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Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Titel: Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Ganzwohl
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Fällen ein »tief verankertes Muster aus Sandkastentagen: ›Der hat mich geschubst.‹ – ›Aber der hat mich mit der Schippe gehauen.‹« Stimmt genau. Ich verhalte mich wie ein Kindergartenkind. Verdammt. Warum ist alles so kompliziert?
    Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. Ich gehe ins Bad und schnappe mir seine Zahnbürste, halte sie in beiden Händen, biege sie durch. Gleich wird sie brechen – da sehe ich mich im Spiegel.
    »Nein«, sage ich laut zu meinem Spiegelbild. »Schluss damit!«
    So kann es einfach nicht weitergehen, Mord hin oder her.
    Ich lege die Zahnbürste wieder zurück an ihren Platz, esse ein Stück Trüffelschokolade, um mich zu beruhigen, dann noch eins und warte, bis ich sicher bin, dass Claus zu Hause angekommen ist. Ich nehme das Handy und wähle seine Nummer. Ich rechne damit, dass er nicht rangeht, so wie ich manchmal, wenn wir uns gestritten haben. Doch Claus ist anders, er nimmt ab. Seine ersten Worte sind jedoch alles andere als freundlich:
    »Was ist?«
    »Ich möchte mit dir reden.«
    »Ich aber nicht mit dir. Wir haben doch die ganze Zeit geredet.«
    »Ja, aber –«, ich zögere, das nächste Wort auszusprechen, »vernünftig reden.«
    »Vernünftig? Und das aus deinem Mund.«
    »Ich setze mich ins Auto und fahre schnell zu dir.«
    »Nein!«
    »Wie – nein?«
    »Ich möchte nicht, dass du zu mir kommst. Ich möchte nicht reden. Ich will meine Ruhe. Bleib bloß zu Hause.«
    »Aber …«
    Claus hat aufgelegt. So etwas macht er sonst nie – das ist eher mein Part.
    Ich gehe in die Küche und esse noch ein Stück Trüffelschokolade. Egal, was er sagt, ich fahre jetzt zu ihm. Entschuldige mich, bitte darum, sich die Regieanweisungen zu verkneifen, wenigstens ab und zu. Und weiter mit mir zur Paartherapie zu gehen, auch wenn es nervt. Ich nehme mir vor, ihm in Liebe zu begegnen. Ich schlüpfe in den neuen Pulli, für den er mir kürzlich ein Kompliment gemacht hat, ziehe den von meinen Krokodilstränen verwischten Kajal nach, bürste meine so gar nicht blonden Haare, packe das Hemd ein, das er bei seinem überstürzten Aufbruch vergessen hat. Dann fahre ich los. Zwanzig Minuten später stehe ich vor Claus’ Haustür. In seiner kleinen Küche brennt Licht. Ich drücke auf den Klingelknopf. Nichts passiert. Ich warte zwei Minuten. Drücke noch einmal. Wieder nichts.
    »Das glaube ich jetzt einfach nicht«, sage ich laut.
    Ein Fußgänger dreht sich kurz nach mir um.
    Ich trete vom Klingelschild einen Schritt zurück und blicke an dem hässlichen Neubau hoch, um sicherzugehen, dass ich wirklich Licht in der Küche gesehen habe. Ja. Kein Zweifel. Noch mal klingeln. Keine Reaktion.
    Als ich das Handy aus meiner Manteltasche fummle, koche ich innerlich bereits. Alle guten Vorsätze, wie etwa eine ehrlich gemeinte Entschuldigung für mein Verhalten und ein ruhiges, vernünftiges, erwachsenes Gespräch, sind verpufft.
    Er macht nicht auf, er geht nicht ran. Spinnt der? Was nimmt er sich eigentlich heraus? Ich komme extra angekrochen, und er lässt mich auf der Straße stehen? Inzwischen koche ich nicht nur, ich bin kurz davor, zu explodieren. Das war’s. Das lasse ich mir nicht gefallen. Das geht zu …
    Mein Handy summt. Claus.
    »Sag mal, geht’s noch?«, fauche ich sofort.
    »Kristin …«
    »Das ist ja wohl das Alleroberletzte!«
    »Wo bist du denn?«
    »Das weißt du genau. Vor deiner Haustür. Vier Mal habe ich jetzt geklingelt, ich mache mich hier zum Deppen, und du …«
    »Ich bin nicht zu Hause.«
    »Das ist doch gelogen. Ich sehe doch, dass in deiner Küche Licht brennt.«
    »Das habe ich wohl nicht ausgeschaltet, ich bin etwas überstürzt losgelaufen.«
    »Losgelaufen? Wo bist du? Bist du etwa im Dunklen zum Joggen gegangen?«
    »Nein. Ich stehe vor deiner Haustür und habe mich dar über geärgert, dass du wieder Trotzköpfchen spielst und nicht öffnest.«
    »Du bist bei mir?«
    »Und du bist bei mir.«
    Ich hole Luft. Mein Ärger hat sich in nichts aufgelöst. Irgendwo aus der Mitte meines Körpers bahnt sich ein glucksendes Lachen den Weg nach draußen. Ich höre, dass auch Claus lacht.
    Vergiss Candle-Light-Dinner, vergiss Rosensträuße, vergiss Liebeserklärungen im Mondschein, vergiss selbst verfasste Liebesgedichte – das hier ist das Romantischste, was dir je passiert ist, Kristin, schießt es mir durch den Kopf. Wie im Film. Nein, schöner.
    Ich liebe dich, denke ich, ich liebe dich wirklich. Doch ich spreche es nicht aus. Ich sage:
    »Warte. Ich

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