Gelinkt
Dafür sah Bret dort ab und zu nach dem Rechten und ließ hin und wieder das schadhafte Dach reparieren. Er hatte dort schon seit Jahren nicht mehr übernachtet.
Bret war überrascht, daß sich der D.G. erinnerte, daß er Zugang zu dem Haus hatte, und ärgerlich, daß er ein Treffen gerade dort vorschlug, denn jetzt, da niemand dort auf Dauer wohnte, war die Wohnung ziemlich verkommen. »Fahren Sie sofort zum Stallhaus«, wies Bret seinen Fahrer an. »Wir werden versuchen, da ein bißchen Ordnung zu schaffen, ehe Sir Henry kommt.«
»Wir haben ungefähr eine halbe Stunde«, sagte Albert. »Vielleicht verspätet Sir Henry sich auch, er hat das angedeutet.«
»Gut, daß wir in London geblieben sind«, sagte Bret. »Man weiß doch nie, wo Sir Henry aufkreuzt.«
»Nein, Sir«, sagte Albert Bingham.
Bret lehnte sich in den Ledersitz seines Bentley zurück. Er war versucht gewesen, das Wochenende bei seinen pferdebegeisterten Freunden in der Nähe von Newmarket zu verbringen und von dort aus einen Abstecher zu dem Haus des D.G. in Cambridgeshire zu machen. Dann hatte seine Frau dieses Treffen am Samstag verlangt, und so war er in der Stadt geblieben. Nur gut. Denn so eine Spritztour zurück nach London, ohne vorherige Verabredung, nur um eine Laune des Alten zu befriedigen, war genau das, was Bret Verdauungsbeschwerden verursachte.
»Bedauere, wenn dieser Treffpunkt nicht gelegen war«, sagte Sir Henry Clevemore, als er den kleinen Raum über der Garage betrat. Er hatte sich den Kopf am Türrahmen gestoßen, aber jetzt, da er seine massige Gestalt in den großen, etwas abgenutzten Sessel eingepaßt hatte, schien er ganz zufrieden zu sein. »Aber es war eine Sache von einiger Dringlichkeit.«
»Ich bedaure, daß es hier nicht behaglicher ist«, sagte Bret. Der Raum war staubig und feucht. Am Spiegel waren Fingerabdrücke, unabgewaschene Milchflaschen standen im Waschbecken und verdorrte Blumen auf dem Bücherregal. Die einzige festliche Note verlieh der Teppich dem Interieur, der aufgerollt, in Sackleinwand eingenäht und mit leuchtendroten Kunststoffpäckchen voller Mottengift dekoriert war. Da das Haus nur von Durchreisenden zur Übernachtung benützt wurde, fehlte es dem Haus aufs traurigste an jedem Komfort. Selbst der elektrische Wasserkessel funktionierte nicht. Zu schade, daß Nikki so schwierig war. Die Hand einer Frau hätte diesen Räumen gutgetan.
Bret fühlte prüfend nach unten, ob der elektrische Heizlüfter warme Luft ausblase. Er hatte gleich nach seiner Ankunft hier die Heizung angeschaltet, aber die Luft war modrig. Er beschloß eine durchgreifende Renovierung der Wohnung. Er würde seinen Anwälten deswegen schreiben. Er öffnete einen Schrank, der mehrere Flaschen enthielt. »Es ist eine Flasche Whisky da.«
»Lassen Sie das doch, Bret. Wir brauchten einen Ort, um vertraulich miteinander reden zu können. Dieser hier ist ideal. Nein, ich will keinen Drink. Meine Neuigkeit ist, daß Erich Stinnes zusammen mit dem jungen Bernard Samson aus Mexiko-Stadt hierher unterwegs ist. Ich glaube, wir haben es geschafft.«
»Das ist eine gute Nachricht, Sir.« Er blickte zu Boden, wo sich der schwarze Labrador des D.G. rekelte. Warum hatte der Alte dieses senile und übelriechende Geschöpf in diesen kleinen Raum mit hinaufgenommen?
»Sie werden bei der Sache Regie führen, Bret. Lassen Sie Samson reden, aber halten Sie alles, was abläuft, eisern unter Kontrolle. Wir müssen Stinnes umdrehen und zurückschicken.«
»Ja, Sir.«
»Aber mir ist eingefallen, Bret …« Er hielt inne. »Ich will mich nicht einmischen … Sie sollen ja Regie führen. Ganz allein.«
»Bitte fahren Sie fort, Sir.« Bret klopfte den Staub von einem mit Chintz bezogenen Stuhl und setzte sich sehr vorsichtig hin. Er wollte sich nicht schmutzig machen.
Der D.G. saß zurückgelehnt mit übergeschlagenen Beinen, ohne anscheinend die schäbige Umgebung zu bemerken. Das düstere Winterlicht, das durch die staubige Scheibe fiel, war eben ausreichend, das Profil des alten Mannes zu umreißen und Lichtflecken auf die Spitzen seiner blankgeputzten Schuhe zu setzen. »Sollten wir diesem verdammten Martin Pryce-Hughes an den Kragen gehen?«
»Dem Kommunisten? Hmm.«
Brets Ton war zu mild, den D.G. zufriedenzustellen. »Diese kleine Zecke, die den Kontakt zwischen Mrs. Samson und diesen Gangstern vom KGB gemacht hat«, sagte er mit Nachdruck. »Sollen wir ihn uns schnappen? Sagen Sie bloß nicht, daß Sie sich darüber noch nie Gedanken gemacht
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