Geliebtes Landleben
gesehen!«
So war ich hocherfreut, als ich einige Tage später hörte, daß auch Larry überrascht worden war. Es wäre natürlich nicht passiert, wenn Tante Kate dagewesen wäre, aber sie war für zwei Nächte zu Anne gefahren, denn Tim mußte einen Kauf abschließen, und Anne war seit Gerards Geburt nicht sehr gesund gewesen. Larry sagte: »Natürlich war es verrückt von mir, so ein Risiko einzugehen, aber ich war in derselben Situation wie du — nichts Trockenes mehr zum Anziehen, ich hätte erst suchen müssen, und ich wollte unbedingt diese schrecklichen nassen Sachen loswerden. Es war noch viel schlimmer als bei dir. Du hast vielleicht altmodisch ausgesehen, aber wenigstens anständig, aber ich habe einfach meine Reithosen und die Jacke ausgezogen und wollte sie auf die hintere Veranda werfen. Nur ’raus aus dem Haus, denn ich hatte ein schrecklich stinkendes Mutterschaf bearbeitet.«
»Und was ist passiert?«
»Ich warf sie hinaus, und sie haben beinahe Mr. Kirk getroffen, der eben die Veranda betreten hatte. Erinnerst du dich an Kirk, dem wir in der Stadt begegnet sind?«
»Ja, diese ziemlich vornehmen Leute in dem Motel. Du hast ihnen das Versprechen abgenommen, daß Sie dich besuchen, wenn sie vorbeikommen — und das haben sie getan.«
»Ich schwöre dir, daß ich das nicht noch einmal tue. Es war schrecklich. Ich packte das nächste Kleidungsstück, das im Vorraum hing. Es war zufällig Sams Mantel und reichte mir bis zum Knöchel. Du mußt mit mir verglichen wie ein Mannequin ausgesehen haben. Sie waren schrecklich nett und versuchten, sich so zu verhalten, als seien halbangezogene Frauen, die mit schmutzigen Kleidern nach ihnen werfen, das Alltäglichste von der Welt. Mrs. Kirk hatte ein herrliches Tweedkostüm an und einen Reisemantel, und wir bemühten uns alle eifrig, die Situation zu überbrücken, bis ich mich davonstehlen und ein anständiges Kleidungsstück anziehen konnte. Ich habe schrecklich überschwenglich geredet, als ich mich zurückzog und sie erst in die Küche, wo der Spülstein mit Frühstücksgeschirr gefüllt war, und dann ins Wohnzimmer brachte. Dort konnten sie sich die Asche im Kamin betrachten, während ich den ganzen Schrank nach etwas Anziehbarem durchsuchte. Dann habe ich es noch fertiggebracht, Mrs. Kirks lieben Vorschlag, mir beim Teeaufgießen zu helfen, abzulehnen, und ich bemühte mich, nicht mit den leeren Büchsen zu klappern, als ich etwas zu essen suchte.«
»Hast du etwas gefunden?«
»Ja, denn Tante Kate hatte vor ihrer Abreise gebacken, und uns war keine Zeit geblieben, alles zu verschlingen, und der Kaffee war gut.«
»Und du warst natürlich sehr unterhaltsam?«
»Ich habe mein Bestes getan, während ich krampfhaft überlegte, was wir zum Mittagessen hatten, falls sie blieben. Keine Konserven, nur ein mageres Stück Hammel. Ich hatte mich gerade für Tonys Bauernomelette entschlossen, als sie sagten, sie könnten nicht länger bleiben. Natürlich redete ich vor lauter Erleichterung viel zuviel, und nun kommen sie auf dem Rückweg wieder.«
»Das geschieht dir recht. Inzwischen werden sie sich über diese Geschichte köstlich amüsieren«, sagte ich gehässig.
Die göttliche Vergeltung mußte mitgehört haben, denn schon am nächsten Tag klingelte das Telefon, und ich vernahm die gebildete Stimme von Pauls Schwester Claudia, die aus Auckland anrief. Ich wähnte sie in sicherer Entfernung in Melbourne und war entsetzt, als sie sagte: »Wir sind gestern zu dem Kongreß eingetroffen... Was, du weißt nichts davon? Susan, ich glaube, du liest überhaupt keine Zeitung... Ja, ich würde euch gerne einen kurzen Besuch abstatten.«
Was nannte sie einen »kurzen« Besuch? Ich hoffte, es würden drei Tage sein oder weniger. Schrecklich war nur, daß sie am nächsten Tag ankam.
Paul war nicht zu Hause, aber ich rief Tony im Supermarkt an, und sie war genauso entsetzt wie ich.
»Oh, Susan, und dazu ist es noch ein Wochenende. Ich habe keine plausible Ausrede, daß ich nicht kommen kann.«
»Das glaube ich auch nicht. Natürlich wirst du kommen. Es ist schließlich deine Mutter.«
»Nun reite nicht darauf herum. Du weißt, wir verstehen uns nicht. Sie hält so wenig von mir.«
»Unsinn. Auf jeden Fall mußt du kommen. Sie hat einen Wagen gemietet, fährt morgen selbst hierher und kommt um die Mittagszeit an. Kannst du rechtzeitig da sein, um mir beim Aufräumen dieses unmöglichen Hauses zu helfen? Ich war all die Tage draußen, und hier sieht es aus wie in
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