Gelinkt
echt«, sagte Werner. »Gebrauchte Banknoten. Genau wie Sie’s verlangten. Ich habe sie am Freitag von der Commerzbank geholt.«
Er griff in den Kofferraum nach einem ledernen Aktenkoffer. Vorsichtig gab er Thurkettle den Koffer und sagte: »Stellen Sie ihn nicht auf den Wagen, er ist frisch gespritzt.« Thurkettle lächelte mitleidig. Die Sorte Nervosität, die Volkmann da zeigte, war ihm vertraut. Kunden waren immer etwas furchtsam im Umgang mit einem gedungenen Mörder. Er hielt den Koffer mit beiden Händen, während Werner sich vorbeugte und sich an dem Schloß zu schaffen machte. »Es ist ein Kombinationsschloß«, erklärte Werner. Er konnte Blut und Dreck an Thurkettles Kleidern riechen. Den Gestank des Schlachthauses. »Man kann die Kombination einstellen, wie man will. Ich habe 1, 2, 3 eingestellt. Das vergißt man wenigstens nicht, 1, 2, 3, oder?«
»Nein«, sagte Thurkettle. Werner ließ das Schloß aufschnappen und hob den Deckel, »1, 2, 3 kann man nicht vergessen.« Während Thurkettle dastand und mit beiden Händen den neuen ledernen Aktenkoffer hielt, griff Werner Volkmann nach der seltsam aussehenden Feuerwaffe, die hinter dem Aktenkoffer nicht zu sehen war, und drückte ab. Ein Ladestreifen von acht Schuß gab einen Feuerstoß wie ein Maschinengewehr. Alle acht Kugeln drangen in Thurkettles Bauch.
Acht Schuß. Es war nur ein kleiner »Einwegartikel«, aber auf die Entfernung war kein Meisterstück der Büchsenmacherkunst erforderlich, um tödliche Wirkung zu tun. Die Einschläge dieser kleinen mittelschnellen Geschosse warfen Thurkettle nicht zu Boden, er stolperte nur ein paar Schritte rückwärts, wobei er noch immer den Koffer mit beiden Händen hielt und Werner in verständnislosem Unglauben anstarrte. Thurkettles ruckartige Bewegungen lockerten die Geldstapel im Koffer, und ein Stoß regennassen Windes nahm nach und nach die Scheine mit. Thurkettle blickte seinem weggeblasenen Geld nach. Er griff nach den Scheinen, zuckte aber vor Schmerz zurück. Das durfte nicht wahr sein. Er war erschossen. Thurkettle war ein professioneller Killer, und dieser Sack war ein Nichts …
Während er rückwärts stolperte, flatterte mehr und mehr Geld weg, und er schmeckte das ihm in den Mund sprudelnde Blut und wußte, daß er erledigt war. Dabei drückte er den Koffer mit beiden Armen an die Brust, als könnte er ihm Schutz bieten gegen weitere Schüsse oder ihn in seinen letzten Augenblicken trösten, und er umarmte ihn fest wie eine Geliebte, und das blutgetränkte Geld fiel ihm vor die Füße.
Kurz bevor er stürzte, begriff Deuce Thurkettle, wie man ihn zum Besten gehabt hatte. Seine Augen wurden groß vor Zorn. Deuce Thurkettle war der einzige, der mit Sicherheit wußte, daß Fiona Samson noch lebte. Selbst dieser Hampelmann, der ihn abgeknallt hatte, dachte, daß Samson mit Tessa abgehauen wäre.
Na, er würde es der Welt verraten. Er öffnete den Mund, um die Wahrheit zu sagen, aber es quoll nur Blut heraus. Eine Menge. Dann taumelte er zu Boden.
Werner warf seinen kleinen »Einwegartikel« weg. Das war das Praktische an diesen Dingern. Er sah Thurkettle beim Sterben zu, denn er wußte, daß London eine unzweideutige Vollzugsmeldung wollte. Werner hatte kein Mitleid mit Thurkettle. Er war ein gedungener Mörder, und der Tod solcher Leute ist immer ein Gewinn für die menschliche Gesellschaft. Den letzten Anspruch auf Mitgefühl hatte Thurkettle verscherzt, als Werner hörte, daß Fiona tot war. Er hatte Thurkettle gesagt, daß es vor allem anderen darauf ankam, Bernard und Fiona in Sicherheit zu bringen. Und dabei hatte Thurkettle versagt. Werner stieß die Leiche mit der Schuhspitze an und beförderte sie dann mit einem Fußtritt in den Straßengraben. Er hatte den Ort wegen dieses tiefen Grabens ausgewählt. Er brachte auch das Motorrad weg. Irgendwann würde es gefunden werden – irgend jemand würde auf den Feldern herumflatternde Dollarscheine bemerken –, aber dennoch war es besser, das Rad außer Sicht zu bringen. Er drückte den Aktenkoffer ins Gras, und der Rest des Geldes fiel heraus. Er hob nichts davon auf. Die Scheine waren wahrscheinlich markiert oder gefälscht. Die Londoner Zentrale hatte das Geld geliefert, und in Geldsachen waren die Briten sehr genau, das war eine der Sachen, die ihm schon bald, nachdem er angefangen hatte, für sie zu arbeiten, aufgegangen war.
Bret Rensselaer war in La Buona Nuova, einem auf den Bergen von Ventura County in Kalifornien gelegenen Anwesen. Er saß
Weitere Kostenlose Bücher