Generation Wodka
Ein Schwips ist sozusagen gesellschaftlich anerkannt, obwohl er schon eine Vorstufe zum Rausch darstellt.
Die nächste Stufe ist dann eine deutlich erkennbare Berauschung. Der Alkoholkonsument ist nicht mehr in der Lage, sein Verhalten zu steuern. Ganz wichtig: Er kann auch nicht mehr entscheiden, ob er nun besser aufhört zu trinken. Er hat nur noch einen sehr schwachen Willen. An diesem Punkt breitet sich die Enthemmung aus, die Besoffene oft so widerwärtig macht.
Danach kommt der Vollrausch bis hin zur komatösen Bewusstlosigkeit. Komasaufen eben. Kinder und Jugendliche müssen in diesem Zustand unverzüglich ins Krankenhaus gebracht werden. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr junge Menschen mit der Diagnose âAlkoholintoxikationâ in einer Klinik behandelt, also mit einer Alkoholvergiftung. Das bestätigen Zahlen aus Ministerien und von Fachorganisationen 5 .
Warum ist das so? Und: Sind unsere Kinder heute gefährdeter als früher?
âBingeâ-Trinken, das als ein Indikator für riskanten Alkoholkonsum gilt, ist vor allem bei den jungen Menschen weitverbreitet. Jeder fünfte Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren hat in den letzten 30 Tagen mindestens einmal bei einem Trinkgelage fünf Gläser Alkohol oder mehr getrunken. Das hat eine Untersuchung aus dem Jahr 2008 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergeben.
Der Anteil der Jugendlichen mit wöchentlichem Komasaufen ist natürlich wesentlich geringer. 2008 gaben knapp 6 Prozent aller Jugendlichen an, mindestens einmal pro Woche 5 Gläser oder mehr bei einer Party getrunken zu haben. Diesen Anteil kann man sehr unterschiedlich interpretieren. Die einen würden sagen: âDas ist doch nur jeder siebzehnte Jugendliche.â Wir sind der Ansicht: Das ist eigentlich schon eine kritische Menge. Sie bedeutet:
In jeder Schulklasse mit Jugendlichen finden sich ein oder zwei Schüler, die sich Woche für Woche komplett die Birne zudröhnen!
Manche tun das sogar mehrfach pro Woche! Und wenn sie auch noch gemeinsam sturzbetrunken um die Häuser ziehen, folgen Gewalt und andere Exzesse. Dann sind 6 Prozent ein furchterregend hoher Anteil!
Rausch mit bitteren Folgen
Ein wesentlicher Indikator für einen als riskant einzustufenden Alkoholkonsum ist die getrunkene Menge Alkohol pro Tag. Wenn man die Grenzwerte für Erwachsene als MaÃstab nimmt, pflegen fast 10 Prozent aller Kids zwischen 12 und 17 Jahren einen riskanten und gefährlichen Konsum alkoholischer Getränke. Und Kinder sind nun einmal keine kleinen Erwachsenen. Was der Alkohol im Körper und mit der Psyche Heranwachsender anrichtet, dazu haben wir auch Mediziner befragt. Dazu später mehr. Soviel schon an dieser Stelle: Ein ausgewachsener Körper kann einiges vertragen. Auch wenn täglicher Alkoholkonsum sehr gefährlich für die Gesundheit ist, können Alkoholiker durchaus alt werden. In Berlin haben wir mit einem Obdachlosen gesprochen, der schon mehr als 20 Jahre auf der StraÃe lebt und täglich trinkt, ja säuft. Trotz allem leben diese Extremkonsumenten sehr risikoreich.
Ein junger Körper kann diese Tortur nicht wegstecken. Prominente Mediziner machten uns gegenüber deutlich:
âEin junger Mensch, der mit 12 Jahren anfängt zu trinken und über Jahre hinweg regelmäÃig Alkohol konsumiert, wird oft nicht älter als 25 Jahre. Dann versagen zum Beispiel einzelne Organe.â
Aber Trinken bis zum Umfallen schadet auch dem jungen Gehirn. Das haben Wissenschaftler vom Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien, bei einer Studie mit Affen herausgefunden. Ãber einen Zeitraum von mehreren Monaten mussten vier Affen täglich ein alkoholhaltiges Getränk mit Zitronengeschmack trinken. Alkoholtests zeigten, dass sich die Tiere bis zu einem Alkoholwert betranken, der bei einem Menschen einem Promillegehalt von 2,5 entsprechen würde. Drei weitere Affen erhielten während des gesamten Zeitraums keinen Tropfen Alkohol.
Nach einer Pause von zwei Monaten wurden die Gehirne der Affen untersucht. Bei der Begutachtung der Affenhirne entdeckten die Forscher mehrere Veränderungen in der Struktur des Hippocampus. In dieser Region war die Bildung von neuronalen Stammzellen â also von den Zellen, die sich später zu Nervenzellen entwickeln â deutlich vermindert. Auch im Wachstum der Nervenzellen registrierten die Forscher erhebliche
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