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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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da ich sein vornehmes Gesicht seit zwei Jahren nicht gesehen habe, spreche ich ihn überhaupt nicht an. Mutter wollte mich dazu bringen, ihn >Vater< zu nennen, aber dafür war ich nicht zu haben. Ich nannte ihn Professor und schnitt Grimassen hinter seinem Rücken.«
    »Was für ein dummes kleines Mädchen du doch warst. Du wirst dich schon bald zu einem Besuch bei ihnen aufraffen müssen. Es ist nicht richtig, daß du mit deinem Vater ’rumreist und deine Mutter nie besuchst.«
    »Warum sollte ich? Ich weiß, ich habe gesagt, ich käme irgendwann, aber sie will mich eigentlich gar nicht. In diesem vornehmen Haushalt bin ich ein schrecklicher Klotz am Bein, und Robert kann ich nicht ausstehen.«
    »Sprich nicht so von deinem Bruder«, schimpfte ich, aber innerlich hatte ich Mitleid mit einem Mädchen, das seine Mutter nicht liebte und sich mit ihrem einzigen Bruder nicht verstand. Kein Wunder, daß Tony, die von Natur aus warmherzig und liebevoll war, sich in unsere Arme geworfen und unser Leben so entschlossen angenommen hatte. Das war ein Fehler, aber daran war ihr Leben schuld. Sie fuhr gelassen fort: »Vermutlich muß ich eines Tages hingehen. Ich werde mit Vater darüber sprechen, denn er wird meine Flugkarte zahlen und drei Tage später einen Rückflug buchen müssen. Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, Susan, denn du weißt genau, daß dein Herz eigentlich für dieses arme Ding, für dieses ungewollte Kind blutet.« Das kam der Wahrheit so unglücklich nahe, daß ich nur mitlachen konnte.
    Als sie das Zimmer verließ, sagte sie plötzlich: »Was immer du tust, ich werde nicht zulassen, daß eure berühmte Hinterlandsgastfreundschaft mit dir durchgeht und du Mutter überredest, einen Tag länger zu bleiben. Du weißt, Vater steht plötzlich vor der Tür, und ich könnte es einfach nicht ertragen, wenn sie zusammentreffen würden.«
    Das schien mir alles übertrieben dramatisch. Claudia und Alister waren beide hochgebildete und intelligente Menschen. Aber als ich Paul von Tonys übertriebener Auffassung erzählte, gab er ihr zu meinem Erstaunen recht.
    »Ist schon besser, wenn sie sich nicht treffen. Alister hat mir von der letzten Begegnung erzählt. Eine äußerst unerfreuliche Szene. Natürlich lachte er darüber, aufgeregt hat er sich nur, weil Tony, als er sich von ihr verabschieden wollte, auf ihrem Bett lag, sich die Ohren zuhielt und in Tränen aufgelöst war. Das arme Kind, kein Wunder, daß sie nicht gerade begeistert ist. Wir wollen ganz sicher keine Szenen hier haben. Schlimm genug für Tony, daß sie Eltern hat, die einander hassen, ohne daß sie auch noch öffentlich Krach anfangen.«
    Tony mochte Paul einen Querkopf nennen, aber in diesem Punkt stand er ganz auf ihrer Seite; Tante Kate auch. Als ich vorschlug, sie hin und her zu fahren, um Mrs. Maclean zu sehen, lehnte sie kurz aber scharf ab.
    »Nein danke, Susan. Was ich über diese Frau höre, gefällt mir nicht, und vielleicht kann ich meinen Mund nicht halten, wenn wir uns treffen.«
    »Sie ist ganz reizend, und natürlich würden wir Larry zu Hause lassen.«
    »Ich finde es nicht gerade reizend, die eigene Tochter zu vernachlässigen.«
    Damit war die Sache erledigt. Schade; Tante Kate hätte so einen guten Eindruck für uns machen können.
    Pauls Worte hatten mich beeinflußt. Er regte sich nicht über Kleinigkeiten auf; wenn er meinte, das Paar solle sich nicht treffen, so hatte er gute Gründe dafür. So unternahm ich nichts, um meine Schwägerin zu überreden, als sie sagte, sie müsse am nächsten Tag nach dem Mittagessen abreisen. Bei dieser Zusicherung wurde Tony, die sich herabgelassen hatte, den freien Tag anzunehmen, den Miss Adams ihr anbot, plötzlich äußerst hilfsbereit, packte die Koffer ihrer Mutter und fuhr ganz eifrig schon vor dem Mittagessen ihren Wagen vor die Türe. Ich war dankbar dafür, obwohl ich fand, daß der scheidende Gast allzu offensichtlich gedrängt wurde.
    Als wir gerade beim Mittagessen saßen, klingelte das Telefon und brachte mir wie so manches Mal eine sonderbare Vorahnung. Tony schien das auch zu spüren, denn sie lief schnell zum Apparat. Glücklicherweise befand sich das Telefon in der Halle, so gut wie außer Hörweite. Ich hörte nur ein unterdrücktes Lachen, als sie den Hörer abnahm; dann streckte sie ihr Bein aus und gab der Tür einen Schubs.
    Ich wußte, daß etwas nicht stimmte, und als ich an ihr vorbei in die Küche ging, hörte ich sie sagen: »In einer Stunde... Nicht früher...

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