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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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protestiert, bis ich lockerer lasse.
    Warum habe ich gelogen?
    Ich hatte Angst. Vor Amy? Das ist verrückt. Aber die Angst war da. Sie war real. Als ob Amy auch jemand sein könnte, der mit dem Ziegelstein ausholt.
    Ich halte meine linke Hand hoch, drehe sie hin und her. Die Finger sind heil und makellos, ohne Narben. Ich kann mir fast einreden, dass der Angriff aus meinem Traum nie geschehen ist, dass mein Unterbewusstsein das alles erfunden hat. Dass nur die Erkenntnis, dass ich mit der linken Hand besser zeichnen kann als mit der rechten, diese Bilder ausgelöst hat. Sie können keine Erinnerung sein. Ich bin geslated worden. Ich habe keine Erinnerungen.
    Aber irgendwie sitzt eine dunkle Gewissheit wie ein Fels auf meiner Brust und drückt mich nieder, lässt mir kaum noch Luft zum Atmen. Ein Selbsterhaltungstrieb in meinem Inneren schreit laut auf und lässt sich nicht ignorieren.
    Das darf niemals jemand erfahren.

»Alle mal herhören, wir haben heute jemand Neuen hier!« Die Betreuerin Penny spricht mit einer Stimme, die fast so schrill wie ihr knallgelber Pulli ist.
    Â»Alle« sind etwa ein Dutzend Slater wie ich, die aus den umliegenden Dörfern kommen und sich in einem losen Kreis in einem zugigen Saal mit hohen Wänden versammelt haben.
    Penny schiebt mich nach vorn. »Na los. Stell dich vor! Und such dir einen Platz.«
    Â»Hi. Ich bin Kyla«, sage ich und entdecke einen Stuhl in einer Ecke, den ich in den Kreis ziehen kann.
    Die anderen lächeln zuerst mich und dann sich gegenseitig an. Die meisten sind ein paar Jahre jünger als ich. Alle, außer einem Mädchen, das etwa in meinem Alter ist und mit verschränkten Armen dasitzt und aus dem Fenster in die Dunkelheit starrt.
    Na großartig. Die erste Gruppensitzung. Genau das, was ich jetzt noch zusätzlich zu meinem Kopfweh brauche. Normalerweise verschwindet der Schmerz nach einem Blackout nach zwei oder drei Tagen. Mum meinte zwar, ich könnte auch erst nächste Woche mit den Sitzungen anfangen, aber ich habe beschlossen, dass ich mich gut genug fühle, um aus dem Haus zu gehen. Zumindest komme ich so endlich mal raus. Abgesehen davon hat es keinen Sinn, das Gruppengespräch hinauszuzögern: Das Treffen findet bis auf Weiteres jeden Donnerstag um 19 Uhr statt. Amy muss nicht mehr hin, also gehe ich davon aus, dass »bis auf Weiteres « gilt, bis die Betreuer überzeugt sind, dass man keine permanente Überwachung mehr nötig hat.
    Im Krankenhaus hatten wir auch »Gruppe«, also weiß ich, wie so eine Sitzung abläuft. Wir sollen in einer »unterstützenden, unvoreingenommenen Atmosphäre« über unsere Gefühle sprechen. Aber irgendwie hat man dann doch immer den Eindruck, dass sie einem einfach nur sagen, was man fühlen soll.
    Penny verschränkt die Arme. »Erinnert sich jemand daran, was ihr jetzt tun müsst?«
    Die anderen sehen einander ratlos an und schweigen.
    Aua, das tut weh. Es ist, als würde man einen Verkehrsunfall beobachten.
    Es bleibt still, bis sich schließlich das älteste Mädchen vom Fenster abwendet und die Augen verdreht. »Da kann man ja genauso gut der Farbe beim Trocknen zuschauen. Stellt euch endlich vor, ehe wir alle alt und grau werden.«
    Ich merke, wie meine Augen groß werden, genau wie die der anderen Gruppenmitglieder. Sie hat laut ausgesprochen, was ich nur zu denken wage. Wie traut sie sich, so etwas laut zu sagen?
    Penny runzelte die Stirn. »Danke für die offenen Worte. Vielleicht willst du selbst beginnen?«
    Â»Klar. Ich grüße dich, liebe Kyla. Ich bin Tori. Willkommen zu unserem fröhlichen Kaffeekränzchen.«
    Die anderen stellen sich nacheinander mit ihren Namen vor und lächeln dazu. Keiner von ihnen scheint kapiert zu haben, dass Toris Tonfall der reinste Sarkasmus war. Niemand bis auf Penny, die Tori immer noch mit gerunzelter Stirn ansieht.
    Als die Vorstellungsrunde vorbei ist, wirft Penny einen Blick auf die Uhr: zehn nach sieben. »Also, ich denke, wir sollten besser …«
    In diesem Moment fliegt die Tür auf.
    Â»Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, ertönt eine männliche Stimme. Ich drehe mich um, als ein Stuhl über den Boden gezogen wird. Tori schiebt ihren etwas zurück, um Platz zu machen, und der Neuankömmling setzt sich neben sie.
    Penny tut so, als würde sie streng dreinblicken. »Du musst lernen, pünktlich zu sein, Ben. Wie

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