Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
ersten Mal gesehen hatte. Jo Ellens Augenbrauen waren hübsch geschwungene Bögen, die ihren freundlichen Gesichtsausdruck besonders zur Geltung brachten. Doch von Anfang an war Ellie Jo Ellens straffe, klare und weiche Haut aufgefallen. Wangen und Nasenspitze ihrer Nachbarin hatten bei der Gartenarbeit ein bisschen Sonne abbekommen. Und ihr Lächeln, das Ellie bei ihrer ersten Begegnung nicht häufig zu sehen bekommen hatte, war bezaubernd.
Als Jo Ellen mit einem Tablett, zwei Gläsern Tee und ein paar Plätzchen zurückkehrte, sagte Ellie: „Mensch, Mrs Fitch, das ist einfach richtig nett von Ihnen.“
„Das ist doch gar nichts, Liebes. Und bitte nennen Sie mich Jo Ellen. Oder Jo – so nennen mich meine Freunde. Es ist mir aufgefallen, dass ich mich, seit Sie unser kleines Appartement gemietet haben, noch nie richtig mit Ihnen unterhalten habe. Dabei wohnen Sie jetzt schon seit ein paar Wochen bei uns! Ich wollte Sie aber auch nicht stören, als Ihre Kinder hier waren. Jetzt, wo Sie wieder alleine sind, möchte ich aber wenigstens versuchen, Sie ein bisschen besser kennenzulernen.“
„Ich hoffe, das mit den Kindern war in Ordnung?“, fragte Ellie. „Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich sie noch einmal über Nacht bei mir behalten darf. Diese Sorgerechtsgeschichten sind furchtbar.“ Sie nippte an ihrem Tee. „Haben Sie und Mr Fitch Kinder?“
„Leider nein“, sagte Jo. „Um ehrlich zu sein – das gehört zu den größten Enttäuschungen meines Lebens. Ich kann mich wirklich nicht über mein Leben beklagen, aber ich wollte wirklich immer gerne Kinder haben.“
„Oh, das tut mir leid. Ich wünschte, Sie hätten Kinder. Meine Kinder sind der Mittelpunkt meines Lebens.“
„Es muss schwer für Sie sein, von ihnen getrennt zu leben.“
„Es ist ein schreckliches Missverständnis, und ich werde alles daransetzen, die Dinge so schnell wie möglich geradezurücken. Wenn die Kinder wieder bei mir sind, wo sie hingehören, ziehe ich um – ich werde nicht versuchen, mit ihnen hierzubleiben. Ich weiß, dass Sie diese Wohnung nur an alleinstehende Personen vermieten. Aber keine Sorge, Mrs … ich meine, Jo – ich ziehe auch nicht weg, ohne meine Miete bezahlt zu haben. Das verspreche ich Ihnen.“
„Das befürchte ich gar nicht, Ellie. Das Zimmer ist seit über einem Jahr nicht mehr vermietet worden. Es gefällt mir, dass es wieder genutzt wird. Und außerdem mag ich Kinder zufällig sehr.“
„Es ist ein sehr schönes Zimmer“, sagte Ellie. „Wenn ich als Kind in so einem Zimmer hätte wohnen dürfen, hätte ich mich gefühlt wie eine Prinzessin. Ich
liebe
es.“
„Ich habe es selbst eingerichtet“, sagte Jo Ellen.
„Haben Sie schon immer hier gewohnt?“
„Seit unserer Hochzeit“, antwortete Jo Ellen. „Ich lernte Nick kennen, als er noch bei der Air Force in Florida stationiert war. Ich hatte mich wahnsinnig in ihn verliebt, und als er mit dem Militärdienst fertig war, zogen wir hierher. Er kommt aus dieser Gegend.“
„Oh, Mann – lebt Ihre Familie noch in Florida?“
„Nur eine Schwester mit ihrem Mann und meinen Nichten. Wir sehen uns nicht oft. Aber jetzt habe ich auch hier Freunde. Freundinnen. Virgin River ist eine gute kleine Stadt.“ Sie lachte. „Vor allem klein.“
„Mir gefällt es hier“, erklärte Ellie. „Das Einzige, das mir noch besser gefallen würde, wäre, wenn meine Kinder endlich wieder bei mir wären.“
„Und woher stammen Sie?“
„Eureka. Dort bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen.“
„Und lebt Ihre Familie in der Nähe?“
„Außer meinen Kindern habe ich keine Familie mehr“, sagte Ellie. „Meine Großmutter, die mich alleine aufgezogen hat, starb vor ein paar Jahren. Das war’s. Keine Geschwister.“
„Sind Ihre Eltern tot?“, fragte Jo Ellen vorsichtig.
„Nein, nein. Meine Mutter ist ziemlich durchgeknallt … Okay, nicht nur ziemlich – sie ist wirklich total verrückt. Sie bekam mich, als sie noch sehr jung war. Sie hat nie verraten, wer mein Vater ist, sondern mich einfach bei meiner Großmutter zurückgelassen. Sie ist immer irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs, reist herum, zieht andauernd um. Als ich noch bei meiner Großmutter wohnte, kam sie ab und zu mal zu Besuch. Manchmal schickte sie auch eine Karte. Doch als meine Großmutter starb, konnte ich sie nirgendwo finden. Ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört. Ist aber okay. Das letzte Mal, als sie uns besuchte, war meine Tochter total
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