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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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Georgiana Whitmore verliebt. 1814 heirateten die beiden.
    Um in der Wissenschaftsszene Fuß zu fassen, zog das junge Paar 1815 nach London in die Devonshire Street 5. Schnell gelang es Babbage, Zugang zur Royal Institution zu erhalten, wo er eine Vorlesungsreihe über Astronomie hielt. Gleichzeitig veröffentlichte er einige mathematische Arbeiten, so dass er schon im März 1816 auf Vorschlag von John Herschel und anderen Freunden zum Mitglied der Royal Society gewählt wurde. In den folgenden fünf Jahren veröffentlichte er mehrere grundlegende Arbeiten zur Algebra und Funktionentheorie, die ihn bald als einen der begabtesten Mathematiker des Landes auswiesen.
    Ein prägendes Erlebnis war eine Reise nach Frankreich, die er mit John Herschel unternahm. Den beiden Gelehrten eilte ihr Ruf voraus, so dass die größten wissenschaftlichen Koryphäen des Kontinents sie empfingen. In Paris besuchten sie den überragenden Mathematiker Pierre Simon Laplace sowie die Physiker Dominique François Arago und Jean-Baptiste Biot. Den größten Einfluss auf Babbages späteres Wirken sollte aber der heute weniger bekannte Gaspard François de Prony haben, der Brückenbauingenieur des Landes. De Prony hatte im Auftrag der Regierung das größte Zahlenwerk der damaligen Zeit herausgegeben, eine 17-bändige Sammlung logarithmischer und trigonometrischer Tafeln. Der enorme Rechenaufwand hatte de Prony auf den Gedanken gebracht, eine Arbeitsteilung einzuführen. Fast hundert Mathematiker und einfache »Rechenknechte« wurden in drei Gruppen eingeteilt, die jede ihre ganz spezielle Aufgabe hatte – geistige Fließbandarbeit gewissermaßen. Daran sollte sich Babbage später erinnern, als er die Analytische Maschine konstruierte.
    Als er nach England zurückkehrte, war er um eine wichtige Erfahrung reicher, aber eine Arbeit hatte er dennoch nicht. Dies wurde immer dringender, angesichts einer fröhlich wachsendenFamilie. Im August 1815 war der erste Sohn zur Welt gekommen, den sie Benjamin Herschel tauften. Bis 1827 folgten sieben weitere Sprösslinge, von denen aber insgesamt nur drei das Kindesalter überlebten.
    Mit der Arbeitsstelle wurde es nichts, aber dafür gründete Babbage zusammen mit seinem Freund Herschel und einem Dutzend weiterer Mitstreiter 1820 die Astronomical Society. Das legendäre Prozedere vollzog sich in lockerer Atmosphäre in einer Freimaurerschenke. Erster Präsident wurde der größte Astronom seiner Zeit, John Herschels Vater Friedrich Wilhelm. Babbage war einige Jahre Schriftführer der Gesellschaft, doch dann erforderte eine andere Aufgabe seine ganze Kraft: Konstruktion und Bau der Rechenmaschine.
    Der erste Gedanke dazu war ihm bereits im Jahre 1812 oder 1813 gekommen, als er noch in Cambridge studierte. Eines Abends, so erinnerte er sich später, brütete er in der Bibliothek über einer Logarithmentafel, als ein Kommilitone den Raum betrat und ihn fragte: »Nun, Babbage, wovon träumen Sie?« Darauf erwiderte er: »Ich denke daran, dass all diese Tafeln … von Maschinen berechnet werden könnten.« 11
    Maschinen und Automaten hatten Babbage schon als Kind fasziniert. Als er noch klein war, besuchte er einmal mit seiner Mutter eine Ausstellung von mechanischen Apparaturen. Als der Erfinder John Joseph Merlin Charles’ Interesse bemerkte, lud er die beiden in seine Werkstatt ein. Dort fesselten den Jungen zwei etwa 35 Zentimeter große silberne Figuren. Die eine war eine Tänzerin, auf deren Arm ein Vogel saß, der mit dem Schwanz wippte, seine Flügel ausbreitete und den Schnabel öffnete. Die Tänzerin bewegte sich auf eine höchst faszinierende Art und Weise.
    Viel später, im Jahre 1834, stieß Babbage zufällig wieder auf die silberne Tänzerin und erstand sie für den nicht unerheblichen Betrag von 35 Pfund. (In den 1820er Jahren entsprach dies seinem Etat eines ganzen Monats.) Er brachte sie wieder in Schuss und stellte sie in seinem Haus aus. Auf denAbendgesellschaften in Dorset House war sie die Attraktion, nicht die Differenzmaschine.
    Babbages prophetischer Ausspruch aus der Bibliothek blieb zunächst folgenlos, bis zum Jahre 1820 oder 1821. Die Astronomische Gesellschaft hatte Babbage und Herschel damit beauftragt, bestimmte Tabellen berechnen zu lassen. Die beiden gaben diesen Auftrag an zwei Gruppen weiter, die unabhängig voneinander dieselbe Tabelle fertigstellen sollten. Doch als die beiden die Ergebnisse verglichen, war die Enttäuschung groß: Die Zahlenwerte enthielten eine Reihe von

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