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Gene sind kein Schicksal

Gene sind kein Schicksal

Titel: Gene sind kein Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Blech
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Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-System zu regulieren, weil es insbesondere im Hypothalamus, der Hirnanhangsdrüse und den Nebennieren aktiv ist. Nun gibt es offenbar mindestens zwei verschiedene Varianten des
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-Gens, die ihre Aufgabe in der Zelle unterschiedlich erfüllen – was sich im Körpergewicht niederschlagen kann. Menschen, die zwei veränderte
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-Gene tragen, wiegen im Durchschnitt drei Kilogramm mehr als Menschen, die zwei normale
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-Gene tragen. [164] Allerdings ist es gar nicht so leicht zu unterscheiden, welche Variante normal ist und welche nicht, weil beide
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-Varianten häufig sind. Untersuchungen an Europäern mit heller Hautfarbe haben ergeben: 16  Prozent der Bevölkerung haben die »schwere«
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-Variante von der Mutter und vom Vater geerbt und tragen somit zwei Ausfertigungen. Und mehr als die Hälfte der Menschen haben eine schwere Variante und eine leichte. Sie wiegen demnach statistisch gesehen etwa 1 , 5 Kilogramm mehr als Menschen mit zwei leichten Varianten.
    Als biologische Ausrede für massives Übergewicht taugt
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also nicht. Sein Einfluss ist vergleichsweise klein – und kann zudem durch den Lebensstil übertrumpft werden. Das haben amerikanische Forscher herausgefunden, als sie 704 erwachsene Frauen und Männer untersuchten, [165] die zur christlichen Religionsgemeinschaft der Amischen gehören und nahe der Stadt Lancaster im US -Bundesstaat Pennsylvania leben. Zunächst einmal konnten die Forscher das bereits bekannte Wissen bestätigen: Auch unter den Amischen fanden sich etliche Menschen, die zwei schwere
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-Varianten trugen. Und wie zu erwarten, wogen sie im Durchschnitt etwa drei Kilogramm mehr als Vergleichspersonen mit zwei leichten Versionen des Gens.
    Aber zugleich barg die Auswertung der Daten eine große Überraschung: Unter den Amischen gab es eine Gruppe von Menschen, bei denen der statistische Zusammenhang zwischen dem schweren
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-Gen und dem Körpergewicht gar nicht vorhanden war. Erwachsene aus dieser Gruppe trugen zwei schwere Genvarianten und waren dennoch nicht dicker als die anderen. Das erreichen sie mit ihrem Lebensstil, fanden die Forscher heraus. Weil die Amischen aus religiösen Gründen Maschinen gar nicht oder nur eingeschränkt nutzen (welche technischen Hilfsmittel konkret eingesetzt werden können, legen verschiedene Amischgruppen unterschiedlich fest), arbeiten sie körperlich hart. Und jene Frauen und Männer, die besonders rege waren und auf diese Weise jeden Tag  900 zusätzlich Kilokalorien verbrannten, konnten den Einfluss der schweren
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-Varianten komplett überwinden. Forscher haben den Effekt nicht nur unabhängig gemessen, sondern gezeigt, dass er schon bei geringem Energieverbrauch einsetzt. [166] Wer sich also körperlich ertüchtigt, etwa einen ausgedehnten Spaziergang unternimmt oder einen Waldlauf absolviert, der verbrennt nicht nur Kalorien, sondern er verändert auch die Aktivität von Genen im Hypothalamus (unserem Hungerzentrum) und schaltet dort den dickmachenden Effekt von
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aus. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie der Lebensstil die Erbanlagen steuert.
    Körperliche Bewegung hat aus diesem Grund einen viel größeren Einfluss auf unser Gewicht als unser Erbgut. Nicht die Gene machen uns dick, sondern die Art und Weise, wie wir unser Leben organisieren, ob wir im Büro arbeiten, mit dem Auto zur Arbeit pendeln, die Kinder zu Fuß zur Schule gehen lassen. In New York haben Gesundheitsforscher den Body-Mass-Index von mehr als 13   000  Einwohnern ermittelt. Die Testpersonen stellten ein kunterbuntes Gemisch verschiedener ethnischer Gruppen dar, unter ihnen bettelarme Einwanderer und vermögende Banker, sie kamen aus der Bronx, aus Manhattan und den restlichen drei New Yorker Bezirken. Warum waren manche der Probanden dünn und andere übergewichtig? Die Forscher betrachteten die jeweiligen Wohnorte und ermittelten, wie viele Bushaltestellen, U-Bahn-Stationen, Straßenkreuzungen und Einkaufsstraßen es dort gab. Das Ergebnis ist aufschlussreich, denn die ethnisch so vielfältigen Einwohner von New York sind in puncto Bauchumfang ein Abbild ihres Wohnquartiers. Je mehr Bürgersteige es gab und je leichter die unmittelbare Umgebung für Fußgänger zugänglich war, desto schlanker waren die Menschen. [167] In Bonn und sieben anderen europäischen Städten haben Forscher eine vergleichbare Studie gemacht. [168] Je mehr Grünanlagen es gibt und je sauberer die unmittelbare Umgebung der Wohnung ist, desto

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