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Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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    1. Kapitel
    Ein Schlüssel zum Glück
    B ei uns auf dem Balkon steht ein Weihnachtsbaum.
    Eigentlich ist das ja nichts Besonderes, bei vielen Leuten steht vor Weihnachten ein Baum auf dem Balkon und wartet darauf, dass er reingeholt und geschmückt wird. Aber unseren Baum kann man nicht reinholen, er passt nämlich nicht mehr durch die Tür. Außerdem ist bald Frühling, und bis wieder Weihnachten ist, dauert es noch eine Ewigkeit.

    Von Weihnachten haben wir auch erst einmal genug. Papa meint, wir hätten so viel Weihnachten gefeiert, dass es für die nächsten drei Jahre reicht. Und wenn Mama das Wort Weihnachten nur hört, bekommt sie Pickel, sagt sie.
    Und daran ist nur Tante Traudls Biedermeierkommode schuld, auf die Mama immer so scharf war. Und natürlich Herr Dobelmann, der seinen Baum in Einzelteile zerlegt hat; nicht zu vergessen eine gewisse Frau Putenkötter mit dem grausamsten Geschmack der Welt. Aber angefangen hat alles mit einem hustenden Vogel …

    Es war der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien, und obwohl wir in der sechsten Klasse sind und eigentlich viel zu alt für so einen Quatsch, wollte Frau Weichbrodt, unsere Klassenlehrerin, unbedingt mit uns Julklapp machen. Natürlich bekam ich mal wieder das ätzendste Geschenk von allen: einen Becher mit rosa Herzen und einem Bärchen drauf, das einen Luftballon hält und Kusshändchen wirft. Und unter dem Bärchen stand: Du liegst mir am Herzen .
    Das konnte mir nur eins der Mädchen geschenkt haben – aber welches? Ich hatte Mara im Verdacht, denn die wurde knallrot, als ich zu ihr rüberschaute, aber das wird sie eigentlich immer, wenn ich sie angucke. Ich habe den Becher hochgehalten, draufgezeigt und mein Gesicht zu einem Fragezeichen verzogen. Mara wurde nur noch röter und guckte schnell woandershin.
    «Bilde dir bloß nichts ein», sagte Tom. «Der Becher ist von Lukas, die haben zu Hause eine Trödelkiste, die ist voll mit dem Zeug.»
    Jetzt fand ich den Becher noch hässlicher und beschloss, ihn meiner kleinen Schwester Luzie weiterzuschenken, für die hatte ich nämlich noch nichts.
    Tom hatte Glück, in seinem Päckchen war ein Kinogutschein, das nenne ich mal ein sinnvolles Geschenk.
    «Wenn du magst, gehen wir zusammen», sagte Tom auf dem Heimweg und biss in sein Pausenbrötchen. Er isst es immer erst auf dem Weg nach Hause, damit seine Mutter nicht meckert, wenn er es wieder mitbringt.
    «Aber bitte in einen Film ab zwölf», sagte ich. «Sonst müssen wir womöglich Luzie mitnehmen.»
    «Was glaubst du denn? Dass ich mit dir in einen Barbiefilm gehe?» Tom hat laut gelacht, und ich hab mitgelacht. Dabei war Luzie über Barbies längst hinaus, nur ihr Barbiepferd hatte sie behalten, weil sie sich von keinem ihrer Tiere trennen kann.
    «Es geht aber erst nach den Ferien», sagte Tom. «Wir fahren in Skiurlaub.»
    «Du hast es gut», sagte ich. «Weihnachten ohne Schnee ist nur halb so schön.»
    Es war richtiges Matschwetter und so warm, dass in den Vorgärten noch die Rosen blühten. In den Bäumen zwitscherten die Vögel. Wie sollte man da bloß in Weihnachtsstimmung kommen?
    Tom blieb stehen und warf ein paar Spatzen den Rest von seinem Brötchen zu.
    «Vielleicht fahren wir ja auch nicht», sagte er. «Wir müssen nämlich erst Bubi loswerden.»
    «Bubi? Du meinst den Wellensittich von deinem Opa?»
    Tom besaß seit ein paar Wochen einen Vogel. Bubi hatte seinem Großvater gehört, aber der war ins Altersheim gekommen, und da waren Haustiere verboten.
    «Wollt ihr ihn denn nicht behalten?», fragte ich.
    Tom schüttelte den Kopf. «Meine Mutter mag keine Vögel. Sie kreischt jedes Mal wie am Spieß, wenn Bubi ihr auf den Kopf fliegt. Und außerdem wissen wir ja auch nie, wohin mit ihm, wenn wir verreisen.»
    Tom verreist oft mit seinen Eltern, er hat auch keine Geschwister. Darum war er echt zu beneiden. Und um den Wellensittich auch. Was hätte ich darum gegeben, ein Haustier zu haben.
    Als ob Tom meine Gedanken erraten hätte, sagte er: «Du könntest ihn doch nehmen.»
    «Das geht nicht.»
    «Du bekommst auch den Käfig mit dazu, und die Dinger sind echt teuer. Und Futter. Du musst ihm nur ab und zu etwas frische Petersilie geben, das mag er. Und weißt du, er ist wirklich lustig, er kann sogar sprechen und –»
    Ich hielt mir die Ohren zu. «Hör auf! Ich würde Bubi sofort nehmen, aber meine Mutter hat eine Allergie.»
    «Was für eine Allergie?», fragte Tom. «Eine Allergie gegen

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