Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
Grundschule fertig. Nein, wir müssen sofort reagieren und uns gleich darum kümmern. Das bedeutet häufig, dass man irgendjemandem in den Hintern kriechen muss, aber das Ziel ist klar: Wir wollen Ihrem Ex das Sorgerecht mithilfe unserer neuesten Erkenntnisse wieder abnehmen. Oder, falls das nicht klappt, die Kinder aus seinem Haus holen.“
„Geht das denn auch, wenn der Richter sich geirrt hat?“, fragte Ellie.
„Er hat sich geirrt, aber er ist – im Gegensatz zu Ihnen – auf der sicheren Seite. Er könnte in Pension gehen, bevor es zur Berufung kommt. Vertrauen Sie mir, Ellie – wir wollen einfach nur, dass die Entscheidung rückgängig gemacht wird. Falls unser Antrag abgelehnt wird, sollten wir die Zeit nutzen und bei nächster Gelegenheit mit einem Haufen glaubwürdiger, guter Bürger, die für Sie bürgen würden, vor Gericht auftauchen, um den Fall endlich abzuschließen. Glauben Sie mir, ich kenne diesen Richter. Er tickt nach seinen eigenen Regeln. Wir sagen nur: ‚Ja, Sir, wie Sie wünschen, Sir.‘“
„Halten Sie das für Erfolg versprechend?“
„Im schlimmsten Fall müssten Sie neunzig Tage auf das Sorgerecht verzichten. Die haben Sie schon zu zwei Dritteln überstanden. Eine neuerliche Anhörung könnte ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Wir bitten also um nicht viel – wir bitten nur darum, die Zeit, für die er das Sorgerecht hat, ein wenig zu kürzen, und hoffen auf das Beste. Aus meiner Sicht klingt Ihre Bitte sehr vernünftig. Sie haben die Anweisungen und Wünsche des Richters haargenau befolgt. Es gibt keinen ordentlicheren Job als den der Assistentin eines Pfarrers.“
„Oder der Geliebten des Pfarrers?“, sagte Ellie und wandte den Blick ab.
„Nun, die Sache werde ich nicht erwähnen. Sie ist nicht relevant. Verstanden? Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen müsste?“
Ellie hob die Achseln und sagte: „Er hat viele Schimpfnamen für die Kinder, aber was mir am meisten wehtut, ist, wenn er sie Bastarde nennt. Das will ich nicht. Es ist mein Fehler, dass sie keine Väter haben. Sie können nichts dafür.“
„Ellie, da müssen Sie drüberstehen. Sie haben die Kinder in die Welt gesetzt. Sie lassen sich doch nicht von einem Schimpfwort aus der Fassung bringen.“
„Ich weiß“, erwiderte Ellie. „Ich stehe über vielen Dingen. Aber das hier ist besonders schwer. Ich bin so froh, dass ich meine Kinder habe. Und es tut mir so leid, dass es Dinge gibt, die ihnen in ihrem Leben fehlen.“
Nach dem Termin bei Brie ging Ellie zu Vanni, um noch einmal Mamis Helferin zu spielen. Ihre neue Freundin sah bereits viel besser aus als am Anfang ihres Spezialeinsatzes. Vanni wirkte ausgeruht, und das Haus war auch ordentlich aufgeräumt. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich hier ein komplett neues Bild ergeben. Mamis Helferin hatte sich in Mamis Freundin verwandelt. Die beiden Frauen arbeiteten gemeinsam im Haus, kümmerten sich um die Wäsche und später um das Abendessen, das inzwischen auch wieder rechtzeitig fertig wurde.
Während sie beide in der jeweils anderen Ecke des Sofas saßen und Babywäsche zusammenfalteten, unterhielten sie sich miteinander. „Ich habe Hannah in der ersten Zeit bei uns nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet. Ich habe es vermieden, sie auf den Arm zu nehmen, und wenn doch, dann war ich nicht mit dem Herzen bei der Sache. Glaubst du, das hat ihr einen irreparablen Schaden zugefügt?“
„Mit diesen Dingen kenne ich mich nicht so gut aus, aber meine Oma hat immer gesagt: ‚Kinder teilen dir schon mit, was sie brauchen. Du musst nur gut hinsehen.‘ Hannah ist nie unleidlich. Sie schreit höchstens, wenn sie müde ist, Hunger oder die Hosen voll hat. Oder wenn sie Aufmerksamkeit von dir will. Wenn du dich jetzt mit der Situation schon etwas besser fühlst, kannst du sie ruhig öfter mal knuddeln oder sie in den Arm nehmen. Ich meine, überleg es dir, Vanni – manchmal sind auch Mütter müde, fühlen sich nicht gut, sind krank oder müssen ab und zu sogar ins Krankenhaus. Und manchmal müssen sie zwei Jobs annehmen, um ihre Kinder versorgen zu können.“
„Ich fürchte, sie wird nie vergessen, wenn auch nur unterbewusst, dass ich so kühl und abweisend zu ihr war. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich auf sie einlassen kann …“
„Ich weiß, was du meinst. Ich habe mir auch immer Gedanken darüber gemacht.“
„Weswegen? Dass du dich deinen Kindern gegenüber kühl verhältst?“, fragte Vanni.
„Ich war zwar nicht kühl, aber
Weitere Kostenlose Bücher