Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
Fahrt zum Gericht nach Eureka erschien ihr endlos lange. Noah versuchte, sie mit Small Talk abzulenken. Er erzählte noch mal die Geschichte von Lucy und ihren Welpen. Dann erklärte er Brie, wer George war und dass er am frühen Nachmittag ankommen würde. George wollte auf keinen Fall die erste Messe, die Noah in der neuen Kirche abhalten würde, verpassen. Noah hätte das geheime Eheversprechen, auf das sich Shelby und Luke geeinigt hatten, nie verraten, aber er ließ durchblicken, dass die anschließende Dinnerparty in Walt Booth’ Haus ein echter Galaabend würde. Und dass die Hochzeitsfeier in einem Zelt auf Walts Grundstück stattfände, mit fein gedeckten Tischen, Kristallgläsern und wertvollem Porzellan, Heizpilzen und einer Tanzfläche. „Ich bezweifle, dass es bei einer Präsidentenhochzeit nobler zugeht“, sagte Noah gut gelaunt.
Ellie wünschte sich, dass er einfach einmal den Mund halten würde. Sie war ein Wrack. Eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Als sie in Eureka eintrafen, sagte Brie: „Ellie, wir haben zwar schon über alles gesprochen, aber noch einmal – dem Richter liegen alle Unterlagen zu deinem Fall bereits seit über einer Woche vor: Antrag, einstweilige Verfügung, Haftbefehl, Unterlagen vom Jugendamt, Arbeitsplatzbestätigung von Pfarrer Kincaid – alles. Er sollte somit alles, was er für eine Entscheidung braucht, haben. Vielleicht stellt er dir aber trotzdem noch ein paar Fragen. Antworte bitte ehrlich und höflich. Und Ellie, egal, was passiert, versuche deine Gefühle im Zaum zu halten. Und zügele unter allen Umständen dein Temperament. Wenn wir Pech haben und nicht alles so läuft wie geplant – sehr unwahrscheinlich, aber möglich –, dann lass mich das bitte übernehmen. Es ist zu deinem eigenen Besten.“
„Versprochen“, sagte Ellie leise.
Brie wiederholte es noch ein paar Mal leise, während sie auf dem Flur vor dem Gerichtssaal darauf warteten, dass sich die Türen öffneten und der Gerichtsdiener Ellies Namen aufrief. Währenddessen erschienen immer mehr vertraute Gesichter. Ellies Freunde und Nachbarn – Jack und Mel, Preacher und Paige, Vanni und Paul, Walt und Muriel. Sogar Hope McCrea war mitgekommen. Und auch Jo Ellen kam, bevor der Fall aufgerufen wurde. Ellie konnte nicht viel mehr machen, als ihnen allen ein ängstliches Lächeln zu schenken und ihnen zuzunicken. Ja, erklärte sie jemandem in Uniform, es sei ihnen allen gestattet, bei ihrer nicht öffentlichen Anhörung dabei zu sein. Nicht öffentlich, weil Kinder betroffen waren.
Als die Doppelflügeltüren endlich aufgingen, um sie in den Gerichtssaal hineinzulassen, konzentrierte Ellie ihren Blick auf den Stuhl, auf dem der verfluchte Richter sitzen würde. Sie war so in Gedanken, dass sie nicht einmal mitbekam, wie ihre Freunde hinter ihr Platz nahmen. Stattdessen folgte sie Brie nach vorne. Noah ging direkt hinter ihnen. Der Richter betrat den Saal, und der Gerichtsdiener bat alle, sich zu erheben. Die Verhandlung war eröffnet. Der Richter begrüßte die Anwesenden. Ellie zitterte innerlich wie Espenlaub.
„Miss Baldwin, welche Arrangements haben Sie bezüglich Ihrer und der Wohnsituation Ihrer Kinder getroffen?“
Sie räusperte sich. „Ich werde mich nicht sofort wohnlich verändern, Euer Ehren. Mr und Mrs Fitch haben uns eingeladen, noch eine Zeit lang bei ihnen zu bleiben, bis ich genügend Geld gespart habe, um mich nach etwas anderem umsehen zu können. Den Kindern gefällt es dort sehr gut, und jeder von uns hat ein eigenes Schlafzimmer. Ich frühstücke täglich mit den Kindern, und wir essen gemeinsam Abendbrot. Und ich bringe sie jeden Abend ins Bett.“
„Hm“, sagte der Richter und blätterte in den Unterlagen. „Sehr großzügig. Sind Mr und Mrs Fitch anwesend?“
„Ich bin hier, Euer Ehren“, ließ sich Jo Ellen, die hinter Ellie saß, vernehmen. „Mr Fitch passt auf Miss Baldwins vierjährigen Sohn Trevor auf. Trevor geht noch nicht in den Kindergarten.“
Ellie drehte sich um und bemerkte die vielen ermutigenden Blicke im Gerichtssaal. Shelby und Luke waren auch gekommen, obwohl sie wegen der bevorstehenden Hochzeit das Haus voll hatten. Mike Valenzuela war ebenfalls da.
„Sind Sie damit einverstanden, Mrs Fitch? Denn das Gericht macht seine Empfehlung zu einem großen Teil von einer angemessenen Wohnsituation abhängig.“
„Ellie ist wie eine Tochter für mich, ihre Kinder wie meine Enkel. Nichts würde mich mehr freuen.“
„Sobald das
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