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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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fragte der Kellner Nicola.
»Ja, bitte«, sagte sie.
Bret sah hinab auf das zerknautschte Salatblatt, auf dem vier kalte, feuchte Krabben und gummihaft weiße Tintenfischringe lagen, und dann schielte er auf Nicolas appetitlich filetierte Scholle. »Zerlassene Butter?« fragte der Kellner. »Und etwas Parmesankäse?« Nikki wußte immer, was sie bestellen mußte. War das Geschicklichkeit oder Schicksal? Oder war es Pina? Bret bemerkte, daß die mit Juwelen behangene Dame am Nebentisch Stücke von ihrem Kalbsfilet an einen perfekt gebürsteten und gekämmten Terrier zu ihren Füßen verfütterte. »Das ist wie ein verdammter Zoo hier«, murmelte er, aber seine Frau tat, als hörte sie ihn nicht.
Nikki ließ von ihren Schollenfilets ab und legte Gabel und Messer nieder. »Ich habe dir alles gegeben«, sagte sie abermals. »Ich bin dir sogar in dieses lausige Land gefolgt, oder etwa nicht? Und was habe ich dafür gekriegt?«
»Was du gekriegt hast? Du hast in ziemlichem Luxus gelebt und in einem der schönsten Häuser Englands.«
»Das war kein Zuhause, Bret, nur ein schönes Haus. Aber wann habe ich mal meinen Mann zu sehen gekriegt? Tagelang hatte ich niemanden, mit dem ich reden konnte, außer den Hausangestellten.«
»Du solltest es ertragen können, allein zu sein.«
»Na schön, alter Kumpel. Nun hast du die Gelegenheit zu entdecken, was es heißt, alleine zu sein. Denn ich werde nicht da sein, wenn du nach Hause kommst, und keine andere Frau wird sich das gefallen lassen. Das wirst du bald merken.«
»Ich habe keine Angst, allein zu sein«, sagte Bret selbstzufrieden. Er stieß seinen Krabbensalat beiseite. Seine Frau klagte immer über das Alleinsein, und heute hatte er eine Antwort für sie: »Eine Menge Leute sind allein gewesen. Descartes, Kierkegaard, Locke, Newton, Nietzsche, Pascal, Spinoza und Wittgenstein waren die meiste Zeit ihres Lebens allein.«
Sie lachte. »Ich habe den Artikel im Daily Telegraph auch gelesen. Aber diese Leute waren alle Genies. Du bist kein Denker … Kein Philosoph.«
»Meine Arbeit ist wichtig«, sagte Bret. Er war verärgert. »Ich arbeite schließlich nicht in einer Keksfabrik. Staatsdienst ist ganz was anderes.«
»Na klar, und wir wissen ja alle, was Vater Staat so treibt.«
»Was soll das heißen?« fragte Bret mit einer Unsicherheit, die fast komisch war.
»Die Staatslenker stellen die Regeln für die Bürger auf und brechen sie selbst. Sie erhöhen die Steuern und geben sich selbst Gehaltszulagen. Sie nehmen einem das Geld weg und verschwenden es an lausige ausländische Regierungen. Sie schicken deine Kinder nach Vietnam und lassen sie umbringen. Sie fliegen in Helikoptern, während unsereiner im Stau steckt. Sie lassen einen von Banken und Versicherungsgesellschaften ausplündern, damit ihnen die den Wahlkampf finanzieren.«
»Denkst du das wirklich, Nikki?« Bret war schockiert. So etwas hatte sie noch nie gesagt. Er fragte sich, ob sie schon seit dem frühen Morgen getrunken hätte.
»Verdammt richtig, genau das denke ich. Jeder denkt das, der nicht selber an den Fleischtöpfen der Regierung sitzt.« Das klang beängstigend.
»Ich hatte nicht gewußt, daß du eine Linke bist.«
Er fragte sich, was die Sicherheitsleute von ihr hielten. Bloß gut, daß er sie los wurde. Aber war irgendwas davon in seine Personalakte gelangt?
»Ich bin weder eine gottverdammte Demokratin noch eine Liberale, noch eine Rote oder sonstwas. Ich finde nur die selbstzufriedenen Typen wie dich, die wichtige Aufgaben im Staatsdienst wahrnehmen, einfach zum Kotzen.«
»Davon, daß wir uns hier gegenseitig anmotzen, hat keiner was«, sagte Bret. »Ich weiß, daß du wegen des Hauses enttäuscht bist, aber ich kann da wirklich nichts machen.«
»Verdammt noch mal, Bret! Ich muß doch irgendwo wohnen!« Er vermutete, daß Joppi sich schon von ihr zurückzog. Plötzlich tat sie ihm leid, aber wiederhaben wollte er sie nicht. »Diese Wohnung in Monte Carlo steht leer. Du könntest sie von den Treuhändern für eine nominale Summe mieten.«
»Von den Treuhändern für eine nominale Summe mieten«, wiederholte sie sarkastisch. »Wie nominal darfs denn sein? So was wie ein Dollar im Jahr?«
»Wenn wir damit all diesen unnötigen Hickhack beenden könnten, wäre ein Dollar im Jahr vollkommen in Ordnung. Sollen wir uns darauf einigen?« Er winkte mit der Hand, um einen Kellner auf sich aufmerksam zu machen, aber vergeblich. Das Personal stand um einen Ecktisch versammelt und lächelte auf eine

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