Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
erlangt, zwei Kleinkinder beinahe gleichzeitig in ihre Kindersitze im Auto oder beim Einkaufen in den Einkaufswagen zu verfrachten. Ihr Alltag blieb natürlich dennoch etwas anstrengender als vorher, weil sie keine Möglichkeit sah, die Arbeit zu reduzieren, geschweige denn den Stapel schmutziger Wäsche, der täglich darauf wartete, gewaschen zu werden. Und erst die Windeln. Sie türmten sich bis fast zur Decke, ohne dass Vanni die Energie dazu aufbringen konnte, Matt ans Töpfchen zu gewöhnen. Doch Ellie hatte versprochen, wiederzukommen – sie wollte nur ein paar Tage in der Stadt bleiben, um in der Nähe ihrer eigenen Kinder zu sein. Ein Tag mit Ellies Hilfe wäre Vanni vermutlich sogar genug.
In letzter Zeit hatte Vanni die Kinder, solange sie sich mit ihnen in einem Zimmer befand, frei herumlaufen lassen. Auch wenn sie selbst nicht besonders warm mit Hannah wurde, so hatte Matt damit kein Problem. Im Gegenteil. Hannah folgte ihm überall hin – er watschelte vorweg, sie krabbelte ihm in einem rasenden Tempo hinterher und zog sich an allen Möbeln, die sich in ihrer Reichweite befanden, hoch. Matt schleppte ihr sein Spielzeug an, sie gab ihm dafür ihres. Als Hannah ihre ersten selbstständigen Schritte wagte, ohne sich am Beistelltischchen abzustützen, fiel Vanni plötzlich ein, dass die Kleine bald ein Jahr alt wurde.
In einem Monat war Hannahs erster Geburtstag.
Als Matt seine ersten selbstständigen Schritte gemacht hatte, hatten ihm Vanni und Paul und alle möglichen Menschen dabei geholfen und ihn ermuntert oder die Hände nach ihm ausgestreckt. Sie hatten ihn gelobt und seine ersten Schritte gefilmt. Doch Hannah machte das alles ganz alleine.
Liegt es daran, dass sie das zweite Kind ist, oder daran, dass sie Terrys Tochter ist? fragte sich Vanni.
Als Matt kurz vor seinem ersten Geburtstag stand, hatten Vanni, Paul und Walt eine große Geburtstagsparty für ihn und alle ihre Freunde geplant. Vanni stellte beschämt fest, dass sie das genaue Datum von Hannahs Geburtstag erst einmal in den Geburtsunterlagen nachsehen musste.
„Mama!“, sagte Hannah triumphierend, bevor sie auf ihren mit Windel gepolsterten Popo fiel und lachte.
„Ja“, erwiderte Vanni und lächelte sie an. „Du kannst laufen! Großes Mädchen.“
Zum Glück unterbrach die Türklingel ihre Gedanken. Vanni ging, um die Tür zu öffnen. Ein Kurierbote von UPS lieferte ein sehr großes Paket für Mr und Mrs Haggerty ab. Vanni unterschrieb den Beleg und brachte das Paket ins Wohnzimmer, wo die Kinder spielten. Dort stellte sie es vor dem Sofa ab und setzte sich hin. „Was glaubt ihr, könnte das sein?“, fragte sie die Kinder, die sich neugierig näherten. Sie öffnete das Paket und entdeckte in den Falten der Luftpolsterfolie einen Brief. „Hm, sieht nach einer Überraschung aus“, sagte sie laut. Sie öffnete das Kuvert und begann zu lesen:
Lieber Mr Haggerty und liebe Mrs Haggerty,
Mr Hanson hat mir gesagt, dass Sie sich noch nicht entschieden haben, ob Sie Hannah bei sich aufnehmen wollen oder nicht. Dennoch dachte ich, dass Sie diese Sachen vielleicht in Ihre Obhut nehmen wollen. Ich habe keine Möglichkeit, sie irgendwo zu verstauen, und gebe sie nur ungern aus den Händen. Die Sachen gehören Hannah. Falls Sie sich entscheiden sollten, das Mädchen zur Adoption freizugeben, sorgen Sie doch bitte dafür, dass diese Sachen ihrer neuen Familie übergeben werden. Ich lebe jetzt in einem Pflegeheim, weil meine MS sich erheblich verschlechtert hat. Deshalb schreibt eine Krankenschwester diesen Brief für mich. Ich weiß, dass es viel verlangt ist, weil ich keinerlei Hilfe angeboten habe, aber falls es Ihnen oder Hannahs neuer Familie irgendwie möglich sein sollte, würde ich
Hannah sehr gerne einmal sehen.
Danke, dass Sie sich um das Mädchen kümmern.
Roberta Bradford.
„Wow“, flüsterte Vanni. Sie legte den Brief weg und schob die Luftpolsterfolie beiseite, um eine Kiste voller Fotos freizulegen. Das ganz oben liegende Bild war eingerahmt und zeigte ein Baby, das
exakt
genauso aussah wie Hannah. Vanni nahm die Kiste heraus und entdeckte weitere Schuhkartons voller Schnappschüsse. Sie überflog die Fotos und fand ein paar Bilder von Terrys Geburtstagsparty, von Terry als pausbackigem zweijährigem Mädchen in einem Bikini und mit einem breiten Grinsen. Sie hatte große Augen, und ihre Haare bestanden nur aus dunklen Locken. Die Fotos zeigten Terry mit Leuten, die Vanni niemals kennenlernen würde. Auf vielen saß
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