Geliebter Vampir (German Edition)
siegreichen Nordstaatenarmee zu trinken, Rotkopf ? « , fragte ein bärtiger Weißer mit den Rangabzeichen eines Korporals an der Uniformjacke. » Das ist eine Beleidigung. Du bist eine Rebellin. Aber wir treiben dir die Widerspenstigkeit schon aus, du eingebildetes Luder. «
Er packte Helen. Sie zerkratzte ihm das Gesicht und rief um Hilfe. Niemand erschien. Die Fenster blieben geschlossen. Der G e tränkeverkäufer am Straßenstand schaute weg. Die Männer packten die Ärztin und schleppten sie zu einem Trümmergrundstück.
Helen wehrte sich, strampelte und schrie. Es nutzte ihr nichts. Raue , starke Fäuste hielten sie. Gelächter und zotige Worte e r sch allte n. Helen hatte ihren Arztkoffer noch. Es gelang ihr, ihn zu öf f nen und das Skalpell herauszuziehen.
Doch eine kräftige Hand verdrehte ihr den Arm, und sie ließ es fallen.
» Oho « , heulte einer der Halunken. » Die kleine Schlange hat e i nen Giftzahn. Das ist bewaffneter Widerstand gegen die Nordsta a tenarmee. «
Schon war das Trümmergrundstück, wo in den letzten Kriegst a gen ein Haus abgebrannt war, fast erreicht. Helen schluchzte. Wie ha t te sie nur so dumm sein können, sich in die Nähe von diesem Mob zu begeben?
» Den Mardi Gras sollst du nie vergessen ! « , rief einer von i h ren Peinigern.
Da knallte ein Revolverschu ss .
Eine sachliche, kalte Stimme ertönte: » Lasst die Frau los, ihr Lumpenpack, oder ich schicke euch allesamt zur Hölle! «
Die neun Kerle stutzten. Sie hielten Helen noch immer fest. Ein einzelner Mann hatte sich ihnen in den Weg gestellt. Er trug eine Kapitänsmütze auf dem Kopf und war blass , dunkelhaarig und etwas über mittelgroß. Hager und unrasiert wirkte er nicht sehr g e pflegt.
Helen kannte ihn. Es war Robert Dubois, ein ehemaliger Block a debrecher, jetzt Flu ss kapitän, ihr früherer Schwager. Der Bruder von Allan Dubois, dem reichen Reeder und Großkaufmann, der zuerst sie geliebt und dann ihre Schwester Blanche geheir a tet hatte.
» Du bist wohl lebensmüde, Kleiner, dich allein mit uns neun a n zulegen « , fuhr der Korporal ihn an. » Steck dein Schießeisen weg und verschwinde, solange du es noch kannst, oder du bist ein toter Mann. «
» Ich kann selbst zählen « , antwortete der französischstämmige Robert Dubois. » Fünf von euch putze ich weg, bevor ihr mich e r wischt, und du wirst der erste sein, Großmaul. - Lasst die Frau los. Sofort. Der nächste Schu ss trifft genau. «
Robert Dubois wirkte völlig ruhig, obwohl er sein Leben aufs Spiel setzte. Er schien keine Nerven zu haben. Eine der Dirnen schlich sich von hinten an ihn heran, ein langes Messer in der Hand.
» Achtung, Robert ! « , rief Helen.
» Kein Problem « , sagte Kapitän Dubois, ohne den Kopf zu dr e hen. » Ich sehe den Schatten mit dem Messer. Wenn er nicht sofort ve r schwindet, schieße ich über die Schulter. «
Er meinte es ernst. Leise in sich hineinfluchend zog sich die geschminkte Frau mit der Halbmaske zurück.
Die Meute belauerte Kapitän Dubois. Es stand auf des Messers Schneide, ob sie sich zurückziehen oder ihn angreifen würden. Big Sam grinste dümmlich und spielte mit seinem großen Bowiemesser. Andere Männer fassten nach ihren Waffen, mit denen sie reichlich bestückt waren. Der Atem von Gewalt wehte. Die Spa n nung wuchs, gleich musste sie sich entladen.
Da erschien eine weißgekleidete Frau auf dem Trümmergrun d stück vor den feuergeschwärzten Ruinenmauern. Hellblond war ihr lockiges Haar.
» Ihr da « , lockte sie mit melodischer Stimme und winkte. Bil d schön und verlockend sah sie aus in ihrem schulterfreien Kleid. » Kommt zu mir. - Ich warte, Big Sam. «
Die Halunken ließen Helen los. Erstaunt erkannte sie auf dem Trümmergrundstücke ihre untote Schwester, die Vampirin Blanche. Robert Dubois verdrehte sich den Hals, um einen Blick auf die Frau zu erhaschen, die vor ihm die Männer lockte.
» Worauf wartet ihr noch ? « , lockte Blanche. » Big Sam... «
Der Zwei-Meter-Hüne schaute sie an und verdrehte die Augen. Er war völlig weg und hingerissen. Drei weitere aus der Gruppe fol g ten ihm. Die anderen umringten noch immer die Ärztin Helen.
Big Sam stand vor Blanche. Er atmete heftig.
» Du hast mich gerufen « , stieß er hervor.
» Ja. Gib mir dein Blut! «
Blanche fauchte wie eine Raubkatze. Rot glühten ihre Augen. Fahl und grünlich wurde von einem Moment zum anderen ihr G e sicht. Sie riss den Mund auf und zeigte spitze Vampirzähne.
Die Verwandlung
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