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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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unserer Leute in London sagen. Sie
erwähnte einen Mann, den kürzlich seine Frau verlassen hat.
Überdies hat sie kürzlich in Berlin die Bekanntschaft dieser
Dame gemacht. Sind Sie noch da, Bret?«
»Aber gewiß, Sir Henry, vollkommen. Bekanntschaft
gemacht? Namentlich? Hat sie den Namen erwähnt?« »Anscheinend. Aber alles wird ja auf dem Wege der
mündlichen Überlieferung ein bißchen nebelhaft, bis es bei mir
ankommt. Sehr, sehr dringend, sagte sie, sei ihr Anliegen.
Irgend jemand sollte getötet werden. Irgendwas Derartiges.
Aber ja, der Name wurde genannt. Der Special Branch hielt es
für richtig, bei uns anzufragen, ob der Name hier bekannt sei.
Der Mann, der Nachtdienst hatte, hielt die Anfrage für wichtig
genug, mich deswegen zu wecken. Ich glaube, er hatte recht.« »Allerdings, Sir.«
»Ein Inspektor des Special Branch bringt die Dame nach
London. Sie nennt sich Mrs. Miranda Keller, geborene Dobbs.
Das ist natürlich keine Hilfe, die deutschen Telefonbücher sind
voller Kellers. Würden Sie nicht vielleicht so nett sein, sich
mal mit ihr zu unterhalten? Hören, worum es geht?«
»Ja, Sir.«
»Der Special Branch hat dieses Grundstücksmaklerbüro in
Kensington. Das Haus hinter dem Sainsbury-Supermarkt. Sie
kennen es doch?«
»Ja, Sir.«
»Sie werden in weniger als einer Stunde dort sein.« »Ich mache mich sofort auf den Weg, Sir.«
»Das wäre wirklich schön, Bret. Ich wäre Ihnen so dankbar.
Ich komme morgen ins Büro. Dann können wir darüber
sprechen.«
»Ja, Sir.«
»Möglicherweise ist natürlich alles blinder Alarm.« »Jedenfalls sollte ich mich wohl beeilen.«
»Es könnten auch unsere alten Freunde sein, die da
versuchen, uns einen schlechten Streich zu spielen. Riskieren
Sie nichts, Bret.«
»Werde ich nicht, Sir. Ich gehe am besten gleich los.« »Ja, natürlich. Gute Nacht, alter Junge. Obwohl, zu Ihnen
sollte ich ja wohl jetzt guten Morgen sagen.« Der D.G. kicherte
und legte auf. Er hatte es gut. Er konnte jetzt wieder schlafen
gehen.
Mrs. Miranda Keller war sechsunddreißig Jahre alt, und die
Perücke, die sie trug, ließ sie nicht jünger aussehen. Es war fast
vier Uhr früh, und sie hatte eine lange Autofahrt durch
strömenden Regen hinter sich, als sie dieses große alte Haus in
Kensington erreichte, einer schäbigen Wohngegend im
Zentrum von London. Miranda ließ ihren Kopf auf dem
abgewetzten Bezug des Sessels ruhen. Der gnadenlose blaue
Schein der ständig summenden Deckenbeleuchtung
schmeichelte ihrer Erscheinung nicht.
»Wie ich Ihnen schon sagte, wir haben keinen Angestellten
dieses Namens«, sagte Bret. Er saß hinter einem Schreibtisch
und trank lauwarmen schwarzen Kaffee aus jenem zarten
Porzellan, das in den Büros der ernsthaften jungen Männer, die
Grundstücke verkaufen, de rigueur ist. Auf dem edlen alten
Tablett stand neben der Kaffeetasse eine Zuckerdose und eine
aufgestochene Dose Kondensmilch. »S, A, M, S, O, N«,
buchstabierte sie.
»Ja, ich habe Sie schon verstanden. Niemand dieses
Namens«, sagte Bret.
»Sie werden ihn umbringen«, sagte Miranda, ohne
lockerzulassen. »Haben Sie schon jemand in dieses Haus nach
Bosham geschickt?«
»Darüber zu sprechen bin ich nicht befugt«, sagte Bret.
»Nicht mal, wenn ich’s wüßte«, setzte er hinzu.
»Also, diese Männer werden ihn töten, wenn er hingeht. Ich
weiß, was das für Leute sind.« Die Fenster klapperten im
Wind. »Russen, sagen Sie?«
»Sie haben sich ja ihre Namen aufgeschrieben«, sagte sie.
Sie hob ihre Tasse, warf einen Blick auf den Kaffee und stellte
sie zur Seite.
»Ja, das habe ich. Und Sie haben gesagt, daß da noch eine
andere Frau war.«
»Über die weiß ich nichts.«
»Ach richtig. Das sagten Sie schon«, murmelte Bret und
vertiefte sich in seine Notizen. »Meine Handschrift ist nicht
besonders elegant, Mrs. Keller, aber ich glaube, leserlich
genug. Ich möchte, daß Sie die Notizen durchlesen, die ich
gemacht habe. Fangen Sie hier an: die Unterhaltung in dem
Wagen am Londoner Flughafen, bei der Sie die Stimme dieser
Frau nachahmten, die Sie in Berlin-Grünau getroffen haben.« Sie las schnell, nickte und reichte das Protokoll zurück. Der
Wind heulte im Kamin, und die elektrische Heizflamme
ratterte in ihrer Halterung. Ununterbrochen hämmerte schwerer
Regen ans Fenster.
Bret nahm ihr die Papiere nicht ab. »Lassen Sie sich Zeit,
Mrs. Keller. Vielleicht sollten Sie’s zweimal lesen.« Sie sah
seine Notizen noch einmal durch. »Was stört Sie? Glauben Sie
mir vielleicht nicht?«
»Es hört

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