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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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des Alten hielt mich davon ab, türmen zu gehen und mich irgendwo zu verkriechen.
    ’ne Kippe, he? wiederholte der Bastard.
    Ritsch! machte das Messer des Alten, zerschnitt dem schwarzen Monstrum das Gesicht.
    Oh, Mann, und die Hörner und die Reißzähne, sie lösten sich und sausten durch die Nacht.
    Ich heulte vor Angst und stieß mit dem Messer zu, immer wieder und immer wieder, hinein in den Dämonenleib, so fest ich konnte, und er schrie nur ein einziges Mal, Mann, nur ein einziges Mal.
    Alles war voll Blut, die Straße, die Messer, wir, der Niggerdämon. Ich drehte meinen Kopf, aber ich sah nur noch überall diesen roten Brei.
    Fuck it!
    Nach ’ner Weile ließen wir von dem Toten ab, und, ohne ein Wort zu sagen, gingen wir weiter.
    Yeah, Mann, es war ’ne verdammt anstrengende Nacht, kann ich dir sagen! Ich hätte vorher nie geglaubt, daß in New York so viele getarnte Dämonen rumlaufen! Wir erwischten ’ne Menge von ihnen, einige schrien lange, andere gar nicht, ’n paar bettelten und flehten, und die Niggerhuren wollten’s sogar umsonst mit uns machen, aber der Alte ließ sich nicht erweichen, obwohl ich nicht so eisern gewesen wäre, aber bei Dämonen muß man vorsichtig sein, stimmt’s?
    Tja, das war’s eigentlich auch schon. Es hätte noch gut so weitergehen können, und ich bin ziemlich sicher, daß wir nach ’n paar Jahren die ganze Brut ausgerottet hätten, aber die Dämonen sind auch nicht von Pappe! Sogar ’n Haufen Weiße müssen für sie arbeiten!
    Yeah, was soll’s, es ist schiefgelaufen, und jetzt werden die Niggerdämonen wohl weiter ungestört ihre Kloburschenstellungen mit Jobs bei den Gerichten und Behörden eintauschen können.
    Ich hab mein Bestes getan, Mann, um das zu verhindern, aber die Dämonen sind wirklich zu raffiniert für unsereins! Oder wie ist es sonst zu erklären, daß deine Kollegen in den weißen Kitteln und mit dem gummigepolsterten Krankenwagen nicht auf mich hören wollten?

 
Karl Michael Armer Es ist kein Erdbeben,
Ihnen zittern nur die Knie
     
Landpartie mit Schrecksekunden
     
    Als ich mit meinem Motorrad das bucklige Steinbrückchen über den Chaplain’s Creek passierte und nach Twickenham hineinfuhr, staunte ich wie jedesmal über die gute Arbeit, die unsere Erlebniswelt-Designer geleistet hatten.
    Twickenham in the Willows war ein Ort, der so britisch war, wie man ihn in Britannien gar nicht mehr fand – weswegen auch viele britische Touristen hierherkamen, damit sie sich mal wieder so richtig zu Hause fühlen konnten. Da gab es keine Streiks, keine jugendlichen Schlägerbanden, keine Stromausfälle und keine Plastikkultur. Da gab es nur ein nettes, friedliches Landstädtchen mit netten, friedlichen Bewohnern. Anglophile Gentlemen in Tweedsakkos redeten sich gegenseitig mit „alter Knabe“ an und führten kultivierte, durch Pfeifen im Mundwinkel leicht verzerrte Gespräche über Hunde und Pferde. Die Ladys hatten derweil eine nette Tasse Tee.
    „Einen schönen Nachmittag, Sir“, wünschte der Bobby am Ortseingang und wirbelte spielerisch sein Schlagstöckchen. Keiner hätte dahinter eine chemische Keule vermutet. „Herrliches Wetter heute, nicht wahr?“
    „In der Tat, Constable“, antwortete ich freundlich und nickte anerkennend. Er war wirklich äußerst stilecht.
    Mit dem Wetter hatte er übrigens recht. Es war herrlich, selbst für diese vom Klima verwöhnte Tropeninsel. Die Sonne stand schon ziemlich schräg und ließ das satte Grün der Parks und Kricketplätze aufleuchten. Die Bleiglasscheiben der Fachwerkhäuser schimmerten behaglich. Manchmal blitzte ein Lichtreflex im Weitwinkelobjektiv der Überwachungskamera auf. In regelmäßigen Abständen hörte man das Klicken der Krickethölzer.
    Hier schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn irgendwo Miss Marple um die Ecke gekommen wäre. Man konnte in dieser Umgebung wirklich vergessen, daß wir bereits das Jahr 1996 schrieben und daß dieser Ort eine künstlich geschaffene Touristenattraktion war.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen ein paar Männer mit ihren Bierkrügen am Eingang von Falstaffs Fireplace und plauschten gemütlich. Über ihnen knarrte das Wirtshausschild, das einen fetten, lachenden Ritter zeigte, der sich seinen Hintern an einem lodernden Kaminfeuer wärmte.
    Die idyllische Szene war Balsam für mein leicht gestreßtes Gemüt. In knapp acht Stunden von Ibiza über Tahiti nach Alphaville, Louisiana, und weiter nach

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