Geliebtes Landleben
sehr heikle Fragen über Alter und Einkommen
gestoßen. Beides ließ eine weite Spanne. Keine genauen Einzelheiten, nur
verschiedene Einkommensgruppen, die mit 2000 $ und weniger begannen und bis zu
10 000 $ und darüber gingen. Aber in einigen Haushalten könnte es
Schwierigkeiten geben, wo der Mann den genauen Betrag seines Einkommens vor
seiner Frau geheimhielt. Hier stellte sich das Problem nicht.
Eigentlich auch nicht bezüglich
des Alters. Hier reichten die Gruppen von zwanzig bis fünfunddreißig, dann bis
fünfzig und darüber. Der Mann gab offen zu, sechsunddreißig zu sein, und seine
Frau lachte und sagte: »Mich tragen wir in die zwanzig bis dreißiger Gruppe
ein, mein Schatz, ohne weitere Einzelheiten.« Ihr Mann, der sie offensichtlich
sehr liebte, sagte warmherzig: »Jedenfalls siehst du nicht älter aus als
fünfundzwanzig. Vielleicht liegt das zum Teil an all den kleinen Töpfchen, von
denen du dieser jungen Dame berichtet hast; wenn das stimmt, dann mach nur weiter
so. Ein Mann mag es, wenn seine Frau gut aussieht.«
Sie waren ein nettes Paar, und
ich verließ sie mit dem Gedanken, daß die Arbeit eigentlich nicht so schlecht
war, wenn ich viele solche Ehepaare traf. Aber schon im nächsten Haus hatte ich
Pech. Die Frau hatte ihre Haare aufgedreht und war offensichtlich verärgert,
überrascht zu werden. Als sie die Tür öffnete und ich mein Anliegen vorbrachte,
sagte sie: »Zum Teufel mit diesen Umfragen. Es gibt heute überhaupt kein
Privatleben mehr.«
Ich erinnerte mich an das, was
man mir gesagt hatte, nahm sofort meinen Aktenkoffer und sagte freundlich:
»Entschuldigen Sie die Störung. Ich gehe wieder«, dann wollte ich ihr den
Rücken kehren. Jetzt sah ich, wie sich der Vorhang in dem Haus bewegte, das ich
gerade verlassen hatte, und ich winkte schnell und freundlich, was die Frau
sofort bemerkte. Ich sagte: »Ist schon gut. Ich habe nur Mrs. Watson gewinkt.
Sie waren so nett und hilfsbereit, und ich habe sie am Fenster gesehen.«
Die Frau hielt inne, blickte
böse zum anderen Haus hinüber und sagte: »Sie liegt wie immer auf der Lauer.
Sie wird sehen, wenn Sie weggehen, und denken, ich hätte etwas zu verbergen.
Kommen Sie also besser ’rein. Aber mein Mann wird nicht begeistert sein. Ich
warne Sie. Er sagt, wir hätten heutzutage keine demokratischen Rechte mehr.«
Ich schlich ins Haus und fühlte
mich ziemlich nervös. Ich dachte, er würde noch weniger begeistert sein, wenn
er herausfand, daß ich ihn über sein demokratisches Recht ausfragen würde,
soviel Geld für Alkohol auszugeben wie er wollte.
Insgesamt verlief das Interview
gar nicht so schlecht. Ich war sicher, daß die Frau nicht ganz ehrlich sagte,
was sie für ihr ziemlich reizloses Gesicht ausgab, aber der Mann war ganz
anders, als sie mir angedeutet hatte, ein sanftmütiger kleiner Mann, der ganz
freundlich war und gern alberne, persönliche Anspielungen machte, die seine
Frau in Wut versetzten. Aber ich überstand es ganz gut, wenn auch die
Freundlichkeit des vorhergehenden Interviews fehlte, und ich ging zum nächsten
Haus.
»Da werden Sie nicht viel Glück
haben«, sagte die Frau, als sie mich verabschiedete. »Arm wie eine
Kirchenmaus«, was mich zu der Antwort verleitete, daß wir dann etwas gemeinsam
hätten.
Es war ein völliger Gegensatz;
ein kleines, sauberes, ordentliches Haus in einem kleinen, aber sehr gepflegten
Garten. Die Frau, die mir öffnete, war Engländerin und ausgesprochen reizend.
Ohne zu zögern, führte sie mich in ihr kleines, jedoch herrlich möbliertes
Wohnzimmer und bestand darauf, daß ich eine gute Tasse Kaffee aus der Kanne
trank, die sie soeben aufgeschüttet hatte. Wenn sie auch sehr arm war, so war
sie hochgebildet. Sie erzählte mir, daß sie Keramik herstelle und so ihr
Einkommen etwas aufbessere: »Ich habe Brot und Butter, aber die Keramikarbeiten
sorgen für die Marmelade darauf.« Sie zeigte mir ihren Brennofen und einige
Stücke ihrer Arbeit. Sie waren hübsch, darum kaufte ich mir einen kleinen Krug.
Da ich mir nicht mehr leisten konnte, ertappte ich mich dabei, daß ich ihr
vertrauliche Dinge erzählte, über die niedrigen Preise, über die Kinder, die
zur Schule geschickt werden mußten, und so weiter. Sie war sehr
verständnisvoll, ohne zu mitleidig zu sein, und wir freuten uns beide über
unser Gespräch. Jetzt holte ich die dummen Formulare hervor, und sie gab mir alle
Auskünfte, die sie mir geben konnte.
»Ich fürchte, das wird Ihnen
nicht viel helfen, denn ich
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