G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
Berufspläne gesprochen? Sie stand kurz vor dem Highschool Abschluss … langsam wurde es allerhöchste Eisenbahn. An der Tür drehte sie sich um.
„Hat es wirklich Zeit bis morgen?“
Cindy nickte. „Ich mache Frühstück.“
„Danke. Ich freu mich drauf.“ Sie warf eine Kusshand in den Raum.
„Du siehst echt trashig aus, weißt du das?“
Jamie lächelte und eilte davon. Auf dem Weg zum Revier kreisten ihre Gedanken darum, wer Bradly Hurst sein könnte. Einen Verehrer schloss sie nach rascher Überlegung aus. Auch wenn Cindys Tränen zuerst Liebeskummer vermuten ließen, glaubte sie nicht daran. Etwas hatte im Ausdruck ihrer Schwester gelegen, das tiefer ging. Schmerz. Angst? Verlorenheit auf alle Fälle. Plötzlich erkannte sie es: Es war der Blick in eine einsame Seele, in der ein Fünkchen Hoffnung aufblitzte, als Jamie Cindy in die Arme gezogen hatte. Vertrauen, das sie nicht länger enttäuschen durfte.
Ein bitterer Geschmack legte sich auf ihre Zunge. Sie hatte Cindy zu sehr sich selbst überlassen und das in einer tief greifenden Zeit ihres Lebens, der Pubertät. Jamie hatte die Veränderungen nur unterschwellig registriert und sie als normal abgetan. Klar, sie hatten über alles Mögliche geredet – Freundschaft, Liebe, Sex. Sie war froh, dass Cindy die Auffassung vertrat,auf den Richtigen warten zu wollen. Obwohl sie einander Vertrauen schenkten und nie ein Blatt vor den Mund genommen hatten, musste Cindy ihr irgendwann in den vergangenen Monaten entglitten sein und sie hatte es nicht gemerkt. Oder nicht sehen wollen.
Jamie fuhr abrupt an den Straßenrand. Zum Teufel mit Bob. Sollte er kurzfristig jemand anderen für die Schicht einteilen. Sie musste zurück und mit Cindy reden. Viel zu lange hatte alles Zeit bis morgen haben müssen und sie spürte, dieses Mal verhielt es sich anders. Cindy brauchte sie. Sie fischte das Handy aus der Tasche und rief ihren Vorgesetzten an. Nach einem knappen Gespräch beeilte sie sich, nach Hause zu fahren. Den unfreundlichen Ton im Ohr verdrängte sie. Noch so ein Vorfall, und sie würde mit einem Vermerk in ihrer Dienstakte rechnen müssen. Etwas, das sie sich ganz und gar nicht erlauben konnte. Gerade beim NOPD lag die Messlatte für Polizisten besonders hoch. Selbst nach dem akribischen Background-Check zur Zulassung an der Police Academy durfte man sich nicht den geringsten Schnitzer leisten.
Sie setzte den Blinker und bog in die Straße ein, in der das geräumige Einfamilienhaus lag, das Cindy und sie von ihren Eltern geerbt hatten. Irgendetwas stimmte nicht. Hatte sie es im Blut oder bildete sie es sich ein? Die Straßenlaternen warfen kreisrunde Lichter auf die Straße, es gab nur wenige Stellen, an denen in der Dunkelheit verborgen Gefahren lauern mochten. Die Nachbarhäuser rechts und links strahlten anheimelnde Wärme aus, ein Kontrast zu der frostigen Nacht. Neujahr lag gerade hinter ihnen und die Temperaturen sanken nachts teilweise unter den Nullpunkt. Jamie betätigte die Fernbedienung für das Garagentor, das sich umgehend in Bewegung setzte. Da erkannte sie, was sie beim ersten Blick gestört hatte. Ihr Haus lag als einziges wie in tiefem Schlaf. Kein Schimmer fiel aus dem Inneren, alle Rollläden waren heruntergelassen. Merkwürdig. So früh ging Cindy nie zu Bett und sie schloss die Jalousien – wenn überhaupt – üblicherweise nur im Erdgeschoss. Jetzt allerdings war auch das Obergeschoss verriegelt und verrammelt. Was war hier los?
Nur Mom hatte immer darauf bestanden, nachts auch in den Schlafräumen die Rollläden zu schließen. Sie hatte sie aus ihrer Heimat Deutschland importieren lassen, während Dad sich beim Hausbau krummlachte, als Mom auf den Einbau bestand. Melancholie wollte Jamie gefangen nehmen, doch sie schluckte die Trauer hinunter und beeilte sich, aus dem Wagen zu steigen. Durch die Zwischentür von der Garage gelangte sie in einen Hauswirtschaftsraum und von dort in die stockdustere Küche.
„Cindy?“ Sie rief laut, damit es bis in die obere Etage drang. Ihre Schwester antwortete nicht. Im Vorbeilaufen drückte Jamie auf jeden Lichtschalter und steuerte geradewegs die Treppe an. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Sie beschleunigte die Schritte, rannte, und stieß Cindys Zimmertür auf. Vielmehr versuchte sie es und prallte an der verschlossenen Tür zurück. Der Schwung ließ sie straucheln und brachte sie zu Fall. Sie landete rücklings auf ihren vier Buchstaben. Verflucht!
Ihre Reflexe
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