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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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sind große Mengen an Alkohol in den Haushalten vorrätig und die Kinder verlieren die Angst vor diesem Nervengift. Übrigens: Auch Suchtkarrieren anderer Art beginnen fast immer mit Alkohol und Nikotin, also den legalen Drogen.
    Gibt es zwischen den einzelnen Bundesländern gravierende Unterschiede, wie Kinder mit Alkohol umgehen? Vergleiche zu ziehen ist hier sehr schwer. In Berlin kamen 2009 laut einer DAK-Studie 9 , die sich auf die statistischen Landesämter bezieht, 408 Kinder nach Alkoholmissbrauch in ein Krankenhaus. Das war ein Zuwachs von 6 Prozent zum Vorjahr. Rückgänge gab es dagegen in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. In einigen Bundesländern haben sich die Fälle innerhalb von 10 Jahren annähernd verdoppelt. In Nordrhein-Westfalen mussten 2009 um 7 Prozent mehr Jugendliche volltrunken stationär aufgenommen werden als im Vorjahr; da waren es insgesamt 6.578 junge Menschen. In Bayern waren es 5.316 Fälle, ein Plus von 3,5 Prozent. In Baden-Württemberg verlief die Entwicklung mit 4.028 (plus 1,7 Prozent) weniger dramatisch.
    In allen genannten Ländern bedeuteten die Zuwächse gleichzeitig auch Rekordzahlen. In den neuen Bundesländern kann man die Zahlen durch den Geburtenrückgang und die Abwanderungen in andere Bundesländer nur schwer bewerten. Die rückläufigen Zahlen bedeuten nämlich keineswegs, dass die Probleme dort geringer geworden sind.
    Die Ergebnisse sind in allen Bundesländern gleich erschreckend. Die krankheitsbedingten Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum stellen sich oft erst in den späteren Jahren ein. Dennoch bleibt der Alkoholkonsum auch aktuell bei Jugendlichen nicht ohne Folgen.
    Verkehrsunfälle in Verbindung mit Alkoholkonsum sind bei Jugendlichen Todesursache Nummer 1 in Deutschland.
Ein flächendeckendes Problem
    Komasaufen wird übrigens in allen sozialen Schichten betrieben. Viele Deutsche sind der Auffassung, dass dieses Phänomen vor allem der Unterschicht zugeordnet werden kann, und das ist eindeutig falsch. Das zeigt etwa das Beispiel der 17-jährigen Dunja. Sie geht auf ein Gymnasium und hebt sich vom Aussehen und Verhalten deutlich von unteren Sozialschichten ab. Das Mädchen musste bereits mehrere Male mit dem Notarztwagen in eine Klinik gebracht werden.
    Nach ihrer ersten Alkoholvergiftung hat sie sich noch fürchterlich geschämt.
    Auf der Geburtstagsparty ihrer Schwester trank sie zum ersten Mal mehr als zwei Gläser eines alkoholischen Cocktails. Sie kippte das Zeug förmlich in sich hinein und konnte sich am Tag darauf an nichts mehr erinnern. Erst da erfuhr das Mädchen, was geschehen war: Die Partygäste hatten sie nackt ausgezogen und in eine Badewanne gelegt. Zwei Tage lang ging es ihr danach sehr schlecht und sie versprach ihren Eltern, so etwas nie wieder zu tun. Doch es folgten noch zwei weitere Einlieferungen in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Beim letzten Mal wurde sie bewusstlos an der Kirche ihres Heimatortes gefunden.
    Komasaufen ist in allen sozialen Schichten beliebt. Doch es gibt Unterschiede.
    Je enger Jugendliche in gesellschaftliche Strukturen eingebunden sind oder zum Beispiel Hobbys wie Leistungssport ausüben, die nicht mit dem Trinken kompatibel sind, desto geringer ist die Gefahr, dass sie zu Komatrinkern werden.
    Bei den Alkoholkonsumenten muss ja zumindest ein soziales Umfeld vorhanden sein, in dem man trinken kann, ohne negativ aufzufallen.
    Eine große Gefahr für Kinder und Jugendliche ist sicherlich die Werbung für den Alkohol. Da sieht man leichtbekleidete, sportliche junge Damen und Herren, manchmal auf einem Schiff in der Karibik, manchmal auf einer lustigen Party in einer deutschen Großstadt. Die Szenen sprechen junge Menschen an und präsentieren Alkohol als heiter und fröhlich machend, als angesagt und als gesellschaftliches Muss.
    Doch fängt ein Jugendlicher mit dem Trinken an, weil leicht bekleidete Damen Bier trinkend über den Strand tanzen? Unterschwellig tritt genau diese Wirkung ein, denn dafür wird Alkoholwerbung ja gemacht. Diese Werbung hat ganz klar den Auftrag, den Konsum von Alkohol zu steigern und junge Menschen für die Entwicklung von festen Trinkgewohnheiten zu gewinnen. Warum sollte die Alkoholindustrie sonst so viel Geld ausgeben, wenn nicht am Ende ein deutliches Plus in den Auftragsbüchern stünde? Es ist also über die Maßen naiv zu behaupten, dass Werbung keinen Einfluss auf

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