G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
reagierten, sie rollte sich auf dem Rücken ab. In einer fließenden Bewegung löste sie die Lasche des Holsters und hielt ihre Glock entsichert in der Hand. Gleichzeitig zog sie die Knie vor den Oberkörper und trat mit beiden Füßen schwungvoll vor die Tür. Noch während das Türblatt krachend gegen die Wand flog, preschte sie vor. Mit geübtem Blick maß sie die Umgebung ab und erkannte, dass keine Gefahr lauerte. Sie senkte die Waffe, blieb jedoch in Sprungbereitschaft. Hatte Cindy sich vor einem Einbrecher verschanzt? Blödsinn. Dann hätte sie wohl nicht das ganze Haus abgeschottet. „Cindy!“
Ein klägliches Ja ertönte aus dem angrenzenden Badezimmer, das zwischen Cindys und ihrem Zimmer lag und von beiden Seiten begangen werden konnte. Einen Atemzug später stand Jamie vor der Tür. Sie holte tief Luft und griff nach dem Türknauf. Im nächsten Augenblick lag Cindy an ihrer Brust.
„Ich bin so froh, dass du es bist.“
Jamie hielt sie mit einem Arm und drehte sich gleichzeitig, um den Raum in ihrem Rücken im Auge zu behalten. Vielleicht verharrte doch noch jemand im Verborgenen. „Was ist passiert, Maus? Ist jemand im Haus?“
„Nein.“ Cindy schniefte. „Aber draußen.“
Sofort gingen ihre Sinne noch stärker in Alarmbereitschaft. „Wer? Wo?“
„Bradly Hurst.“
Verdammt. Wer war dieser Typ und was hatte das alles zu bedeuten? Jamie schob die Dienstwaffe in das Holster, ließ es jedoch unverriegelt.
„Wer ist dieser Bradly Hurst? Ein Verehrer, den du nicht loswirst?“
„Schön wär’s.“ Cindy zitterte so sehr, dass Jamie sie vor sich her zum Bett schob. Sie zog eine Wolldecke herunter und legte sie ihr um die Schultern.
„Komm, wir gehen in die Küche und ich koche uns einen Kakao.“ Lieber wäre sie hinausgestürmt und hätte nach diesem Kerl Ausschau gehalten – aber was nutzte das, solange sie nicht wusste, wer er war und was er hier zu suchen hatte? Außerdem spürte sie, dass sie Cindy jetzt nicht allein lassen durfte. „Soll ich die Cops rufen?“
„Ich zeig ihn dir.“ Cindy griff nach ihrer Hand und zog sie zum Fenster. Sie öffnete einen Flügel. Kalte Luft strömte in das Zimmer, der Luftzug musste sich einen Weg durch den Jalousienkasten bahnen, denn die geschlossenen Lamellen zeigten keine Ritze. Ihr schauderte. Cindy drückte das Gesicht an die graue Plastikfläche und nach einer kurzen Weile seufzte sie. „Er ist weg.“
„Woher willst du das wissen? Was machst du da?“
Cindy trat einen Schritt zurück und wies auf ein kleines Loch in einer der Lamellen. Jamie besah es sich genauer. Das musste Cindy hineingebohrt haben. Sie bückte sich, verengte die Lider und schaute hindurch. Die Straßenseite gegenüber lag still und verlassen. Links vom Nachbarhaus befand sich ein Zugang zum Park. Sie überblickte einige Yards den geschotterten Weg bis zu der ersten Parkbank. Auch hier wirkte alles ruhig.
„Bis eben stand er noch unter einem Baum und hat auf mein Zimmerfenster gestarrt. Seit du weggefahren bist.“ Plötzlichbrach Cindy zusammen.
Jamie schaffte es nicht, sie aufzufangen, kauerte sich aber sogleich neben ihre Schwester, die sich wie ein Embryo auf dem Boden zusammengerollt hatte.
„Es ist wie immer. Kaum mache ich jemanden auf ihn aufmerksam, ist er weg. Du wirst mir genauso wenig glauben wie alle anderen.“ Cindy weinte herzzerreißend.
„Maus. Du kannst mir doch vertrauen. Niemals würde ich zweifeln, wenn du mir etwas so Wichtiges erzählst.“
Etwas später saßen sie in der Küche und Jamie schob eine dampfende Tasse Kakao über den Küchentisch. Cindy weinte nicht mehr, aber ein Schluckauf quälte sie, sodass sie sich kaum in der Lage fand, zu sprechen. Es dauerte Minuten, bis sie langsam ihre Fassung zurückgewann. Währenddessen streichelte Jamie ihre Arme.
„Magst du mir jetzt alles erzählen?“
Cindy nickte. Ihre Augen glitzerten noch immer verdächtig. „Er … ich glaube, er ist ein Stalker.“
Jamie schnappte nach Luft und schluckte ein erstauntes „Was?“ hinunter. Es hätte sich angehört, als würde sie die Aussage in Zweifel stellen. Sie zwang sich zur Professionalität. Auf keinen Fall durfte sie Cindy verunsichern. Ganz so, als hätte sie eine Zeugin zu vernehmen, durfte sie keine Gefühle oder persönliche Ansichten in die Situation einfließen lassen. Mit Bedacht stellte sie die ersten Fragen und zog Block und Kugelschreiber aus der Uniformjacke. Das Leder knarzte leise. „Beschreib ihn mir.“
„Ich weiß
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