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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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das, als er mit ihrem Koffer hereinkam. Es war nicht erstaunlich, daß er daraufhin sagte: »Heb’ was vom Mittagessen für mich auf Susan. Ich muß erst noch nach einigen Schafen sehen.«
    Kein sehr verheißungsvoller Anfang.
     
     

4
     
    Wie gewöhnlich stießen Tony und ihre Mutter fast sofort zusammen. »Schade, daß du dieses moderne Zeug mitmachst und deine Haare so wild ’rumhängen läßt. Ich mag lieber eine ordentliche Frisur.«
    »Ja?« sagte Tony etwas zu süßlich. »Die moderne Jugend ist nicht deiner Meinung. Ich trage mein Haar wie die meisten meiner Freundinnen, außer auf Partys, dann stecke ich sie hoch wie eine viktorianische Jungfrau.«
    »Du hattest so schönes Haar. So lockig. Jetzt ist es glatt und viel zu lang.«
    Völlig offen gab Tony zu, daß sie ihr Haar hatte entkrausen lassen und fügte unverzeihlich hinzu: »Das habe ich gemacht, als ich mit Vater auf Reisen war. Ich bin zu einem guten Friseur gegangen, und er hat es gemacht. Vater war erst nicht so sehr dafür, aber jetzt findet er es gut. Er ist natürlich sehr modern.«
    »Da bin ich absolut sicher«, erwiderte Claudia schnippisch. »Das war er immer.«
    Ich war böse mit Tony, denn von Alister wurde in Gegenwart seiner früheren Frau nie gesprochen. Er hatte sich sehr schlecht benommen, und sie hatte sich scheiden lassen. Jetzt wollte sie ihn nur noch vergessen. Es war keine von diesen vernünftigen, gütlichen Scheidungen gewesen: Claudia war sehr verbittert, und sie trafen sich nie. Es war albern von Tony, mit ihrer Mutter einfach von ihm zu sprechen.
    Jetzt rächte sie sich und fragte: »Zu welcher Karriere hast du dich entschlossen, Antonia?« Claudia hatte sich immer gegen die Abkürzung gewehrt, und das Mädchen war erstaunt über einen Namen, den sie so lange nicht gehört hatte.
    »Karriere?« wiederholte sie langsam. »Was für eine Karriere? Ich habe einen Job, wie du weißt. Ich führe den Supermarkt für Miss Adams.«
    »Das kann man wohl kaum als Karriere bezeichnen.«
    Und im Handumdrehen waren sie mittendrin. Unglücklicherweise war Paul nicht da, es konnte also keiner eingreifen. Tony sagte leidenschaftlich, daß sie ihr Leben liebe, daß es interessant sei und sie immer bei Paul und Susan bleiben wolle. »Außerdem willst du mich zu Hause auch gar nicht haben, Mutter. Den Professor langweile ich, und ich komme mit Robert nicht aus. Hier passe ich besser hin. Sie wollen mich.«
    »Das mag schon sein, aber du bist deiner Mutter von Zeit zu Zeit einen Besuch schuldig.«
    Tonys Stimme klang verbittert. »Warum? Beginnen deine Freunde zu sagen, daß es eigenartig ist, wenn deine kleine Tochter dich nicht besucht? Schrecklich für dich. Du hast immer Angst vor Klatsch gehabt, und jetzt bist du die Frau eines Professors, da muß das peinlich sein.«
    Paul kam gerade rechtzeitig herein, um diesen letzten Ausbruch zu hören, und er sagte scharf: »Halt an dich, Tony. So darfst du nicht mit deiner Mutter sprechen. Sei still, Kind!«
    Sie gab nach, aber der Schaden war schon angerichtet. Etwas Wahres war an ihrer Bemerkung wohl dran. Claudia haßte Klatsch, und eine Scheidung und die Abwesenheit ihrer Tochter machten ihren Stand bestimmt nicht leichter. Aber es war alles sehr unangenehm, und ich war dankbar zu hören, daß Claudia nur zwei Tage für uns Zeit hatte.
    »Wirkt Antonia eigentlich auf Männer?« fragte sie mich, als wir allein waren. Zum ersten Male sah ich einen Anflug weiblicher Schwäche in meiner schrecklichen Schwägerin, und das gefiel mir eigentlich ganz gut an ihr.
    »Sie hat eine unheimliche Wirkung auf Männer. Und außerdem hat sich dieser Bezirk in den letzten paar Jahren verändert, Claudia. Er hat wirklich gewonnen, und es sind jetzt viele junge Farmer in der Gegend.«
    »Oh, Farmer... ?« Ihre Stimme zeigte deutlich, daß sie von Farmern nicht viel hielt, und ich war froh, daß Paul sie nicht hören konnte. Mehr als einen Zusammenstoß am Tag konnte ich nicht ertragen. »Und wir haben einen sehr ansehnlichen jungen Arzt hier«, fügte ich hinzu und fühlte mich gleich als Verräter, denn niemand wollte den jungen Arzt weniger als ich an Tonys Seite sehen.
    Claudia horchte sichtlich auf »Ein Arzt?« Dann etwas enttäuscht: »Wahrscheinlich so ein Feld-, Wald- und Wiesenarzt. Kein Mann mit Fähigkeiten oder Ehrgeiz würde sich hier vergraben.«
    Das konnte ich nicht hinnehmen. »Ich glaube, Dr. Barrett weiß, wie nötig Ärzte auf dem Lande gebraucht werden. Das heißt, eigentlich überall, aber

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