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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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Mutter Byron macht sich so ihre Gedanken: »Sie erhob mühelos mehrere Zahlen in die zweite und dritte Potenz und zog alsdann die Wurzel einer quadratischen Gleichung – ich vermochte jedoch kaum mehr als einen verschwommenen Einblick in die grundsätzlichen Prinzipien zu gewinnen, nach denen die Maschine arbeitet«, schreibt sie später in ihr Tagebuch. 2
    Nicht immer geht es dabei für Babbage so erfreulich zu, und seine Geduld wird das eine oder andere Mal auf eine harte Probe gestellt. So will eine Dame nach der Vorführung von Babbage nur noch eines wissen: »Wenn Sie die Frage falsch eingeben, kommt dann die Antwort richtig heraus?« Der Mann hat es wirklich nicht leicht. Babbages Bekannte, die Ökonomin Harriet Martineau, rechnet ihm die bewahrte Ruhe hoch an: »Von da an habe ich alle Zeit und Aufmerksamkeit, die er den weiblichen Besichtigern seiner Maschine widmete, als Opfergaben einer genuin gutartigen Natur gewertet.« 3
    Doch trotz aller Bewunderung für die Maschine und ihren Genius: Es bleibt bei der Demonstrationsversion, der Rechenautomatwird nie komplett gebaut werden. Babbage stellt die Arbeiten 1834 ein. Bis dahin hat er 17470 Pfund ausgegeben – zwanzig Mal mehr, als die 1831 gebaute Dampflokomotive »John Bull« gekostet hat!
    Babbage träumt seinen Traum von der Rechenmaschine bis zu seinem Tod. Fast vierzig Jahre lang erarbeitet er eine Serie von Entwürfen, doch hergestellt wird kein einziges Zahnrad mehr. Doch sein Erfindergeist ist damit nicht erstickt, und theoretische Arbeiten kosten lediglich das Papier. In den folgenden Jahren entwirft Babbage einen noch »intelligenteren« Automaten, den er »Analytische Maschine« nennt. Diese sollte mit Lochkarten programmiert werden und mechanische Elemente enthalten, wie sie in modernen Computern in elektronischer Form arbeiten: voneinander separierte Rechenwerke und Speicher. Auch einen Drucker entwickelt der unermüdliche Tüftler.
    Nach seinem Tod im Jahre 1871 geraten seine Arbeiten weitgehend in Vergessenheit, erst im Computerzeitalter wird man wieder auf ihn und Ada aufmerksam. Seitdem gilt Charles Babbage als Urvater des Computers.
    Lange Zeit diskutierten Fachleute darüber, ob Babbages Differenzmaschine überhaupt funktioniert hätte. Doch, sie hätte. Im Jahre 1985 entschloss sich eine Gruppe von Wissenschaftlern am Science Museum in London, den Apparat nachzubauen. Nach sechs Jahren, genau rechtzeitig zu Babbages 200. Geburtstag, war er fertig. Und er lief. Noch heute tut er dort seine Dienste und wie schon damals: sehr zum Erstaunen des Publikums.
    *
    Als Charles Babbage am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1791 das Licht der Welt erblickte, war es um ihn wohlbestellt. Sein Vater Benjamin war ein vermögender Bankier und Kaufmann, der ein schönes Haus in Walworth besaß. Damals lagdieses Anwesen noch inmitten von Feldern, heute ist es ein Stadtteil von London südlich der Themse. Die Babbages gehörten zu einem alteingesessenen Geschlecht, das in dem Dreieck zwischen Totnes, Dartmouth und Teignmouth lebte.
    Das Leben war damals auch für die bessere Gesellschaft nicht immer einfach, die hohe Kindersterblichkeit machte vor niemandem halt. So gebar Charles’ Mutter Betty zwei Jungen, die schon im Säuglings- beziehungsweise im Kindesalter starben. Nur seine sieben Jahre jüngere Schwester Mary Anne blieb der Familie erhalten und überlebte Charles um mehrere Jahre.
    Als Charles eine kleine Schule in Enfield besuchte, zeigte sich ein Charakterzug, der später für ihn – wie im Übrigen auch für viele andere berühmte Wissenschaftler – entscheidend werden sollte: die Freude am Lernen mit Hilfe von Büchern. Die Schule verfügte über eine ansehnliche Bibliothek, in der sich Charles nach interessanter Lektüre umsah. Obwohl dort zahlreiche Werke standen, die für Jungs in seinem Alter normalerweise uninteressant waren, zog er »manchen Vorteil aus dieser Bibliothek«, wie er sich später erinnerte. 4 Insbesondere fesselte ihn ein Buch über Algebra. Der Eifer ging so weit, dass er gemeinsam mit einem Freund morgens um drei Uhr aufstand, im Schulzimmer Feuer machte und dann zwei oder drei Stunden Mathematik lernte, bis das Frühstück bereitet wurde und der Unterricht begann. Aus einem Jungen mit solchem Eifer musste etwas werden.
    Nachdem Benjamin Babbage sich 1803 aus den Geschäften zurückgezogen hatte, kaufte er ein neues Haus auf den Klippen oberhalb von Teignmouth. Hier verbrachte Charles seine Jugend, und hier offenbarte sich

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