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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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der Nähe des Eingangs zu.
    Ingrid bekam ihre Aktionen, wenn auch nicht ihre Emotionen, wieder unter Kontrolle und setzte ihre Flucht in diese Richtung fort. Während des Rückzugs postierte sich Whispr zwischen ihr und den letzten Kämpfern. Seine andauernde Ritterlichkeit war zwar bewundernswert, erwies sich jedoch als unnötig. Die letzten Streithammel lagen entweder am Boden, hatten aufgegeben oder versuchten wie der überwältigte Meld dem entschlossenen Rausschmeißer zu entkommen, indem sie über das Geländer sprangen und mit lautem Platschen im Wasser darunter landeten.
    Als sie die Bar sicher verlassen hatten, führte sie Wizwangan Gebäuden vorbei, die entweder hoffnungsvoll oder komplett zerfallen aussahen.
    »Mein Boot liegt gleich hier drüben. Ich fahre Sie auf die andere Seite der Insel zu Ihrem Bootel.« Er sah die keuchende Ingrid an, deren Augen noch immer geweitet waren. »Das ist sicherer, als zu laufen. Die Straßen der Stadt sind gut beleuchtet, aber viele der Bewohner haben ebenfalls schon die Lampe an.«
    »Danke«, entgegnete sie dankbar. Dann blickte sie zu ihrem anderen Begleiter hinüber, der noch immer auf weiteren Ärger lauerte. »Dir danke ich ebenfalls, Whispr, dass du …« Ihre Stimme versagte, als sie etwas bemerkte, das an der Stelle, wo ihm der angreifende Fischer das Hemd zerfetzt hatte, auf der Haut klebte. Sie öffnete den Mund und ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, worum es sich dabei handelte.
    »Das ist eine Zoe.« Sie tauschten einen peinlich berührten Blick, dann sah er hastig zur Seite. In diesem Moment erinnerte sie sich, dass sie eine Berührung gespürt hatte, als sie Tomuk Ginnyy auf Nanoimplantate hin untersucht hatte.
    »Du …« Ihr fehlten die Worte, und sie starrte Whispr finster an. »Du hast mich getragen !«
    Sie hatte den unbeholfenen, ruhigen Meld noch nie so niedergeschlagen gesehen, seitdem er ihr Büro in Savannah betreten hatte. »Ich … Ich konnte nicht widerstehen, Doc. Ingrid.« Sein Blick war mitleiderregend, sein Tonfall herzergreifend. »Du weißt, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. Das ist schon so, seitdem du mich das erste Mal berührt hast. Ich weiß, ich kann … du willst nicht …« Seine Stimme brach ab, und seine Worte klangen wie Stücke aus zerbrochenem Glas, die in einen großen Abfallcontainer geworfen wurden.
    Hin- und hergerissen zwischen Zorn und Mitleid rang sie noch nach einer Antwort, als sie in das kleine grüne Boot deskichernden Wizwang stiegen. Seine Belustigung schien die ganze Angelegenheit nur noch peinlicher zu machen.
    »Aber eine Zoe, Whispr …« Sie starrte ihn an. »Das ist so … so primitiv .«
    Er sagte nichts, sah so aus, als wäre er am liebsten im Boden versunken, und nahm so weit entfernt von ihr Platz, wie es in dem kleinen Boot nur möglich war. Sie war unglaublich dankbar dafür, dass Wizwang beschloss, seine Augen und insbesondere sein Mundwerk anderweitig zu beschäftigen und dem vermutlich übergroßen Drang widerstand, einen bissigen Kommentar abzugeben.
    Auch wenn sie genau wusste, was eine Zoe war, hatte sie noch nie zuvor direkt damit zu tun gehabt. Zumindest nicht wissentlich. Die Verwendung einer Zoe war zwar legal, erforderte aber die Zustimmung der entsprechenden Person. Was Whispr getan hatte, war im Grunde genommen Diebstahl. Ohne ihre Erlaubnis hatte er ihr etwas Persönliches gestohlen und auf seiner Haut platziert.
    Ursprünglich für den Einsatz bei der medizinischen Notfallversorgung gedacht, maß eine Zoe beim Hautkontakt zahlreiche Komponenten des Individuums, das sie berührte. Sie war das biologisch empfindliche High-Tech-Ganzkörperäquivalent zu einem Zungenabstrich. Die auf diese Weise ermittelten Werte konnten in einem Labor analysiert oder dazu genutzt werden, alle Arten von nützlichen Komponenten von einer gesunden Person auf eine kranke zu übertragen, wenn sie gegen deren Haut gepresst wurde. Der Grad der Absorption, Speicherung und Übernahme hing von der Stärke der Zoe ab.
    Mithilfe der Zoe, mit der er Ingrid berührt hatte, war Whispr in der Lage gewesen, bestimmte Antikörper, Pheromone und andere Chemikalien sowie eine winzige, aber messbare Dosisan Östrogenen und den damit verbundenen Stoffen zu erhalten. Die Dosis war bei Weitem nicht stark genug, um ihn körperlich zu beeinflussen. Der Kick, den er durch das Tragen der Zoe verspürte, war rein emotionaler und mentaler Natur, eine Art chemischer Pornografie. Zumindest wurde dieser Akt von jenen so

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