Generation Wodka
Alkohol. In der dritten Phase kann er sein Trinken nicht mehr kontrollieren. Der Konsument kann zwar über längere Zeit abstinent sein, doch wenn er trinkt, kann er sein Verhalten nicht mehr steuern. In der vierten und chronischen Phase wird der Alkoholiker komplett vom Alkohol beherrscht. Dann ist es schon zu spät. Nur ein radikaler und endgültiger Entzug, eine Entgiftung, kann hier noch helfen. Das ist übrigens bei jungen Menschen und Erwachsenen identisch. Die Krankheit macht keinen Unterschied zwischen jung oder alt, arm oder reich.
Alkohol macht Schule
Obwohl Alkohol bei Schülern in der Regel nicht während der Schulzeit konsumiert wird, ist die Schule oft der Ort, an dem man sich zum Trinken verabredet. Hier erzählt man auch von âtollenâ Erlebnissen, die man während des letzten Rauschs hatte. So spielt in der Prävention die Schule neben der Familie eine maÃgebliche Rolle. In der Schule erreicht man die Zielgruppe am besten. Hier braucht es vor allem gut ausgebildete Pädagogen, die mit der Arbeit gegen den Missbrauch von Alkohol bereits Erfahrungen sammeln konnten.
Studien belegen, dass sich in den Jahren 2009 und 2010 der Trend zum exzessiven Rauschtrinken bei Teenagern weiter fortgesetzt hat. So ist vor allem die Zahl der alkoholbedingten Krankenhausaufenthalte von Kindern und Jugendlichen 2009 im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen. Gerechnet auf jeweils 100.000 Jungen und Mädchen in der Altersgruppe von 11 bis 20 Jahren betrug die Zahl dieser Fälle 290, ermittelte die Techniker-Krankenkasse (TK) 7 . (Die Angaben beziehen sich auf TK-versicherte Kinder und Jugendliche.) 2008 waren es 274 Fälle je 100.000 Teenager. Das entspricht einem Anstieg von rund 6 Prozent. Im Zeitraum von 2004 bis 2009 stieg die Zahl der alkoholbedingten Klinikbehandlungen um mehr als 80 Prozent an!
Oft trinken Kids Alkohol, weil sie meinen, dadurch besser drauf zu sein oder in ihrer Clique besser anzukommen. Obwohl die Angaben bei den Untersuchungen zum Komasaufen durchaus unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen, sind sich Experten einig: Es ist fünf nach zwölf!
Mädchen und Jungen sind durchschnittlich 13 Jahre alt, wenn sie das erste Mal Alkohol trinken, und das ist ohne Zweifel zu jung. Keines dieser Kinder wird, wenn es sein Verhalten nicht ändert, ein biblisches Alter erreichen.
Wer in sehr kurzer Zeit gröÃere Mengen von Alkohol trinkt, bringt sich in Lebensgefahr. Noch bevor den Jungen und Mädchen bei einem Saufgelage übel wird und sie deshalb mit dem Trinken aufhören, kann der Alkohol bereits auf tiefe Regionen des Gehirns wirken und zum Beispiel eine Atemlähmung hervorrufen.
Auch geringe Mengen Alkohol sind für den jungen Organismus gesundheitsschädlich. Alkohol ist ein Zellgift, er hemmt das Wachstum und schädigt die Leber. Betroffene werden vergesslich, können sich schlechter konzentrieren und lassen auf verschiedenen Gebieten in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit nach. Bei jungen Menschen ist zudem die Gefahr, alkoholabhängig zu werden, besonders hoch. Ãber diese wichtigen Zusammenhänge berichtet der Mediziner Wolfgang Luster in einem eigenen Kapitel (siehe Seite 88) noch ausführlich.
Die Deutschen und der Alkohol
Im internationalen Vergleich ist der europäische Alkoholkonsum der höchste weltweit. Deutschland verbraucht pro Kopf mehr als 10 Liter Reinalkohol im Jahr. Damit gehören wir zu den Hochkonsumländern der Welt. Im Saufen spielen die Deutschen also in der Champions League, mit guten Aussichten, hin und wieder den Weltpokal zu gewinnen.
Gemeinschaftlich Alkohol zu trinken ist ein fester und traditioneller Bestandteil der deutschen Freizeit- und Feierabendkultur. Alkoholexzesse werden von der Gesellschaft noch immer toleriert. In der bereits genannten Studie der DAK heiÃt es: âWenngleich einem geringen Alkoholgenuss gesundheitsförderliche Wirkungen attestiert werden, sind die Folgen von übermäÃigem Konsum so gravierend, dass Alkohol als die gefährlichste psychoaktive Substanz angesehen wird.â 8
Der Anteil alkoholabhängiger Kinder ist zwar immer noch einigermaÃen gering, ein risikoreicher Umgang mit Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen wird aber während der Schulzeit erprobt und dann häufig in den darauffolgenden Jahren gefestigt und ausgebaut.
Einen groÃen Einfluss auf die Kinder haben neben den Freunden die Geschwister und Eltern. Oft
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