Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
Mißtrauens machte sich breit.
    Die Entdeckung des ermordeten Julian MacKenzie in einem sicheren Haus des Departments in Bosham gab dem Klatsch neue Nahrung. Dank der von Miranda Keller erhaltenen Auskünfte wußte Bret, daß MacKenzie einer Verwechslung zum Opfer gefallen war. Der KGB war hinter Bernard Samson hergewesen. Aber Bret unternahm in dieser Angelegenheit nichts, ehe er Samson in das Konferenzzimmer Nr. 3 bugsiert und ihm dort in Gegenwart geeigneter Zeugen ins Gewissen geredet hatte. Samson schrie zurück, wie Bret es von ihm erwartet hatte, und schließlich erzählte Bret allen, die es hören wollten, daß Bernard »über jeden Verdacht erhaben« war. Aber die Arbeit an dem Netz von Täuschungen, das er zu Fionas Absicherung für erforderlich hielt, zehrte an Bret Rensselaer.
    Er war ein geborener Verwalter, brutal mitunter, aber dabei immer selbstgerecht. Die Leitung der Wirtschafts-Nachrichten-Abteilung war eine Aufgabe, für die er ideal qualifiziert war.
    Die Operation Gelinkt war anders. Sein ursprünglicher Plan, die ostdeutsche Wirtschaft durch den Abzug von Facharbeitern und Führungskräften zu schwächen, war nicht so leicht

    - 290 -
    durchzuführen, wie es anfänglich schien. Fiona hatte ihm regelmäßig über die ostdeutsche Opposition und andere Reformgruppen berichtet, aber diese konnten sich nicht einig werden. Sein Hauptproblem bestand darin, daß er, um die notwendige Geheimhaltung von Gelinkt zu gewährleisten, seinen Freunden und Kollegen immer kompliziertere Lügen auftischen mußte. Es war unbedingt notwendig, daß keiner den ganzen Plan durchschaute. Die Aufgabe stellte Anforderungen, die ihm nicht behagten. Es war, als spielte man Tennis gegen sich selbst: hin und her über die Mittellinie, über das Netz springen, sich selbst in die Enge treiben, immer anstrengendere Volleys plazieren, die zu erwidern unmöglich sein würde.
    Und dieses Doppelleben ließ ihm wenig Zeit für
    Entspannung oder Vergnügen. Nun, zur Lunchzeit am Samstag, zu einer Zeit, da er für ein paar Stunden die Arbeit ruhen lassen und sich mit Freunden auf einer jener ländlichen Wochenendpartys, die er am meisten genoß, hätte entspannen können, saß er hier und stritt sich mit seiner Frau über die Scheidung und die verdammten Unterhaltszahlungen, die sie forderte.
    Es war typisch für Nicola, daß sie im Roma locuta est hatte essen wollen, einem engen italienischen Restaurant in Knightsbridge. Schon den Namen fand er beleidigend: »Rom hat gesprochen« konnte auch heißen, daß dort Reklamationen nicht angehört wurden, und tatsächlich führte Pina ihr Restaurant genau auf diese Weise. Pina war eine einschüchternde italienische Matrone, die die Reichen und Berühmten willkommen hieß, es andererseits verstand, Kundschaft, auf die sie weniger Wert legte, zu vergraulen. Jetzt war das Lokal ein Treffpunkt des lärmenden Jet-sets von Belgravia, einer Gruppe, der Bret nach Möglichkeit aus dem Wege ging. An diesem Samstag waren diese Leute besonders unerträglich, hüpften von Tisch zu Tisch, brüllten quer durchs Lokal und bestellten ihr anglisiertes Essen in abscheulichem

    - 291 -
    Italienisch. Auch die Entdeckung, daß hier fast jeder seine Frau beim Vornamen kannte, machte die Mahlzeit nicht gerade schmackhafter für Bret.
    »Du glaubst das wirklich«, sagte sie. »Du lieber Himmel, Bret. Du sagst, du bist arm, und du glaubst das selber. Wenn das nicht so verdammt heimtückisch wäre, würde ich darüber lachen.« Nicola hatte sich offensichtlich mit ihrer Kleidung und ihrem Make-up große Mühe gegeben, aber sie gehörte zu seiner Vergangenheit und hatte ihre Anziehungskraft für ihn verloren.
    »Du brauchst das nicht dem ganzen Lokal zu erzählen, Liebling«, sagte Bret leise. Da er wußte, was hier üblich war, hatte er in seiner Kleidung gewisse Zugeständnisse gemacht.
    Er trug eine Wildlederjacke und einen braunen seidenen Rollkragenpullover. Der anständige Anzug, den er gewöhnlich trug, wäre samstags zum Lunch in diesem Lokal fehl am Platze gewesen.
    »Von mir aus kann es die ganze Welt hören, ich will es gerne auch von den Dächern schreien.«
    »Wir haben das alles doch durchgesprochen, ehe wir heirateten. Du hast doch die Anwälte konsultiert. Du hast die Einwilligungsformulare unterzeichnet.«
    »Ich habe nicht gelesen, was ich unterschrieb.« Sie nahm einen Schluck ihres Campari-Soda.
    »Warum, zum Teufel, nicht?«
    »Weil ich in dich verliebt war, deshalb nicht.«
    »Du dachtest, die

Weitere Kostenlose Bücher