Geliebter Unsichtbarer
aus. „Kann in dieser Bude keiner mehr was für sich behalten?“
Sein Freund machte eine Grimasse. „Muss Hamish total überrascht haben, sonst hätte er es nicht erwähnt. Also, was geht da vor sich?“
„Wie ich schon sagte, es gibt nichts zu erzählen.“ Noch nicht.
Das nächste Mal, wenn er und Leila sich liebten, würde es wieder wie beim ersten Mal sein. Doch er hatte ihr nicht gestanden, dass es von nun an zwischen ihnen immer so sein würde. Bei dem Gedanken blähte sich seine Brust vor Stolz auf, denn er wusste, was das für sie beide bedeuten würde. Selbst jetzt, als er mit Pearce an seiner Seite ins Portal trat, fühlte er einen Nervenkitzel durch seine Lenden schießen und konnte es kaum erwarten, sie wieder in seine Arme zu nehmen. Er wollte Leila für immer, und dieses Wissen machte ihm Angst.
Er war froh, dass er sich auf sein Ziel konzentrieren musste und schob jeglichen Gedanken an Leila beiseite.
Augenblicke später kamen sie an ihrem Ziel an.
Der Ort sah genauso aus wie in den fast 200 Jahren seit er ihn kannte, und laut seinem Vater und den Ältesten ihrer Rasse hatte sich in über tausend Jahren nichts verändert. Die Äußeren Hebriden waren noch immer von der Zivilisation wie unberührt. Der unaufhörliche Nebel hing unheimlich über dieser besonderen Insel, auf die im letzten Jahrtausend kein Mensch einen Fuß gesetzt hatte.
Das Portal war im Freien und sah aus wie eine viel kleinere Version von Stonehenge. Umgeben von dichten Büschen und Nebel, war es fast nicht auffindbar, es sei denn, man wusste, wonach man suchte.
Er folgte dem kleinen Pfad, der bergab führte, und sog die vertrauten Gerüche der Heimat ein. Nur seine Eltern und ein paar andere Familien lebten noch hier. Die meisten anderen ihrer Rasse hatten sich dafür entschieden, näher an der Zivilisation zu leben. Jetzt war er froh darüber, denn dass kein anderes Ratsmitglied über sein Gespräch mit seinem Vater erfuhr, war von größter Bedeutung.
„Ich war schon seit Jahren nicht mehr hier“, murmelte Pearce neben ihm und rieb sich die Arme, um den Nebel abzuwehren. „Es ist ja schweinekalt hier.“
„Du wirst wohl empfindlich in deinem Alter.“
„Du hast gut reden. Du hast dich gerade erst zwischen den Schenkeln einer warmen Frau erhoben. Kein Wunder, dass dir nicht kalt ist.“
„Halt die Klappe, Pearce, oder ich vermöble dein Gesicht. Ich habe Anspruch auf etwas Privatsphäre, also halte dich raus.“
Sein Freund brummte, sagte aber nichts weiter.
In der Ferne kam ein Herrenhaus in Sicht. Als sie sich näherten, sah Aiden Licht aus den Fenstern leuchten und Rauch aus dem Schornstein steigen. Seine Füße bewegten sich schneller, als er die restliche Strecke zurücklegte.
Ohne die massive Eichentür mit den gusseisernen Griffen zu öffnen, gingen er und Pearce hinein.
„Mutter? Vater?“
Ein paar Augenblicke vergingen in vollkommenem Schweigen. Dann hörte er hastige Schritte von oben.
„Aiden?“, rief seine Mutter vom Treppenansatz herab.
„Ja, Mutter.“
„Ach Gott“, hörte er sie murmeln, bevor sie die Treppe herunter gelaufen kam. Sie war nur mit einem langen Bademantel bekleidet, der sie vom Hals bis zu den Zehen bedeckte, ihr langes Haar offen und leicht zerzaust. Aber selbst der lange Bademantel konnte nicht verstecken, was sie zu verbergen versuchte, als sie den Fuß der Treppe erreicht hatte: Sie glühte golden.
„Aiden, es ist so schön, dich zu sehen.“ Sie umarmte ihn begeistert, und ersparte ihm damit, sie verlegen anzusehen. Kein Sohn wollte wissen, dass seine Eltern gerade Sex gehabt hatten.
„Du hättest uns deinen Besuch ankündigen sollen“, sagte sein Vater, als er, nur in einer Jogginghose bekleidet, die Treppe hinunterkam.
Seine Mutter entließ ihn aus ihrer Umarmung und trat einen Schritt zurück. Sie nickte seinem Vater tadelnd zu. Seit Aiden ausgezogen war, um in einem der Komplexe zu leben, betrachteten wohl seine Eltern sein ehemaliges Zuhause als ihr kleines Liebesnest. Das hätte er sich denken sollen. Sein Vater war trotz seines Alters noch voller Kraft und würde auch sein ganzes Leben lang so bleiben. Trotz der peinlichen Blicke, die nun alle austauschten, gefiel Aiden der Gedanke, dass ein Paar selbst nach so langer Zeit noch ein – scheinbar befriedigendes und aufregendes – Liebesleben haben konnte. Plötzlich sehnte er sich nach Leila. Würden er und Leila auch so etwas haben?
„Es tut uns leid, so hereinzuplatzen“, entschuldigte sich
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