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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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paar Worte zu den beiden Jungmanagern und verschwand im Getümmel. Die beiden Männer sahen sich kurz an, bemerkten Gerber und verschwanden.
    Man hatte ihn also endlich wahrgenommen. Gerber trank sein Glas leer, schenkte seine Aufmerksamkeit zwei Mädchen, die einander in einer Nische heftig betasteten, und verlor auch sie schließlich aus dem Blick.
    Jetzt hatte auch Brombach ihn entdeckt. Er löste sich aus dem Pulk seiner blondgelockten Verehrerinnen und kam – hier und da jemanden mit einem leichten Wink begrüßend – auf Gerber zu. Gerber grinste. Brombachs Gesicht rötete sich.
    „Guten Abend, Herr Brombach“, sagte Gerber schnell und klopfte Taplingers Wachhund kollegial auf die linke Schulter. „Eine nette Party, wirklich. Leider erhielt ich Ihre Einladung zu spät, sonst wäre ich eher gekommen.“
    „Unsere … Einladung?“ gurgelte Brombach. Seine Augen machten allen Ernstes den Versuch, aus ihren Höhlen zu quellen. Die beiden Jungmanager kamen unauffällig näher.
    „Die Einladung für den Vertreter der SensiTivideo“, sagte Gerber beinahe entschuldigend. „Ich hätte selbst nicht geglaubt, daß wir uns derart rasch wiedersehen.“
    Brombach war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren, und kam nicht mal auf die Idee, seine Verwirrung durch den Einsatz seiner einstudierten Sonorstimme zu überspielen. Er gab den beiden Jungmanagern einen Wink, und sie zogen sich zurück.
    „Sie sind der Vertreter der SensiTivideo?“ fragte Brombach. „Habe ich das richtig verstanden?“
    Gerber nickte. „In der Tat. Wußten Sie das nicht? Ihr Nachrichtendienst ist ja offensichtlich noch schlechter als sein Ruf.“
    Bevor Brombach etwas erwidern konnte, erfüllte lauter Applaus den Raum. Die Lifttür hatte sich geöffnet, und Taplinger betrat die Rote Halle. Er war ein schwerer, aber immer noch muskulöser und sportlich wirkender Mittfünfziger mit schwarzem, von einigen Silberfäden durchzogenem Haar und wachen Falkenaugen. Er lächelte seinen Gästen zu, machte jedoch nicht die geringsten Anstalten, einem von ihnen die Hand zu drücken. Hinter ihm tauchte Devra Fenriss auf. Sie mußte ihn informiert haben.
    Es überraschte Gerber nicht, daß Taplinger direkt auf ihn zusteuerte. Er reichte ihm sogar die Hand. Gerber ergriff sie und drückte zu. Der Mann sah nicht nur stark aus. Brombach versuchte eine stotternde Erklärung, aber Taplinger brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen.
    „Ich freue mich“, sagte er zu Gerber, „daß die SensiTivideo einen Vertreter entsandt hat, auch wenn ich – offen gestanden – verwundert darüber bin, daß Sie es sind.“
    „Vielen Dank für die Einladung“, sagte Gerber und musterte aus den Augenwinkeln die Leute, die ihnen jetzt einen Großteil ihrer Aufmerksamkeit schenkten. Taplinger schien das weniger zu gefallen, denn seine Nasenflügel bebten, und sein Unterkiefer zitterte leicht. Er gab Devra Fenriss einen Wink, dessen Bedeutung Gerber nicht erraten konnte, und sagte: „Ich glaube, wir sollten uns für einen Augenblick zurückziehen, Herr Gerber.“
    „Wenn Sie meinen?“ Gerber gab sich äußerlich völlig gelassen. Zeig ihm deine Macht, dachte er. Hab nur ja kein Mitleid. Er verstand jetzt, daß Taplinger unter einem schweren Schock stand. Brands Taktik zeigte unzweifelhaft Wirkung.
     
    Im Mittelpunkt der Roten Halle, die rundherum von einem gläsernen Fenster umgeben wird, befindet sich ein vierzig Quadratmeter großer, umbauter Raum, den man durch eine holzgetäfelte Tür betreten kann. Devra Fenriss, die sich immer noch nicht darüber im klaren ist, was hier eigentlich gespielt wird (sie kennt Taplinger zwar schon länger, aber erst am heutigen Abend hat er ihr eröffnet, daß ihm daran gelegen ist, sie zu sich zu nehmen), folgt den beiden Männern und bleibt abwartend in ihrer Nähe stehen, nachdem sich die holzgetäfelte Tür hinter ihnen geschlossen hat.
    Taplinger macht jetzt sogar auf sie einen aufgeregten Eindruck. Er bietet Gerber einen Drink an (den dieser ablehnt, was ihr nicht ganz geheuer ist) und bittet ihn, Platz zu nehmen. Sie setzen sich. Devra Fenriss nimmt etwas abseits von den beiden Männern in einem kugelförmigen Sessel Platz und schweigt.
    Gerber sieht sehr selbstsicher aus. Sie hat ihn seit mehreren Wochen nicht gesehen, und ihr fällt auf, daß sein Haar allmählich schütter wird und sein Bauch umfangreicher geworden ist. Seine Kleidung ist dessen ungeachtet elegant. Taplinger wirkt neben ihm wie ein Haifisch, und in gewisser

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