Genoveva - Die schoensten 156 Opern der Welt
auf,
Sagt Ihr, Herr Golo, was Ihr glaubt!
GOLO.
Ich heiß' nicht Siegfried, bin der Richter nicht!
GENOVEVA.
Da sprecht Ihr wahr! –
BALTHASAR.
Die ist ja nach dem Fall
Viel stolzer noch! doch bräche sich der Stolz
Vielleicht im Thurm – wär' ich der Herr,
Sie müßte gleich hinunter!
CHOR.
Zum Thurm mit ihr, zum Thurm mit ihr,
Dort hat sie Zeit zur Reue!
GENOVEVA.
Führt mich wohin es sei – nur führt mich hin,
Wo ich das Blut nicht seh '! –
BALTHASAR UND CHOR.
Zum Thurm mit ihr!
GENOVEVA.
O Herr im Himmel, schütz' Dein Kind!
Was hab' ich gethan ,
Daß so schwer Du mich prüfst!
GOLO.
O Herzenswunde brich' nicht auf!
Der Rache werd' ihr Recht!
Halt' Deinen Schmerz zurück!
BALTHASAR.
Führt sie hinunter, bindet sie!
CHOR.
Führt sie hinunter, bindet sie!
Fort in den Thurm , fort in den Thurm !
Dritter Akt.
Zimmer in einer Herberge zu Straßburg.
SIEGFRIED.
Nichts hält mich mehr, – laßt Eure Salben,
Laßt Eure Kräuter, gute Frau!
Die Wund ist heil – seht, seht!
MARGARETHA.
Nur wenige Tage schont Euch noch!
Der muß von Eisen sein, daß er
Den Trank verschmerzt, den ich ihm gab –
SIEGFRIED.
Gern schont ich länger mich; doch Sehnsucht
Nach Haus, nach meinem Weib läßt keine Ruh'
Mir mehr –
MARGARETHA.
Habt auch ein Weib Ihr?
SIEGFRIED.
Gute!
Wie sie giebt's keine auf der Welt!
MARGARETHA.
Und auch ein Kind?
SIEGFRIED.
Noch ist's ein Wunsch,
Schon lang harr' ich auf Kunde –
Und morgen muß ich fort, ich halt's
Nicht länger aus –
MARGARETHA.
Geduld, Geduld –
Zwei Tage pflegt Euch noch, und wollt
Ein art'ges Spiel Ihr sehen,
Das Euch an Heimath und an Weib erinnerte,
So wüßt ' ich eines –
SIEGFRIED.
Ich versteh' Euch nicht –
MARGARETHA.
So hört, hier giebt's einen Zauberspiegel,
D'rin schaut man alles, was man will,
Und alles, was sich jüngst begeben –
SIEGFRIED.
Geht das mit rechten Dingen zu?
MARGARETHA.
Weiß nicht –
Untrüglich aber ist das Spiel gewiß .
SIEGFRIED.
Was Ihr da sagt! – und auch von meinem Weibe,
Glaubt Ihr, berichtet mir's ? –
MARGARETHA.
Von Allem, was Ihr wünscht –
SIEGFRIED.
Das muß
Ich sehen . Sagt, um welche Stunde könnt'
Ich's schau'n ?
MARGARETHA.
Am liebsten, wenn es dunkelt schon –
SIEGFRIED.
Hier nehmt für Eure Pflege dies – vielleicht
Such' ich Euch auf noch –
MARGARETHA.
Euer Edelknecht
Weiß meine Wohnung. So gehabt Euch wohl
Und haltet ruhig Euch!
SIEGFRIED.
Lebt wohl!
SIEGFRIED.
Ja wart' Du bis zum jüngsten Tag
Auf mich mit Deinem Spiegel –
Conrad, Conrad!
Spring', Junge freu' Dich, laß
Die Rosse satteln, heute noch
Geht's fort nach Haus! Die Wunde zwar
Noch brennt sie – aber hier
Brennt's heißer noch, nicht länger
Ertrag' ich's fern vom Haus –
Die Nacht ist schön –
O wonn'ger Strom der Luft! –
Mach' alles fertig, – fort, fort!
LIED.
Bald blick' ich dich wieder mein Heimathschloß ,
Der Thurmwart bläst, es jauchzt der Troß ,
Die Thore rasseln vor mir auf,
Die Brücke fällt, ich schaue hinauf –
Sie hat mich erblickt, sie fliegt mir entgegen
Und Aug' an Aug' und Brust an Brust!
O Liebestreu', wie reich an Segen!
O Wiederseh'n so reich an Luft!
Besiegt ist der Feind, das Kreuz erhöht,
Des Glaubens Panier das Land durchweht!
Wie grimm die Wuth des Heiden war,
Mit uns stritt Gott und seine Schaar!
Voll Bangen blicktest du aus nach mir.
Mein Weib, aus deinen stillen Mauern –
Was bangst du noch? wirf fort dein Trauern –
Nun trennt keine Macht mich mehr von dir!
Wer sprengt so eilig in das Thor herein!
Der Reiter scheint von Sinnen – hör' ich recht,
Er lenkt die Schritte her zu mir!
Da hackt ein Rab ' am Fenster –
Was kann's bedeuten!
SIEGFRIED.
Du Golo? Herzlich sei gegrüßt! –
Doch wie so bleich Du siehst – Du bringst
Nichts Gutes!
GOLO.
Gutes nicht.
SIEGFRIED.
Mein Weib ist todt –
GOLO.
Sie lebt –
SIEGFRIED.
Sie lebt?
Dann sei es, was es sei; ich trag' es leicht.
GOLO.
Les't selbst!
SIEGFRIED.
– Von wein Hauscaplan –
GOLO.
Mir beben die Knie,
Ich möchte zurück den grausigen Weg,
Den mich Margaretha gehn läßt .
SIEGFRIED.
Golo! – –
Hier nimm mein Schwert, schlag' nieder mich –
Doch wart' – erst sie!
GOLO.
O faßt Euch, edler Herr!
SIEGFRIED.
Verhöhn' mich nicht mit Deinem
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