Gelinkt
Nachrichtensprecherin des Fernsehens hinab, die eben bei der Liebkosung des glatten Fells eines ChihuahuaHündchens fotografiert wurde. »Willst du Kaffee?«
»Ja«, sagte sie. »Ja, auf beide Fragen. Aber ich will Möbel, gute Möbel, was die erste, und Sahne und Zucker, was die zweite angeht.«
»Du machst ein gutes Geschäft«, sagte Bret. Er war erleichtert. Wäre Nikki bei ihrer Forderung nach dem Haus an der Themse geblieben, hätte ihn das in eine schwierige Lage gebracht. Er hätte seinen Abschied nehmen müssen. Auf keinen Fall hätte das Department seine Verwicklung in einen Scheidungsprozeß hingenommen und damit das Risiko, daß die Öffentlichkeit anfinge, sich für seine Tätigkeit zu interessieren. Wenn er aber seinen Abschied nähme, was würde dann aus Fiona Samson? Er war der einzige, der die ganze Geschichte kannte, und fühlte sich persönlich verantwortlich für ihre Mission. Oft genug machte er sich Sorgen um sie.
Als er aufblickte, sah Bret seinen Chauffeur Albert Bingham durch den überfüllten Speisesaal auf sich zukommen. »Was nun?« sagte Bret. Nicola wendete den Kopf, um zu sehen, wohin er blickte.
»Guten Tag, Mrs. Rensselaer«, sagte Albert höflich. Ihm war bewußt, daß Exgattinnen mitunter ihre Autorität als Hausherrinnen zurückgewannen und deshalb nicht mit Geringschätzung behandelt werden durften. »Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber das Krankenhaus hat sich am Autotelefon gemeldet.«
»Was haben Sie gesagt?« Bret war schon auf den Füßen. Albert würde ihn nie beim Essen stören, wenn es sich nicht um etwas sehr Wichtiges handelte.
»Könnten Sie früher kommen?«
»Ob ich früher kommen könnte?« wiederholte Bret. Er fand die Kreditkarte in seiner Brieftasche.
»Sie haben gesagt, Sie wüßten schon, worum es geht«, sagte Albert.
»Ich muß gehen«, sagte Bret zu seiner Frau. »Es ist ein alter Freund.« Er knipste die Kreditkarte mit dem Fingernagel, so daß sie ein schnappendes Geräusch machte. Sie erkannte darin eine seiner vielen irritierenden Gewohnheiten.
»Schon recht«, sagte Nicola in dem lebhaften Ton, der ihre Verärgerung offenbarte.
»Laß uns das bald mal wieder machen«, sagte Bret. Er beugte sich vor – die Hand mit der Kreditkarte ausgestreckt wie ein Bühnenzauberer, der etwas aus der Luft greift – und küßte seine Frau auf die Wange. »Nun, da alles geregelt ist, laß uns bald mal wieder essen gehen.« Er hörte den Terrier knurren, als er dessem Fressen zu nahe kam.
Sie nickte. Er hatte keine Lust, noch einmal mit ihr essen zu gehen, das war ihr vollkommen klar. Sie sah, wie erleichtert er die Gelegenheit ergriff, ihr zu entfliehen. Sie hätte am liebsten geheult. Sie war sehr zufrieden darüber, sich von Bret Rensselaer getrennt zu haben, aber sie fand es demütigend, daß er damit gleichfalls sehr zufrieden war. Sie nahm ihre Puderdose und klappte den Spiegel auf, um das Make-up ihrer Augen zu prüfen. Sie konnte Bret sich darin spiegeln sehen. Sie beobachtete, wie er die Rechnung bezahlte.
Brets ursprüngliche Verabredung mit dem Director-General lautete: um sechs Uhr auf ein Glas in dessen Haus auf dem Lande. Nun hatte der Director-General angerufen und ein Treffen in Rensselaers Stallhaus in London vorgeschlagen. Das war der Anruf über das Autotelefon, den Albert gemeldet hatte. Die Anrufe des Departments wurden von Albert stets als Anrufe aus anonymen Krankenhäusern, Schulen oder Klubs bezeichnet, je nach der Gesellschaft und den Umständen, in denen er Bret davon Meldung machte.
»Sie sind sicher, er meinte das Stallhaus?« fragte Bret seinen Fahrer.
»Ganz sicher«, sagte Albert.
»Was für ein Gedächtnis er hat«, sagte Bret mit widerwilliger Bewunderung.
Das fragliche Haus hatte um die Jahrhundertwende die Stallungen und die Wagenremisen enthalten, die zu Cyrus Rensselaers großartigem Londoner Haus gehörten. Als Bret das große Haus am Platz zum ersten Mal sah, war es ein Offiziersklub, der vom amerikanischen Roten Kreuz betrieben wurde. Nach dem Krieg war es verkauft worden, aber das unbequeme kleine Stallhaus verblieb im Familienbesitz. Die wenigen Zimmer mit Küche, Badezimmer und Garage wurden nur ab und zu von verschiedenen Rensselaers benützt und gelegentlich von Anwälten und Agenten, die in Familiengeschäften in London zu tun hatten. Weil aber Bret dauernd in England lebte, hatte er einen Schlüssel dazu und durfte es mit großzügiger Erlaubnis der anderen Angehörigen der Familie benützen, wann immer er wollte.
Weitere Kostenlose Bücher