
»Iain wird sich in meiner Gegenwart nicht betrinken.«
Tränen schossen Frances Catherine in die Augen. Sie hätte Patrick niemals um so etwas gebeten, aber sie konnte gut verstehen, warum Judith darauf bestanden hatte. »So lange, wie ich hier lebe, habe ich Iain noch nicht betrunken gesehen.«
»Er wird sein Wort halten«, flüsterte Judith. Dann seufzte sie.
»Ich bin gespannt, wo ich heute nacht schlafen werde.«
»Iain wird kommen und dich holen.«
»Was habe ich mir damit bloß angetan.«
»Du liebst ihn.«
»Ja.«
»Und er muß dich lieben.«
»Ich hoffe es«, sagte Judith. »Er hat schließlich keinen anderen Nutzen aus der Hochzeit. Er muß mich wohl wirklich lieben.«
»Machst du dir Sorgen wegen heute nacht?«
»Ein bißchen. Hattest du Angst?«
»Ich habe geheult.«
Aus unerfindlichem Grund fanden die beiden Frauen das Geständnis ungemein lustig. Und als Patrick und Iain eintraten, mußten sie unwillkürlich über Frances Catherines und Judiths Gelächter grinsen.
Patrick wollte wissen, was die beiden denn so komisch fanden, doch diese Frage reizte sie nur noch mehr zum Lachen. Er gab es schnell auf. Frauen waren seiner Meinung nach unergründlich.
Iains Blick konzentrierte sich auf Judith. »Warum bist du hier?« fragte er.
»Ich wollte Frances Catherine erzählen, was passiert ist. Wir haben doch geheiratet, oder?«
»Sie dachte, sie hätte vielleicht Graham geheiratet«, erklärte Frances Catherine ihrem Mann.
Iain schüttelte den Kopf. Er ging zu seiner Braut und zog sie auf die Füße. Sie hatte ihn noch nicht angesehen, seit er hereingekommen war, und das machte ihn betroffen. »Es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
Judith war plötzlich furchtbar verzagt. »Ich hole nur ein paar von meinen Sachen«, sagte sie. Mit gesenktem Kopf ging sie auf den Wandschirm zu. »Wo ist zu Hause?« fragte sie plötzlich.
»Da, wo du geheiratet hast«, sagte Patrick.
Sie schnitt eine Grimasse, denn hinter dem Schirm konnte sie niemand sehen. Sie würde also in der häßlichen Festung wohnen müssen. Aber was machte es aus. Iain lebte auch da, und das war das einzige, was zählte.
Judith konnte hören, wie die beiden Brüder sich unterhielten, während sie ihr Nachtgewand, den Hausmantel und andere Dinge einpackte. Den Rest würde sie morgen holen. Ihre Hände zitterten, als sie ihr Nachtkleid zusammenfaltete.
Endlich war sie fertig, blieb aber noch in ihrem provisorischen Kämmerlein. Und endlich drang die Bedeutung der Ereignisse zu ihr durch.
Sie setzte sich aufs Bett und schloß die Augen. Plötzlich begann ihr Herz heftig zu schlagen, und sie konnte kaum Atem holen: Sie war eine verheiratete Frau! Ihr wurde klar, daß Panik sie zu überwältigen drohte, und sie versuchte, sich wieder zu beruhigen.
Guter Gott, wenn sie nun einen Fehler gemacht hatte? Es war alles so schnell gegangen. Iain liebte sie doch, oder? Und es war nicht wichtig, ob er die Worte ausgesprochen hatte. Er hatte sie heiraten wollen und keinen Profit davon, nur eine Ehefrau. Welchen anderen Grund außer Liebe sollte es dafür also geben?
Was würde daraus, wenn sie sich hier nicht einfügen konnte? Wenn die Leute sie nicht akzeptierten? Und schließlich drängte sich ihr eine Hauptsorge auf: Was machte sie bloß, wenn sie keine gute Ehefrau sein konnte? Sie hatte keine Ahnung, wie man einem Mann im Bett Vergnügen bereitete. Aber Iain wußte ja, wie unerfahren sie war. Es
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