Gemeinsam gegen Krebs: Naturheilkunde und Onkologie - Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin (German Edition)
vergleichenden Wirksamkeit unterschiedlicher Behandlungsformen bewilligt.
Integrative Ausbildung der Onkologen
Daneben ist es für die Zukunft wichtig, die naturheilkundlichen Ausbildungsmöglichkeiten an den deutschen medizinischen Fakultäten auszubauen und insbesondere auch ihren klinischen Einsatz in Kombination mit anderen Verfahren der internistischen Medizin: die Integrative Medizin. In Essen arbeiten wir aus diesem Grund an einem Curriculum zur Fortbildung von Onkologen, um in naher Zukunft eine Zusatzbezeichnung »Integrative Onkologie« erwerben werden können.
In den USA ist man schon einen Schritt weiter: Dort bieten große, renommierte Krebskliniken, allen voran das Sloan-Kettering Cancer Center in New York, im Rahmen ihrer Abteilungen für »Integrative Oncology« Fortbildungskurse für die verschiedensten Berufsgruppen an, die in der Krebsbehandlung eine Rolle spielen – neben Ärzten sind das auch Masseure, Pflegende und Sozialarbeiter. Dieses Konzept ist der Palliativmedizin entliehen, das in der Onkologie eine wichtige Rolle spielt. Doch es eignet sich längst nicht nur für unheilbar Kranke, sondern auch und erst recht für Patienten, die um ihr Leben kämpfen und ihre Gesundheit wiedererlangen oder zumindest stabilisieren wollen.
Onkologische Teams sind inzwischen in wenigen spezialisierten Krebszentren in Deutschland etabliert worden – ihr Konzept sollte um integrative Aspekte erweitert werden. Setzen sich solche Ansätze verstärkt auch in Europa durch, werden es unseriöse Geschäftemacher, die mit ihren Heilslehren und angeblichen Patentrezepten gegen Krebs die Naturheilkunde und die traditionelle Medizin leider immer wieder diskreditieren, viel schwerer haben. Aus der Angst und Verzweiflung von Menschen Kapital zu schlagen, das ist besonders verwerflich – und wird, das muss man ehrlich sagen, durch unser Medizinsystem indirekt unterstützt, weil sich die Patienten von ihm häufig nicht angenommen und in ihren individuellen Nöten nicht gesehen fühlen.
Wissenschaft und menschliche Medizin
In Zukunft muss es wieder genügend Zeit für ausführliche Gespräche mit den Patienten geben, um gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen. Es müssen außerdem verschärfte Qualitätsmaßstäbe an diese medizinische Disziplin angelegt werden: Bei der Fülle an täglichem Wissenszuwachs reicht es nicht mehr aus, mit Erfahrungswerten zu operieren – Expertensysteme, wie das hier vorgestellte SenoExpert können dabei neue Maßstäbe setzen. Es darf nicht länger sein, dass Krebskranke, deren Leben und Leiden davon abhängt, an unterschiedlichen Krankenhäusern nach unterschiedlichen Standards behandelt werden. Noch aber ist das so – wie sonst ließe sich erklären, dass Patienten an spezialisierten Zentren und solche, die an Studien teilnehmen, länger und besser leben? Sie werden von Menschen mit einem besonderen Know-how und in einem besonders ambitionierten Umfeld betreut.
Die Medizin muss also wissenschaftlicher werden und trotzdem menschlicher. Wie uns die jüngsten Forschungen zur Epigenetik, der Wechselwirkung von inneren Anlagen und äußeren Einflüssen, zeigt, ist das kein Gegensatz: Detailwissen aus der Humanbiologie ist genauso wichtig wie die Haltung gegenüber dem Patienten. Die Onkologie muss ihn ernst nehmen, mit ihm in ein Gespräch kommen – anstatt ihn nur juristisch untermauerte Einwilligungserklärungen unterzeichnen zu lassen. Wille und Wunsch von Patienten sollten von der Medizin nicht länger als Stolperstein in der Behandlung verstanden werden, sondern als Ressource. Jeder gute Arzt hat das schon immer getan – aber viele andere können es noch lernen, und sie werden über die Ergebnisse verblüfft sein. Das gilt auch für die Krebsmedizin. Der enorme Zuspruch unserer Essener Patientinnen mit Brustkrebs zur Integrativen Onkologie beweist es schon heute, auch wenn Langzeitstudien noch ausstehen.
»Nichts ist stärker«, schrieb Emile Zola, ein großer Kritiker seiner Epoche, »als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.«
Danksagung
Naturheilkunde und Komplementärmedizin als Teil der Behandlung von Krebspatienten ist eines der schwierigsten und zugleich wichtigsten Themen der Integrativen Medizin. Dem Wunsch des überwiegenden Teils der Patienten nach deren Einsatz steht ein erhebliches Informationsdefizit bei Laien wie Ärzten gegenüber – eine Situation, die unseriöse Anbieter ausnutzen, um die Not der Krebskranken mit unrealistischen
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