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Geliebtes Landleben

Geliebtes Landleben

Titel: Geliebtes Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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erwachsen wurde, und daß sie viel tiefer getroffen war, als selbst ich es erwartet hatte. Aber sie wollte ihren Schmerz allein tragen oder so wenig wie möglich darüber sprechen und bemitleidet werden. Aber was hatte sie beschlossen? Wie die Entscheidung auch ausfiel, sie würde unglücklich sein. Wenn sie das Versprechen, das sie Oliver gegeben hatte, halten würde, obwohl er das ihr stillschweigend gemachte gebrochen hatte, stand ihr ein Leben bevor, das ihr keinen Spaß machen würde. Wenn sie sich geweigert und gesagt hatte, daß sie keinen Mann heiraten würde, der nach ihren albernen Vorstellungen seiner Pflicht den Rücken kehrte, mußte sie schwer leiden. Denn es gab keinen Zweifel, daß sie ihn geliebt und geglaubt hatte, den Mann ihres Lebens gefunden zu haben. In jedem Fall waren die weiteren Aussichten unglücklich. Aber welche Entscheidung würde fallen?
    Den ganzen Tag machte ich mir Gedanken darüber. Erst am Abend, als die Kinder im Bett waren und wir drei im kühlen Wohnzimmer so schweigsam saßen, wie wir es sonst nicht kannten, wenn Tony zu Hause war, erzählte sie es uns. Ihre Stimme war bewußt ruhig und nüchtern, als sie sagte: »Ich heirate Oliver natürlich nicht.«
    Es entstand eine Pause, in der Paul sehr sorgfältig seine Pfeife stopfte, und dann sagte ich: »Das habe ich befürchtet, Tony.«
    Sie fuhr mich scharf an: »Befürchtet? Heißt das, daß du geglaubt hast, ich würde einen Mann noch heiraten, nachdem ich herausgefunden habe, daß er nicht so ist, wie ich dachte?«
    »Ich wußte nicht, was ich glauben sollte. Es ist deine Entscheidung. Wie immer sie ausfällt, wir werden auf deiner Seite stehen.«
    Sie stand nicht auf, um mich zu umarmen, wie sie es noch vor einem Monat getan hätte, sondern sie sagte nur ruhig: »Danke, Susan. Ich habe erwartet, daß du das sagst. Aber du verstehst mich doch, oder? Natürlich war ich schrecklich albern, aber ich habe wirklich geglaubt, Oliver wäre der Mann, der sich ganz für die Leute aufopfert, die ihn wirklich brauchen.«
    Ihre Stimme war so traurig, daß mir das Herz für sie blutete, aber Paul war ganz realistisch. »Die Leute in der Stadt brauchen genauso Hilfe wie im Hinterland, weißt du.«
    »Natürlich, aber an einem Ort wie diesem ist die Lage wirklich verzweifelt. Menschen sterben, weil es keinen Arzt gibt. In der Stadt findet man normalerweise einen. Ich dachte, Oliver wäre sich dessen bewußt und bereit, seinen eigenen Ehrgeiz zu opfern.«
    Paul sprach erneut. »Es ist nicht nur Ehrgeiz. Wenn er sein ganzes Leben hier verbringen würde, dann würde er niemandem mehr etwas nützen. Verdammt noch mal, Tony, der Junge ist erst achtundzwanzig. Hast du erwartet, daß er sich hier festsetzt, die anderen Ärzte aber auf dem neuesten Stand bleiben, während er als Geburtshelfer herumreist oder Arthritis und Geschwüre behandelt? Soll er seinen ganzen Verstand einfach verrotten lassen?«
    Sic errötete vor Ärger. »Natürlich nicht. So dumm bin ich auch nicht. Aber er hätte sich auf dem neuesten Stand halten können. Es gibt Fortbildungskurse und genügend Literatur und Sitzungen mit anderen Ärzten. Er hätte einen Stellvertreter bekommen können, wenn er längere Zeit weggemußt hätte. Ich dachte, er würde all das tun und es dann dort anwenden, wo es so nötig gebraucht wird. Das hätte er auch getan, wenn er sich wirklich engagiert hätte.«
    Ich sagte: »Ich glaube, das ist nicht fair, Tony, Oliver hat sich engagiert. Er war ausgesprochen gewissenhaft und aufopfernd, und wenn er geht, ist er doppelt so lange geblieben, wie er versprochen hat. Er hat seine Pflicht getan.«
    »Das weiß ich, aber nicht bis zu Ende. Er hinterläßt seine Aufgabe unvollendet und läßt viele Leute im Stich, die auf ihn vertrauen.«
    »Sie werden schon einen anderen Mann finden«, sagte Paul. »Er wird nicht so gut und nicht so jung sein wie Barrett, aber gut genug.«
    »Gut genug«, brauste Tony auf. »Glaubst du, das ist alles, was das Hinterland braucht? Nicht einen erstklassigen Mann, nur jemanden, der gut genug ist.«
    »Oh, hör schon auf.« brummte Paul. »Du weißt, was ich meine, so gut, daß er bereit ist, hierher zu kommen.«
    »Versuche praktisch zu denken, Tony«, warf ich vorsichtig ein. »Du mußt zugeben, daß dies die Nachteile des Hinterlandes sind. Du kannst das von erstklassigen Ärzten ebensowenig erwarten wie von erstklassigen Lehrern.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann sagte Tony: »Gut, das gebe ich zu. Es war alles

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