Gemeinsam stark in Virgin River (German Edition)
Dienst gestellt werden würde. Außerdem war er zwei Mal im Valley Krankenhaus gewesen. Inzwischen kannten ihn die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen schon und brachten ihn, ohne zu fragen, zu den Patienten, die normalerweise keinen Besuch bekamen. Obwohl er eine Bibel dabeihatte und sich selbst als Pfarrer Noah Kincaid vorstellte, war er nicht im Krankenhaus, um ungebeten aus der Bibel zu lesen oder mit den Patienten zu beten. Er besuchte die Menschen einfach nur, schenkte ihnen Mitgefühl, Trost und Sympathie. Außerdem lachte er mit ihnen, erzählte Witze, strich Laken glatt, schüttelte Kissen auf und half sogar beim Toilettengang.
Merry war zu Hause gestorben. Noah hatte sie gepflegt. Während ihrer kurzen Krankheit und der Chemotherapie hatte er unzählige Stunden mit ihr im Krankenhaus verbracht. Wenn sie während einer der Infusionen, die zur Chemotherapie gehörten, las oder wegdöste, drehte Noah seine Runden und sprach mit Mitarbeitern, Patienten und anderen Familienangehörigen. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er darin seine Berufung gefunden hatte. Doch die Menschen begegneten ihm offen und freundlich, und das erfüllte ihn mit Freude. Es füllte ihn im wahrsten Sinne des Wortes aus.
Auf dem Rückweg nach Virgin River besuchte Noah das Altenheim, in dem Salvatore Salentino lebte. Als er in der Tür stand, begrüßte ihn der alte Mann: „Ach, da sind Sie ja wieder. Sie geben vermutlich nicht eher auf, bis ich konvertiert bin.“
In der Zwischenzeit kamen Ellie und Lucy enorm mit den Aufräum- und Malerarbeiten voran. Ellie hatte zwei Waschräume fertig gestrichen und verschönerte nun die Küche. Und Lucy folgte Ellie trotz aller Gebrechen wie ein Welpe überall hin.
An diesem speziellen Tag kam Noah ein paar Minuten vor drei wieder in die Kirche zurück, weil er eine Verabredung mit Paul Haggerty hatte. Er hörte unten das Wasser laufen und entdeckte Ellie, die über das Waschbecken gebeugt Pinsel auswusch. „Ich bin wieder da, Ellie“, verkündete er.
Sie warf ihm über die Schulter einen Blick zu. „Junge, Junge, Sie haben eine Tonne neuer Nachrichten. Das Telefon stand den ganzen Tag nicht still. Es ist beinahe ein Wunder, dass ich noch zu irgendetwas anderem gekommen bin. Wieso klingelt dieses Telefon denn auf einmal andauernd? Haben Sie eine Anzeige aufgegeben und ein Spezialprogramm für die Errettung der Seelen angeboten oder so?“
„Nachrichten?“, fragte er bestürzt.
„Ja, ich habe alles aufgeschrieben und Ihnen auf den Tisch gelegt.“
„Sie sind ans Telefon gegangen?“
„Was haben Sie denn erwartet? Sollen die Leute denken, es gäbe in dieser Stadt keinen Pfarrer? Außerdem“, sagte sie und drehte sich um, um ihm frontal ins Gesicht zu sehen. „Ich soll Ihnen doch assistieren oder nicht?“
Er schluckte. „Ähm. Ich habe eine Verabredung mit dem Bauunternehmer Paul Haggerty. Erinnern Sie sich aus dem Kopf an den Inhalt der Anrufe …“
„Nun, eine Shelby MacIntyre wollte wissen, ob Sie sie in ein paar Monaten trauen würden. Sie hofft, dass die Kirche bis dahin fertig ist. Eine Gloria Tuttle hat aus dem Valley Krankenhaus angerufen. Sie hat gesehen, dass Sie da ein paar Leute besucht haben, und bittet um Rückruf – sie ist eine der Krankenschwestern und will Ihnen noch ein paar Patienten nennen, die sich über Besuch freuen würden. Vor dieser Gloria nehmen Sie sich besser in acht, Reverend – die würde Sie am liebsten mit Haut und Haaren … sie hat mich gefragt, ob Sie verheiratet sind, und als ich verneinte, hat sie gekichert. Dann hat noch Hope angerufen, eine alte Frau, die wie ein Mann klingt. Sie wollte wissen, wie es so läuft und wie die Arbeit vorangeht, und ich sagte ihr, dass wir unser Bestes geben.“ Sie grinste. „Viele baten einfach nur um einen Rückruf. Ein paar haben auch einfach aufgelegt – vielleicht hat man Ihnen eine Nummer gegeben, die vorher schon zu oft benutzt wurde. Oder kriegen Sie normalerweise immer so viele Anrufe? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das Telefon letzte Woche auch nur einmal geklingelt hätte.“
„Was haben Sie gesagt?“, fragte er.
„Zu was?“
„Zu wem“, korrigierte Noah und hätte sich dafür am liebsten geohrfeigt. „Zu Miss MacIntyre zum Beispiel.“
Sie musterte ihn kurz und stemmte dann die Hände in die Hüfte: „Ich sagte, verdammt gute Entscheidung. Klar übernimmt er die Trauung – er braucht die Arbeit! Was haben Sie denn gedacht, was ich gesagt habe? Ich habe mir die Nummer
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