Geliebtes Landleben
einem Schweinestall.«
»Mein Schatz, mach dir keine Sorgen. Es wird schon nicht wie in einem Schweinestall aussehen. Das stimmt doch gar nicht.«
»Rede keinen Unsinn. Komm lieber nach Hause, und mach dich an die Arbeit.«
»Ich komme. Ich stehe früh auf, um acht Uhr bin ich da.«
Da sie geritten kam, hieß das, daß sie sich aufmachen mußte, sobald es hell wurde. Aber ich wußte, daß ich mich auf sie verlassen konnte. Ich rief Larry kurz an.
»Ich habe keine Zeit, mich lange zu unterhalten. Aber da wir vom Überraschtwerden sprechen, Claudia kommt morgen.«
»Ach Du großer Gott, wie schrecklich. Ich dachte, Alister Smale sollte bald nach Neuseeland kommen und ein oder zwei Tage bleiben, bevor sie auf ihre Reise gehen?«
»Stimmt auch, ist aber Gott sei Dank noch nicht so weit. Ich habe Alister ja gern. Er ist so angenehm. Aber Claudia ist schrecklich pingelig, und sie argumentiert mit Paul und streitet sich mit Tony.«
»Was für ein herrlicher Gast! Würde es dir nicht helfen, wenn ich an einem Nachmittag ’rüberkäme?«
»Bloß nicht. Du würdest sie nie mögen und wahrscheinlich alles noch schlimmer machen.«
»Vielen Dank für das Kompliment an meinen gesellschaftlichen Schliff. Na ja, soll ich ’rüberkommen, um die Fenster zu putzen? Morgen früh könnte ich mich für ein paar Stunden freimachen, und bei den Fenstern kommt es auf gesellschaftliches Geschick nicht an, nur auf Armschmalz.«
»Das könnte meinen Fenstern nicht schaden. Aber nein, du hast soviel zu tun. Tony und ich werden schon zurechtkommen, und ich hoffe, daß es regnet. Dann sind die Fenster egal.«
Aber natürlich kam sie, kurz nach Tony. Wir arbeiteten in verbissenem Schweigen. Larry putzte die Fenster und saugte Staub, fand einige Blumen und machte Claudias Bett, das mit der ganzen Bügelwäsche zugedeckt war, die auf eine freie Stunde wartete. Noch mehr Bügelwäsche entdeckte Tony in Claudias Schrank und machte sich damit an die Arbeit, wischte Staub und verrichtete endlose kleine Dinge. Ich backte einen Kuchen und ein bißchen Teegebäck, bereitete ein anständiges Mittagessen vor und putzte das Silber. Als Paul nach Hause kam, lachte er, weil er drei Frauen arbeitend in andächtigem Schweigen vorfand, aber er freute sich nicht auf den Besuch seiner Schwester. Sie hatten nur wenig gemeinsam. Sie verachtete unsere Lebensweise und neigte dazu, Farmer gönnerhaft zu behandeln, und Paul hatte die alberne Vorstellung, daß ihr Professor zwangsläufig so sein mußte wie in manchen lustigen Geschichten, ziemlich überkandidelt. Das war alles ganz lächerlich, aber es brachte keine Harmonie in die Familie.
»Gut, daß der Professor nicht kommt«, sagte er. »Er würde sich wie ein Fisch auf dem Trockenen fühlen.«
»Du kennst ihn doch gar nicht«, fuhr ich ihn an. »Vielleicht ist er ein phantastischer Mensch.«
»Ich kenne ihn«, sagte Tony, die mit den gebügelten Kopfkissen gerade hereinkam. »Und Paul hat recht. Viele Professoren würden sich anpassen, aber nicht Macgregor Maclean. Er lebt nur in seiner eigenen Welt. Ich sage ja nicht, daß kluge Leute nicht nett sein können. Oliver ist klug, aber er läßt mich nie spüren, daß ich dumm bin.«
Oliver und Tony duzten sich nun also, wahrscheinlich schon wochenlang. Ich sagte nicht, daß sie wohl kaum miteinander zu vergleichen waren, oder daß ein Mann ein Mädchen nicht spüren läßt, daß sie dumm ist, wenn er sich gerade in sie verliebt hat. Ich sagte nur bewundernd: »Er ist eben ein kluger Mensch, der in Ordnung ist.«
Meine Schwägerin kam pünktlich an, und ich zwang Paul, zu ihrer Begrüßung zu Hause zu bleiben. Sie sah sehr gut aus, und ich mußte zugeben, daß Tony einiges von ihrer Schönheit ihrer Mutter verdankte. Aber die Haarfarbe hatte sie von ihrem Vater, und vielleicht war es ihre Gesichtsform und ihr rotbraunes Haar, das Claudia an ihren einen großen Fehler erinnerte und die Kluft zwischen ihnen vertiefte. Dazu kam die Tatsache, daß Tony ganz unverhohlen ihren Vater anbetete, und er sich jetzt, wo sie zu einer schönen jungen Frau herangewachsen war, um sie kümmerte und gern mit ihr zusammen war.
In ihrem Schlafzimmer sagte Mrs. Maclean mit herablassender Freundlichkeit zu mir: »Susan, du hast wirklich etwas aus dem Kind gemacht. Jetzt kann man sie vorzeigen, und gesellschaftlich hat sie unsagbare Fortschritte gemacht. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie dir das an einem Ort wie diesem gelungen ist.«
Unglücklicherweise hörte Paul
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