Geliebter Unsichtbarer
Zufluchtsort anonym gewählt hat, habe ich keine Möglichkeit, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Wir tappen im Dunkeln.“
„Was ist mit Manus, seinem Sekundanten?“, fragte Finlay. „Er würde doch wissen, wo der Zufluchtsort ist.“
„Ich fürchte, dieser Sache bin ich bereits nachgegangen. Aiden hat den Kontakt zu Manus abgebrochen, bevor er den Zufluchtsort beansprucht hat. Manus wusste nie, wo Aiden war“, log Barclay.
„Das widerspricht unseren Regeln,“ sagte Finlay. „Bist du dir sicher, dass es dein Sohn nicht seinem Freund Hamish nachgemacht hat? Was, wenn er seinen Schützling entführt hat, um sie als Schachfigur zu benutzen?“
Bei Finlays Vorwurf spürte Barclay Wut in sich hochkochen. „Mein Sohn tut, was er für das Beste hält.“
„Primus, dein Sohn bringt uns in Gefahr“, schnappte Deirdre. “Wie kann er erwarten, ohne seinen Sekundanten und unsere Unterstützung die Dämonen zu besiegen, wenn sie ihn angreifen?“
„Sie werden ihn nicht finden. Dadurch, dass er sein vorheriges Versteck wieder benutzt, überlistet er sie. Sie werden nie auf die Idee kommen, nochmals dort nach ihm zu suchen, wo sie ihn schon einmal vorgefunden haben.“
Wade erhob sich von seinem Platz. „Ich stimme mit Deirdre überein. Ich bin dafür, Aiden von dieser Mission abzuziehen. Wir können nicht riskieren, dass sein Fehlverhalten uns alle gefährdet.“
Barclay funkelte Wade an. „Aiden wird nicht abgezogen. Ich stimme zwar nicht immer mit allen Entscheidungen, die mein Sohn trifft, überein, aber er ist ein kompetenter Hüter der Nacht und er kann auf seinen Schützling ohne unsere Hilfe aufpassen.“
„Du machst einen großen Fehler.“ Deirdre stand auf und starrte ihn an. „Hast du schon vergessen, was passieren kann, wenn unsere Hüter sich nicht an die Regeln halten?“
„Worauf willst du hinaus?“, presste Barclay hervor. „Zweifelst du Aidens Fähigkeiten an?“
„Was, wenn ich das täte?“ Sie schob ihr Kinn in offener Herausforderung nach vorne. „Ist er uns nicht schon einmal teuer zu stehen bekommen?“
Barclay keuchte, schockiert darüber, auf was sie anspielte. „Du solltest die Vergangenheit ruhen lassen, Deirdre.“
„Du weißt so gut wie ich, dass ich das nicht kann. Ich war Julias Patin, ich liebte sie wie eine Tochter. Ich –“
Barclay schoss von seinem Sitz hoch. „Kein weiteres Wort! Ich warne dich!“
„Warne lieber deinen Sohn! Er bringt uns alle in Gefahr. Er handelt irrational, genau wie damals,“ fuhr Deirdre mit zusammengebissenen Zähnen fort.
„Mein Sohn ist ein guter Hüter –“
„Auf den du jedoch keinen Einfluss hast,“ unterbrach Finlay plötzlich. „Genauso wenig, wie du andere Dinge beeinflussen kannst, nicht einmal als Primus. Traurig, wirklich, so eine mächtige Position in unserer Gesellschaft zu halten, und doch am Ende so machtlos zu sein.“
Barclay verlagerte seine Aufmerksamkeit auf Finlay. „Gibt es weitere Kommentare, die du über die Befugnisse dieses Rates hinzufügen möchtest? Oder bist du fertig?“
„Da du fragst . . . “, biss Finlay heraus. „Ja, ich habe noch ein paar Sachen, die ich loswerden will. Alles, was wir hier tun, ist herumsitzen, debattieren und abstimmen. Aber wir unternehmen nie etwas Entscheidendes. Wir erlauben den Hütern, uns auf unseren Nasen herumzutanzen. Du kannst nicht einmal deinen eigenen Sohn kontrollieren. Wie willst du dann unsere ganze Rasse führen?“
Die Worte überraschten ihn. Es war ihm nie bewusst gewesen, dass Finlay so viel Unzufriedenheit hegte.
„Vielleicht möchtest du gerne an meiner Stelle Primus sein.“
Finlay spottete: „Ich hege keinen solchen Ehrgeiz.“
„Hat sonst noch irgendjemand Einwände dagegen, wie der Rat arbeitet?“ Er starrte in die Runde.
Gemurmel plätscherte durch den Ratssaal.
***
Aiden sah Pearce über die Schulter, während dieser die verschiedenfarbigen Punkte beobachtete, die sich auf der digitalen Karte auf dem Monitor in der Befehlszentrale des Komplexes bewegten.
„Ist alles soweit?“
Pearce nickte. „Ich habe sie im Auge. Wir müssen uns an die Arbeit machen. Ich sage dir Bescheid, sobald sich jemand bewegt.“ Er deutete auf die Punkte. „Sieht aus, als ob die Ratsversammlung zu Ende ist.“
„Sind Enya und Logan schon an Ort und Stelle?“
„Ja, sie warten schon. Es wird Zeit, dass du, Hamish und Manus aufbrecht.“
Eine Tür öffnete sich hinter ihnen. Aiden sah über seine Schulter und sah Leila gefolgt von Hamish
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