Generation Wodka
Veränderungen.
Und was bedeutet das? Der Hippocampus liegt in Zentrum unseres Gehirns. Er ist ein Teil des limbischen Systems. Hier werden Erinnerungen abgespeichert, indem Gedächtnisinhalte aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis überführt werden. Diese Erinnerungen werden dann an verschiedenen anderen Stellen in der GroÃhirnrinde âabgelegtâ. In der Tat erlebt man auch bei erwachsenen Trinkern, dass sie nach einiger Zeit bereits erste Gedächtnislücken aufweisen.
Dann aber erbrachten die Affenhirne noch eine besondere Ãberraschung: Die negative Veränderung hielt sogar an, nachdem die Tiere zwei Monate Alkoholentzug hinter sich hatten. Damit war klar, dass Hochprozentiges das Gehirn nicht nur vorübergehend, sondern nachhaltig schädigt.
Die Forscher vermuten deshalb, dass Komasaufen auch bei jungen Menschen einen lang andauernden Effekt auf die Funktionen des Hippocampus hat. Deswegen beunruhigen exzessive Trinkpartys von Jugendlichen Mediziner und Politiker gleichermaÃen. Experten fordern sogar schon deutlich höhere Steuern auf Alkohol.
Vom Gelegenheitstrinker zum Alkoholiker
Wann ist man eigentlich ein Alkoholiker? Als âregelmäÃig Alkohol konsumierendâ gilt, wer mindestens eine Einheit Alkohol pro Woche zu sich nimmt. Dazu zählt auch ein Glas Bier und ein Glas Wein. Um die 40 Prozent aller Schüler trinken bereits regelmäÃig Bier, Schnaps, Wein oder Mixgetränke. Sie sind also zumindest auf dem Weg zum Alkoholiker.
Eine aktuelle Studie der DAK 6 über den Alkoholkonsum von Schülerinnen und Schülern belegt, dass bis zum 12. Lebensjahr nur wenige Schüler zum Alkohol greifen. Allerdings geben auch hier immerhin 10 Prozent der Befragten an, wöchentlich zu trinken. Zehn Prozent!
Jedes zehnte Kind bis zum 12. Lebensjahr trinkt also mehr oder weniger regelmäÃig Alkohol, darunter Weinmischgetränke, Schnaps und alkoholische Mixgetränke, also auch harte Sachen.
Mit dem 13. bis 15. Lebensjahr gibt es dann die bereits erwähnten regelrechten Schübe, der Alkoholkonsum steigt deutlich. Was der regelmäÃige Suff mit den jungen Körpern macht, kann die Krankenkassen unvorstellbare Summen kosten. Dafür wird letztendlich die Gesellschaft aufkommen müssen. Durch den weiteren Anstieg der Alkoholiker werden sich die Krankenkassenbeiträge über kurz oder lang noch einmal deutlich erhöhen.
Der schwedische Arzt Magnus Huss (1807â1890) definierte im Jahr 1849 als Erster den Alkoholismus als Krankheit. Er unterschied dabei zwischen der âacuten Alkoholskrankheit oder Vergiftungâ und dem âAlcoholismus chronicusâ, also dem chronischen Saufen. Allerdings konnte er mit dieser Erkenntnis die Fachwelt nicht für sich gewinnen.
Erst Elvin Morton Jellinek (1890â1963) setzte sich 1951 mit seiner durch die Arbeit mit den Anonymen Alkoholikern inspirierte Ansicht weltweit durch, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Ãbrigens sind Männer seit jeher weit häufiger betroffen als Frauen. 70 Prozent der Alkoholiker sind Männer. Man vermutet, dass es in Deutschland insgesamt bis zu 2,5 Millionen Alkoholiker gibt.
Allerdings sind die Frauen auch hier stark im Kommen. In den vergangenen Jahrzehnten haben sie erst relativ spät mit dem auffälligen Trinken angefangen. Bei den Männern gab es erste Tendenzen schon in der frühen Jugend. Doch wenn die Zahlen sich weiter so entwickeln, werden die Frauen die Männer bald eingeholt haben. Und die Männer werden in der Zukunft wohl nicht weniger trinken. Die Alkoholiker werden also immer mehr.
Wenn Jugendliche oder Erwachsene wiederholt trinken (anfangs oft in kleineren Mengen, doch dann das Ganze systematisch steigernd), es oft aber selbst nicht bemerken, dann spricht man von einem âfunktionierenden Alkoholikerâ. Der Betroffene geht einfach weiter zur Schule oder seinem Job nach â mit einer gewissen Leistungsminderung vielleicht, aber nicht arbeitsunfähig. Die Krankheit verläuft also unauffällig und langsam, meist über mehrere Jahre hinweg. Den Betroffenen wird die Schwere ihrer Krankheit oft nicht bewusst, oft leugnen sie diese auch ganz. Verständlich, denn sie âfunktionierenâ ja.
Der spätere Alkoholiker fängt in der ersten Phase seiner Krankheit oft mit dem Trinken in Gesellschaft an. Dort fällt es weniger auf. In der zweiten Phase braucht er schon regelmäÃig
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