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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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synthetischer Substanzen. Naturals rangen miteinander oder mit Melds und umgekehrt. Ingrid, die zunehmend nervöser wurde, konnte keinen Hinweis auf einen soziokulturellen Krieg zwischen Naturals und Melds erkennen. Hass und Abscheu schienen hier gleichmäßig verteilt zu sein. Natural schlug Natural und Meld Meld mit identischem Enthusiasmus.
    »Hier lang!« Der besorgte Wizwang war sich schmerzhaft bewusst, dass ein überlegener Intellekt im Umgang mit um sich schlagenden Betrunkenen in etwa so hilfreich war wie Magnesiumpulver beim Löschen einer brennenden Küche, und führte seine Besucher hastig von dem eskalierenden Streit weg. Entlang des Geländers, das die Bar vom Sumpf trennte, eilten die drei am Rand der über dem Wasser angebrachten Plattform entlang und versuchten, den Ausgang zu erreichen, bevor einer von ihnen ebenfalls in den immer blutiger werdenden Zwist verwickelt wurde.
    Endlich erschien der Rausschmeißer der Bar, der sich einen ungünstigen Moment ausgesucht hatte, um einem privaten Bedürfnis nachzugehen, im Eingang, auf den Ingrid, Whispr und Yabby zusteuerten. Eigentlich erschien er nicht nur im Eingang, sondern blockierte ihn. Der anfängliche Reiz von Melds mit dicken Muskeln war schnell vergangen, nachdem die Leute erkannt hatten, wie viele Kalorien sie zu sich nehmen und wie viele Trainingseinheiten sie einlegen mussten, um ihren Körper in diesem Zustand zu erhalten, wozu die meisten dann doch nicht bereit waren. Doch der große muskulöse Meld war noch immer recht begehrt bei Menschen,die es nicht nur als kosmetische Maßnahme ansahen, sondern für ihren Beruf benötigten.
    Der langhaarige Rausschmeißer rückte mit mürrischem Gesicht näher und versuchte, nicht auf diejenigen zu treten, die gefallen oder zu Boden gestoßen worden waren. Dann begann er, die Kämpfer voneinander zu trennen, indem er sie hochhob, auseinanderzog und zur Seite schleuderte. Da er über zwei Meter groß war und etwa eine Vierteltonne wog, konnte keiner der am Kampf beteiligten Naturals oder Melds etwas dagegen unternehmen, dass der Rausschmeißer nach und nach die Streitigkeiten beendete. Schnitte und blaue Flecken waren ebenso wie Beleidigungen vergessen, als der gewichtige Barangestellte sich mit Gewalt den Weg durch den sich rasch auflösenden Kampf bahnte. Soweit es Ingrid beurteilen konnte, schlug er dabei nicht einen der Streitenden.
    Doch obwohl sich die Auseinandersetzung größtenteils auflöste, war sie noch nicht beendet. Da Ingrid weiterhin fasziniert den Rausschmeißer beobachtete, bemerkte sie nicht, dass einer der Kämpfenden in ihre Richtung taumelte. Zum Glück befanden sich an der linken Hand des traditionellen Fischermelds, deren Finger in vier Spulen verwandelt worden waren, keine Haken. Seine manipulierten Augen waren umwölkt, da das Meld bewirkte, dass er unter Wasser sehen konnte. Die Haut an seinen Beinen, die unter seinen zerrissenen Shorts zu sehen war und über die ihre kratzte, war wasserresistent. Der ängstliche Wizwang ging vor dem vermeintlich gefährlichen Betrunkenen hinter einem umgestürzten Tisch in Deckung. Whispr blieb stehen.
    »Hey, verpiss dich, du Quallengesicht!« Trotz eines deutlichen Gewichtsunterschieds blieb ihr schlanker Begleiter unerschütterlich zwischen ihr und den schwankenden Einheimischen stehen.
    Dieser drehte sich und schlug mit seiner Spulenhand nach Whispr. Der Schlag saß. Da sein Gegner noch immer stand, machte der Betrunkene ein überraschtes Gesicht, bis ihm einfiel, dass er seine Arbeitshaken gar nicht trug. Dennoch reichte der Hieb mit der nackten Spulenfaust aus, um den unteren Teil von Whisprs dünnem Tropenhemd zu zerreißen und die Haut darunter aufzuritzen. Whispr kam ins Taumeln. Von sich selbst überrascht, packte Ingrid eine Flasche und schlug damit nach dem Angreifer. Sie traf die Nase des Fischers, deren mittelmäßiges Meld es dem Mann ermöglichte, den ganzen Tag in der Hitze und Feuchtigkeit zu arbeiten.
    Blut floss. Sie keuchte. Nicht wegen des Blutes, da sie diesen Anblick ja nur zu gut kannte, sondern weil ihr klar geworden war, was sie getan hatte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie derartige Wunden immer nur geheilt, aber nie hervorgerufen.
    »Um Himmels willen, Doktor«, rief eine Stimme. »Mir war ja nicht klar, dass ausgerechnet Sie ein Ticket für diese Hinterwäldlertravestie einer Primateninteraktion gekauft haben.« Wizwang hatte sich aus dem nachlassenden Kampfgetümmel gestohlen und winkte ihr aus seinem Versteck in

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