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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Ton hatten etwas an sich, das die Stirnfalten ihres Vaters noch vertiefte und ihn an den allzu frühen Tod Lord Douglas Spenders denken ließ. Er liebte es nicht, an unangenehme Dinge erinnert zu werden. Obwohl Constance nach dem Verlust ihres Verlobten nur selten übermäßigen Kummer gezeigt hatte ... vor ihm jedenfalls, war ihm doch klar, dass sie ihm mit ihrem versteckten Seitenhieb seine gedankenlose Bemerkung heimzahlen wollte.
    Er räusperte sich. »Nun, das ist allein eure Sache«, sagte er barsch. »Gehen wir zu Tisch.«
    Das Dinner verlief ohne weitere Zwischenfälle. Lord Duncan trank seinen Rotwein, ohne zu klagen, und ließ nur eine flüchtige Bemerkung über die begrenzte Auswahl an Käse fallen, die vor dem Dessert präsentiert wurde.
    »Jenkins, würden Sie Cobham ausrichten, er solle in einer halben Stunde mit dem Wagen vorfahren?«, bat Constance, als sie sich mit ihren Schwestern erhob, um sich zurückzuziehen und ihren Vater seinem Port und seiner Zigarre zu überlassen.
    »Gewiss, Miss Constance.« Jenkins schenkte Port für Seine Lordschaft ein.
    »Ach, ehe ich es vergesse -, ich habe die Absicht, ein Automobil zu kaufen«, kündigte Lord Duncan an. »Mit Pferd und Wagen ist es aus und vorbei. Stellt euch mal vor, mit einem Motorwagen erreicht man Romsey Manor in weniger als vier Stunden.«
    »Ein Automobil!«, rief Prue aus. »Vater, das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Und warum nicht?«, fragte er zurück. »Man muss mit der Zeit gehen, meine liebe Prudence. Lass einige Jahre vergehen, dann werden alle einen haben.«
    »Aber die Kosten ...« Sie verstummte, als sie sah, dass das Gesicht ihres Vaters sich mit stumpfem Rot überzog.
    »Was geht dich das an, Miss?«
    »Nun, gar nichts«, sagte Prudence mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wie sollte es anders sein?« Als sie an ihren Schwestern vorüber aus dem Esszimmer eilte, lag ein harter Zug um ihren Mund.
    »Er ist unmöglich«, stieß sie mit heftigem Unterton hervor, als sie in der Halle waren. »Er weiß doch, dass kein Geld da ist.«
    »Ich weiß nicht, ob es ihm wirklich klar ist«, sagte Chastity. »Seit Mutters Tod verweigert er sich allen Tatsachen des Lebens.«
    »Im Moment kann man nichts machen«, sagte Constance. »Es dauert immer sehr lange, bis er wirklich etwas unternimmt, also warten wir ab.« Sie lief zur Treppe. »Kommt, wir wollen doch die Opernsängerin nicht verpassen.«
    Prudence folgte ihr mit finsterer Miene die Treppe hinauf, und ihre Stimmung besserte sich auch nicht, als sie ihre Abendmäntel holten und wieder hinuntergingen, wo Jenkins ihnen die Haustür aufhielt. Ein Landauer stand am Fuß der flachen Eingangstreppe. Ein älterer Kutscher wartete neben dem Wagen und pfiff müßig vor sich hin.
    »Guten Abend, Cobham.« Chastity lächelte ihm zu, als er ihr beim Einsteigen half. »Wir fahren zu dem Beekmans am Grosvenor Square.«
    »Sehr wohl, Miss Chas. Guten Abend, die Damen.« Er tippte sich an die Mütze, als Constance und Prudence einstiegen und sich neben Chastity setzten.
    »Haben Sie schon gehört, dass Lord Duncan erwägt, ein Automobil anzuschaffen?«, fragte Constance ihn, als er ein wenig mühsam den Kutschbock erklommen hatte.
    »Ja, Miss, gestern, als ich ihn zu seinem Klub fuhr, sagte er etwas in dieser Richtung. Aber was mich betrifft, so würde ich einen kläglichen Chauffeur abgeben. Bin schon zu alt für neue Mätzchen ... hab keine Zeit für diese neumodischen Maschinen. Was soll aus den vielen Pferden werden, die man dann nicht mehr braucht? Sollen alle das Gnadenbrot auf der Weide bekommen? Ich jedenfalls gehöre dann aufs Altenteil, das steht fest«, fügte er leise grollend hinzu.
    »Also ... wenn er wieder davon anfängt, versuchen Sie ihm beizubringen, dass es keine gute Idee ist«, sagte Prudence.
    Cobham nickte und ließ die Peitsche über die Flanken der Pferde tanzen. »Eine teure Sache, so ein Automobil.«
    Das Haus der Beekmans am Grosvenor Square war innen und außen hell erleuchtet. Ein Diener stand auf dem Bürgersteig und dirigierte die an-und abfahrenden Fahrzeuge, während ein Trio von Aushilfsdienern für die Gäste die Eingangstreppe mit Laternen beleuchtete.
    »Ach, wenn das nicht die Ehrenwerten Misses Duncan sind«, erklang eine bekannte Stimme hinter ihnen auf der Treppe. »Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    Constance war die Erste, die sich umdrehte, die Erste auch, der klar wurde, dass sie auf die Begrüßung mit ungebührlicher Promptheit reagiert hatte. Sie

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