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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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BEGEGNUNG AM BERGKAMM
    »Ich langweile mich.«
    Raiki janja blickte von den Karten hoch, die sie mischte, vor ihren Knien auf der Lederhaut ausbreitete, einsammelte und neu mischte. Im grausamen Licht der frühen Morgensonne überzog ein Netz feiner Fältchen ihr Gesicht, tiefere Falten verliefen strahlenförmig von den Augen aus, die durch die schwarze Bemalung noch größer und dunkler wirkten. Sie seufzte, und unter ihrem Seufzen hob sich rasselnd das Doppeldutzend Goldketten mit den baumelnden Münzen. Sie saß auf einem Fell, das beinahe so alt war wie sie, und hatte die kleinen Füße ordentlich unter die schweren Schenkel geschoben. Ihre Gewänder bauschten sich über dem massigen Rumpf. Ihr Aussehen entsprach ihrer Funktion – der einer unbedeutenden Stammeszauberin –, nur ihre Augen zeichneten sie als etwas Besonderes aus. Sie waren umschattet, ständig in Bewegung, vom bräunlichen Grün des Wassers in einem schattigen Brunnen, ruhig, weise und zeitlos, das einzige äußerliche Anzeichen dessen, was ihr innewohnte. »Nein«, sprach sie. »Du bist nicht gelangweilt, sondern habgierig.«
    Umrahmt vom Schein der aufgehenden Sonne stand Ser Noris am Rande der Klippe mit auf dem Rücken gefalteten Händen, weiße Hieroglyphen auf dem tiefen Schwarz seines Gewandes. Er drehte sich um und kam auf sie zu; lautlos schritt er in seinen Stiefeln über das kiesige Gestein. Ein Rubin wie eine Träne an einem Goldring in seinem spitz zulaufenden Ende hing von seinem linken Nasenflügel herab – ein Relikt aus so weit zurückliegender Jugend, daß er sich kaum erinnern konnte, wann er zum ersten Mal den Goldring durch sein Fleisch gezogen hatte. Er trug ihn immer noch, denn sein Gewicht auf seiner Lippe war nun ein Teil seiner selbst geworden, obgleich der blutrote Schimmer schlecht zur kühlen Strenge seines Gesichts paßte. Als er sie anlächelte, hob der Rubin sich, kullerte zur Seite und strahlte im Licht der aufgehenden Sonne. »Nein, janja, ich brauche eine Aufgabe. Ich verknöchere.« Er stampfte mit dem Stiefelabsatz gegen das Gestein. »Es dauert nicht mehr lange, dann bin ich so beweglich wie dieser Stein.«
    Raiki mischte die Karten und schob sie zu einem Stapel zusammen. »Der Preis deines Erfolges, Ser Noris.«
    »Ein sehr bescheidener Erfolg, janja.«
    »Du willst zuviel.« Sie hielt die Karten tief in ihrem Schoß und blickte an ihm vorbei in das Tal, das grün und prachtvoll jenseits des Klippenrandes schimmerte. »Das steht dir nicht zu.«
    »Weil ich von den Nearga Nor stamme? Das stellt für mich keine Verpflichtung dar. Mein ist das Norim hier.« Er ballte eine wohlgeformte Hand zur Faust. »Keiner von ihnen darf Hand an mich legen, weder als einzelner noch in der Gruppe. Ich habe mehr Macht inne, als die meisten Menschen sich nur erträumen, aber ...«
    Er strich mit einer ausholenden Handbewegung über das Tal. »Wenn ich hier stehe und mir klarmache, was dahinterliegt, weiß ich, wie unbedeutend der Triumph ist, dessen ich mich brüsten darf. Ich brauche mehr Raum, janja.« Er schwenkte herum, beugte sich in flüssiger Bewegung herab, hob die oberste Karte von ihrem Stapel, richtete sich auf und tippte den ausgefransten Kartenrand gegen seinen Daumennagel. »Zieh mit, janja.«
    Raiki runzelte die Stirn. »Ein Spiel? Absurd.«
    »Mach mit, janja.« Wieder lächelte er ein breites, einnehmendes Lächeln, das sein kaltes Gesicht erwärmte. »Warum nicht?«
    Sie zog die nächste Karte vom Stapel und hielt sie einen Augenblick mit dem Bild nach unten. »Ich sollte dich nicht warnen, mein prachtvoller, starrköpfiger Noris, aber ich habe dich ein wenig liebgewonnen. Tu es nicht. Das Spiel wird dich vernichten.«
    Sein Lächeln verzerrte sich. »Ich glaube nicht. Bedenke, janja, selbst wenn du recht hast, welche Wahl bleibt mir denn? Ich kann entweder bei lebendigem Leib verfaulen oder mein Leben mit Leben erfüllen, so kurz es dadurch auch sein mag. Wenn du an meiner Stelle wärst, wofür würdest du dich entscheiden?«
    »Es sei. Spiel deine Karte aus, Ser Tod.«
    «Ser Ordnung, janja. Macht, nicht Tod.« Er legte die Karte auf das Fell vor ihren Knien.
    BILD:
Kopf und Oberkörper eines kleinen Mädchens mit grünen Flecken in seinem hübschen, rosigen Gesicht. Ein dunkelgrünes Oval inmitten seiner Stirn direkt über der Nase wurde von baumelnden, rotbraunen Locken halb verborgen. Die Vierjährige blickte mit weit aufgerissenen orange-bernsteinfarbenen Augen und dem Ausdruck

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