Geliebter des Windes - Croft, S: Geliebter des Windes - Unleashing the Storm - ACRO, Book 2
Tabletten aus seiner Reisetasche, für die Wasserreinigung, und warf jeweils eine davon in die beiden Flaschen. »Jetzt müssen wir weitergehen«, entschied er und schlenderte zum Fluss, um die Flaschen zu füllen.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Ganz egal, wie viele«, sagte er mit gepresster Stimme und verstaute die Flaschen in seiner Tasche, die er ebenso wie Kiras Rucksack über die Schulter hängte. Dann streckte er eine Hand aus und half ihr auf die Beine. »Komm, die Zeit drängt.«
FÜR RYAN WAR DIE DÜSTERE MORGENDÄMMERUNG in Idaho kein Problem, nicht wenn er - bei ein paar Tausend Meilen Entfernung - durch die Augen eines Excedosapiens mit angeborener Nachtsichtigkeit schaute. Leise sprach der Itor-Agent Jarrod Warren in sein Mikrofon und ließ ihn alle seine Aktivitäten wissen.
Typische Nervosität bei einer ersten Mission. Warum Itor diesen Grünschnabel als zweite Absicherung hergeschickt hatte, war ihm ein Rätsel. Aber Ryan musste dauernd den Kopf über Itors sonderbare Maßnahmen schütteln. Wegen zu vieler Generäle und zu weniger gemeiner Soldaten war Itor schlecht organisiert und viel kopflastiger als ACRO, was zu gegensätzlichen Befehlen oder deren Aufhebung führte. Manchmal herrschte in diesem Verein das reinste Chaos.
»Wo ist deine Partnerin?«, fragte Ryan, und Jarrod schaute zu einem Stall, der tagsüber hoffentlich besser aussah als in der Nacht.
»Keine Ahnung. Gina stand direkt hier neben diesem Heuballen.«
In Ryans Magengrube entstand ein wachsendes Unbehagen, und er hatte keine Ahnung, warum. Das Verschwinden von Jarrods Partnerin, einer erfahrenen Pyrokinetikerin, bedeutete wahrscheinlich, dass ACRO vor Ort aufgetaucht war und aufgeräumt hatte. Ob sie sich die Tierflüsterin geschnappt hatten? Würde ACRO auch das zweite Itor-Team erledigen? Er hatte keine Ahnung. Für die Kommunikation mit dem zweiten Team war er nicht verantwortlich.
»Ich mache mich auf die Suche nach Gina«, wisperte Jarrod, und Ryan lehnte sich in seinem Bürosessel zurück.
Sein Gehirn absorbierte alles, was Jarrod sah, zum Beispiel den Schatten am Rand seines Blickfelds. Dann hörte Ryan ein Grunzen. Plötzlich starrte er zum Sternenhimmel hinauf, Jarrod stöhnte mehrmals, bis sich das Gesicht einer Frau zu ihm herabneigte.
Annika?
Die blonde Frau lächelte. Ja, Annika. Dieses frostige Grinsen würde Ryan überall erkennen. Bei ACRO gab es keinen einzigen Mann, der die Eisberge in ihren Adern nicht liebend gern schmelzen würde.
Natürlich wagte niemand auch nur den Versuch. Nicht einmal die Typen, die ihr Leben angesichts ihrer gefährlichen Talente riskieren würden, wollten im Territorium des Bosses wildern. Über Devs und Annikas Beziehung wusste jeder Bescheid. Nur ein lebensmüder Idiot würde dazwischenfunken.
Den Kopf schief gelegt, starrte Annika in Jarrods Augen - Ryans Augen -, und sein Herz schlug doppelt so schnell. Was sie mit ihm anstellen könnte, all die angenehmen und schrecklichen Seiten, o Gott, und vielleicht beides gleichzeitig, benetzte seine Stirn mit kaltem Schweiß. Was Jarrod fühlte, konnte er nicht nachempfinden. Aber er sah, was der andere Mann sah, und spürte die Intensität in Annikas Blick.
»Wo ist die Tierflüsterin?«, fragte sie. Blechern tönte ihre Stimme durch die Störgeräusche im Kopfhörer. »Gibt es noch ein Team?«
»Längst abgehauen«, stöhnte Jarrod. Dann verschleierte sich plötzlich sein Blickfeld.
Hinter Ryans Lidern explodierten blendende Blitze, schreiend bäumte er sich in seinem Sessel auf. Alles färbte
sich schwarz, und er musste mehrmals blinzeln, um sein eigenes Sehvermögen zurückzuholen.
Soeben hatte Annika den Grünschnabel durch einen Stromschlag getötet. Einen Itor-Agenten sollte Ryan eigentlich nicht bemitleiden. Trotzdem tat es ihm leid um den Jungen. Viele Agenten bei Itor dachten ja, sie würden für das Gute kämpfen.
Mit einem tiefen Atemzug beruhigte er sich, drückte auf die Taste seiner Sprechanlage und hatte am anderen Ende den Kontaktmann für das zweite Team.
»Soeben habe ich mein Team verloren.« Ryan hoffte, der andere Mann würde dasselbe sagen. Stattdessen dröhnte schallendes Gelächter in seinen Ohren.
»Mein Team verfolgt die Tierflüsterin. Zum Glück wird sie nur von einem einzigen ACRO-Schlappschwanz beschützt. In ein paar Stunden werden wir alle beide schnappen.«
»Okay, dann werde ich Mr. Blake informieren.« Ryan unterbrach die Verbindung und knirschte mit den Zähnen.
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