Geliebter Vampir (German Edition)
wohl, was sich gehört, Massa Allan. Sie sind mein Massa, und Sie werden immer für die alte Alicia und ihre F a milie sorgen. Wie es ihr Vater und dessen Vater vor Ihnen für ihre Leute getan haben. Ich gehöre zur Familie. - Wollen Sie mich b e leidigen? «
Wider Willen musste Allan lachen. Alicia lenkte ihn von seinen trüben Gedanken ab.
» Das wäre das Letzte, was ich im Sinn hätte, Allie. Schlie ß lich kennst du meinen Bruder Robert und mich, seit wir Babies waren. «
» Wahr, wahr, Massa Allan. Massa Robert ist schon als Klei n kind eigenwillig gewesen. Hat oft ausgespuckt, was ich ihm fütterte. Wenn er Spinat kriegte, war hinterher das ganze Zimmer grün g e fleckt. Habe nie mehr ein Kind getroffen, dass so klein so weit spucken konnte. Sie waren viel folgsamer. «
Allan unterbrach die Erinnerungen seiner Hausangestellten.
» Was gibt es zu essen? «
» Hühnchen auf kreolische Art. Ich dachte schon, Sie würden den Mardi Gras feiern, Massa Allan. Wollen Sie denn gar keine Gesel l schaft geben? Oder zu einer gehen? Es ist nicht gut, dass Sie sich so vergraben. Schließlich sind Sie ein gesunder und stattlicher Mann, sehen blendend aus. Reich sind Sie obendrein. Sie könnten der begehrteste Junggeselle im ganzen Süden sein, wenn Sie nur wollten. Die Frauen liegen Ihnen zu Füßen, wenn Sie sie nur a n schauen. «
» Allie « , erwiderte Allan tadelnd. Er hängte den hellen Pfla n zerhut an die Garderobe. Dazu trug er ein senffarbenes J a ckett über einer goldfarbenen Weste, ein Plastronkrawatte mit großen Knoten, enge Hosen und blankgeputzte Stiefel. » Das sollst du nicht sagen. Ich bin noch kein Jahr verwitwet. «
» Es ist über ein Jahr « , erwiderte die massige Haushälterin und Köchin. » Missis Blanche ist im vergangenen Jahr am zweiten Tag von dem Mardi Gras gestorben. Ich weiß es genau. Sie war bis zuletzt überzeugt, dass sie bald würde aufstehen können. Ich musste ihr das Kostüm zeigen, das sie zum Ende des Mardi Gras tragen wollte. Das herrliche Ballkleid aus Atlasseide, mit der Wespentaille und den Puffärmeln. Dazu wollte sie eine Halbmaske aus weißer Seide au f setzen. Sie wäre die Königin des Balls g e wesen, den Sie anlässlich ihres ersten Hochzeitstags geben wollten, Massa Allan. Doch dazu ist es nicht mehr gekommen. «
» Ja, leider. - Allie, willst du wohl aufstehen? Ich kann meine Sporen selbst ausziehen. «
Allan schob die Haushälterin weg, die niedergekniet war. Als er die Reitstiefel auf den samtbezogenen Hocker stellte, um die Sp o ren abnehmen zu kö n nen, zeterte sie los.
» So geht es nicht, Massa Allan. Dreck hereinbringen und die M ö bel mit Sporen zerkratzen. Unterlassen Sie das. Wie oft muss ich Ihnen das noch sagen? «
Allan nahm den Fuß herunter und bückte sich. Er legte die Sp o ren auf die Ablage an der Garderobe.
» Da, damit du deinen Willen hast, du Tyrannin. Aber du wirst dich nicht bücken und niederknien, um mir die Sporen abzunehmen. Du nicht, Mammy Allie. «
Die Haushälterin stemmte die Fäuste in die fülligen Hüften. Ihr kohlschwarzes Gesicht kontrastierte mit dem weißen Häubchen und der gestärkten Schürze. Unter ihrem weiten Krinolinenrock, unter dem sich ein halbes Dutzend Negerkinder hätten verbergen können, raschelte es.
» Wie viel Petticoats trägst du denn, Mammy Allie ? « , neckte A l lan sie. » Willst wohl flirten zum Mardi Gras, was? «
» Sie sollten flirten, Massa, nicht ich. Weiß nicht genau, wie alt ich bin. Wurde beim Baumwollpflücken geboren, jawoll. Bei Ni g gern und Mauleseln hat man es mit dem Geburtsdatum nicht genau g e nommen. «
» Du bist frei. Du bist US-Bürgerin, mit den gleichen Rechten und Pflichten wie ich. «
» Man ist frei, wenn man sich frei fühlt, Massa Allan. Sie sind nicht frei. Es jammert mich anzusehen, wie Sie sich vor lauter Kummer und Gram verzehren. Blanche ist gestorben. Sie können nicht mit einer Toten verheiratet bleiben. «
Die beiden schauten sich an. Alicia Bonnetemps sah den tiefen und bitteren Kummer in Allans Blick. Es war, als ob sie d i rekt in seine nackte, gepeinigte Seele schauen würde. Und sie begriff: Er war innerlich noch immer an Blanche gekettet, die herrliche, wu n derbare Blanche, die er vergöttert, auf seinen Händen getragen und die er mehr als alles andere auf der Welt geliebt hatte.
Mehr als sich selbst und als Gott. Seine Seele war mit ihr ve r schmolzen, sein Körper mit jeder Faser mit dem Blanches. Sie hatte ihn ganz erfüllt, war sein
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