Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
notiert und erklärt, dass Sie sie zurückrufen. Genau wie bei den anderen. Außer der Krankenschwester – der habe ich gesagt, dass sie es wohl nötig hat, wenn Sie hinter Ihnen her ist.“ Den letzten Satz unterlegte sie mit einem süffisanten Grinsen.
„Sie sind eine echte Nervensäge“, erwiderte Noah.
„Schimpft der eine Esel den anderen. Sie haben wohl gedacht, ich sei nicht
intelligent
genug, um zu wissen, wie man sich in einem Büro und am Telefon benimmt. Ich habe schon in anderen Büros gearbeitet!“
„Das weiß ich“, entgegnete er.
„Ach was. Sie dachten, ich hätte diese Jobs bloß gekriegt, wegen …“
Er hob die Hand, um sie am Weitersprechen zu hindern. „So etwas würde ich nie denken“, erklärte er.
„… meiner Titten“, beendete Ellie ihren Satz frech. Dann blinzelte sie und kaute energisch auf ihrem Kaugummi herum. Schließlich ließ sie auch noch lautstark eine Blase platzen. „Ich mache jetzt mal weiter und sehe zu, dass ich alles aufräume, und dann verschwinde ich von hier. Ich bin total erschossen“, erklärte sie und widmete sich wieder den Pinseln. „Kommen Sie nun alleine klar?“
„Ich werde mich schon zurechtfinden. Übrigens, vielen Dank.“
„Wofür?“
„Dass Sie ans Telefon gegangen sind. Ich weiß das zu schätzen.“
Sie grinste ihn über die Schulter hinweg an. „Kein Problem, Euer Hochwürden. Hatten Sie einen schönen Tag?“
„Ja“, antwortete er.
„Was machen Sie eigentlich in diesem Krankenhaus?“, fragte sie.
„Besuche.“
„Besuche?“
„Es gibt Menschen, die nie Besuch bekommen. Menschen, die darauf warten, dass jemand aus der OP kommt, Menschen, die jemanden beim Sterben begleiten. So ein Krankenhaus ist ein Ort, wo ein freundliches Gesicht und ein paar nette Worte ziemlich viel bewirken können.“
„Menschen, die Sie kennen?“, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe noch keine Gemeinde. Es sind fremde Menschen. Aber das spielt keine Rolle.“
„Oh, Noah. Das ist nett.“
„Ich hatte bereits versucht, es Ihnen zu erklären: Ich bin nett.“
Sie trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab. „Ja. Passen Sie bloß auf diese Gloria auf, Schätzchen. Ich glaube, sie sucht mehr als nur jemanden, der nett ist.“
Ellie ging zu Fuß von der Kirche nach Hause und spürte diese angenehme Müdigkeit, die sich einstellte, wenn man hart und zufriedenstellend gearbeitet hatte. Sie hatte nur noch siebenundsechzig Dollar besessen, bis sie ihrem süßen Chef noch ein wenig Geld aus der Kirchenkasse abringen konnte. Wäre ich doch nur hässlich, blöd oder lesbisch, dachte sie zum hundertsten Mal. Oder warum konnte er nicht schwul sein? Das würde ihr Leben erheblich erleichtern.
Doch er war
nicht
schwul. Testosteronstrotzend traf es eher. Sein Körper war auch nicht von schlechten Eltern – groß und stark. Und dieses dichte Haar, das ihm bis über den Kragen reichte und in ihr den Impuls auslöste, mit den Fingern hindurchzufahren. Seine intensiven blauen Augen, die Hände … oh, Gott, diese
Hände
! Als sie ihm einmal näher gekommen war und er seine Ärmel aufgekrempelt hatte, hatte sie ein feines Geflecht aus winzigen hellen Narben auf seinen Handrücken und den Unterarmen entdeckt. Wenn sie ihn eines Tages etwas besser kennen würde, wollte sie ihn nach diesen vielleicht zwanzig Narben fragen. Aber sie hatte den Verdacht, dass er sie sich bei derselben Arbeit zugezogen hatte, die auch für die Hornhaut an seinen rauen Händen verantwortlich war. Er hatte Ellie zwar nur berührt, um sie irgendwohin zu dirigieren, aber sie hatte seine rauen Hände sofort bemerkt. Und so etwas bekam man nicht auf einer Kanzel.
An Noah zu denken, erschwerte es ihr, sich daran zu erinnern, dass es nie wieder einen Mann in ihrem Leben geben sollte. Nie, nie, nie wieder. Sie war in ihrem Leben schon zu oft von Männern verletzt worden. Okay, es waren nicht viele Männer gewesen, aber die drei Hauptursachen waren schlimm genug. Tod, Gefängnis und Besessenheit. Falls es doch noch einmal eine glückliche Phase in Sachen Liebe geben würde, würde sie vielleicht noch einmal in Erwägung ziehen, sich komplett und kompromisslos darauf einzulassen, aber das war eher unwahrscheinlich. Sie hatte schon bewiesen, dass sie sich nicht auf ihre Menschenkenntnis verlassen konnte, wenn es um Männer ging, und sie bezweifelte, dass sich daran plötzlich etwas geändert hatte.
Aber dieser Prediger war wirklich sehr attraktiv. Eins neunzig,
Weitere Kostenlose Bücher