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Generation P

Generation P

Titel: Generation P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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mystischen Verschmelzung. Genaugenommen ist es dein 3-D-Modell, das sie sich zum Manne nimmt, und du selbst bist. . . na, so was wie ein Statthalter, würde ich sagen. Komm rein!«
    Tatarski konnte ein nervöses Zucken nicht unterdrücken. Valasnam lachte.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Scannen tut nicht weh. Das Ding ist harmlos wie ein Xerox-Kopierer, nur daß der Deckel offenbleibt, wenigstens vorläufig. Spaß beiseite. Laß uns keine Zeit verlieren, oben warten sie schon auf uns. Kleine Feier, aus Anlaß deiner Präsentation sozusagen. Da kannst du ausspannen, im engsten Kreis.«
    Tatarski warf einen letzten Blick auf die Basaltplatte mit dem Hund und der Göttin, dann zwängte er sich mutig durch das Türchen, hinter dem Valasnam auf ihn wartete. Decke und Wände in dem Kämmerchen waren weiß gestrichen, und außer dem Scanner gab es nur noch einen Tisch mit Steuerpult sowie einige leere Elektronikkartons, die sich an der Wand stapelten.
    »Haben Sie schon mal vom Vogel Simurgh gehört, Herr Valasnam?« fragte Tatarski, während er im Sessel Platz nahm und die Arme vorschriftsmäßig auf den Lehnen plazierte.
    »Nein. Was ist das für ein Vogel?«
    »Er muß aus einem alten fernöstlichen Gedicht sein, ich kenne es selbst nur dem Hören nach. Dreißig Vögel schwärmen aus, ihren König Simurgh zu suchen, sie haben diverse Prüfungen zu bestehen und müssen am Ende erfahren, daß das Wort Simurgh nichts weiter als › dreißig Vögel ‹ bedeutet.«
    »Ja, und?« fragte Valasnam, der dabei war, einen schwarzen Stecker einzustöpseln.
    »Nur so«, sagte Tatarski. »Weil ich dachte, unsere Generation . . . Wie hieß es damals: die Generation, die Pepsi wählte. Sie doch auch, oder?«
    »Gab ja keine andere Wahl«, brummte Valasnam und knipste auf dem Pult ein paar Schalter an.
    »Stimmt. Mir ist da ein greulicher Gedanke gekommen. Könnte es sein, daß wir alle zusammen, so als Generation, das böse P sind? Dieser fünfbeinige Hund, meine ich? Haben ausgeschlafen und greifen jetzt an?«
    Valasnam, mit diversen Handgriffen beschäftigt, schien das letzte überhört zu haben.
    »So«, sagte er. »Jetzt nicht mehr bewegen. Fertig?«
    Tatarski atmete tief durch.
    »Fertig«, sagte er.
    Ein Summen setzte ein, die dicken Leuchtröhren zu beiden Seiten des Apparates flammten auf, es wurde schmerzhaft hell. Die einem aufgeschlagenen Buch ähnelnde Konstruktion begann sich langsam um Tatarski herumzubewegen, ein greller Lichtstrahl schlug ihm ins Auge, für einige Sekunden war er blind.
    »Ich verneige mich vor dem lebendigen Gott!« hörte er Varsuk Z. Valasnams feierliche Stimme.
    Als Tatarski die Augen wieder aufschlug, kniete Valasnam mit gesenktem Kopf vor seinem Stuhl und hielt ihm einen kleinen schwarzen Gegenstand vor die Nase: Asadowskis Handy. Zaghaft nahm Tatarski es entgegen. Äußerlich sah es aus wie ein normales kleines Philips, besaß jedoch nur eine einzige Taste in Form eines goldenen Auges. Tatarski wollte fragen, ob Alla schon eingeweiht war, er kam nicht dazu. Valasnam war diskret aufgestanden, zum Ausgang geschlichen und hatte die Tür leise hinter sich geschlossen.
    Tatarski war allein. Er erhob sich aus dem Sessel, ging zur Tür, horchte. Alles war still, Valasnam offenbar schon in der Umkleide. Tatarski schlich sich in die hinterste Ecke des Kämmerchens und drückte vorsichtig die Taste des Telefons.
    »Hallo«, sagte er leise in den Hörer, und noch einmal: »Hallo!«
    »Ich verneige mich vor dem lebendigen Gott«, hörte er Alla sagen. »Gibt es für heute irgendwelche Anweisungen, Chef?«
    »Vorerst nicht«, erwiderte Tatarski und wunderte sich, mit welch instinktiver Sicherheit er sich in die neue Rolle hineinbegab. »Nein, warte, Herzchen, ein paar Dinge hätte ich gleich. Erstens bitte ich darum, den Teppich im Kabinett einzurollen. Ich finde, er stört. Zweitens bitte ich zu veranlassen, daß die Kantine ab heute nur noch Coca-Cola führt, keine Pepsi. Drittens ist Maljuta mit sofortiger Wirkung entlassen. Warum, warum! Weil er so überflüssig ist wie. . . wie ein fünftes Bein am Hund. Verdirbt anderen Leuten die Texte, und am Ende müssen wir dafür bluten. Und du, Herzchen, merkst dir für die Zukunft, daß es bei meinen Anweisungen kein Warum gibt, sondern nur einen gespitzten Bleistift, ist das klar? Fein.«
    Nach Beendigung des Gesprächs wollte Tatarski sich das Telefon an den Gürtel schnallen, was das dicke Vlies der Ebich-il-Tracht nicht zuließ. Während er noch

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