Gentec X 05 - Luna City
diese künstlich gezüchteten Bestien verrät«, sagte er. Telepathisch verstand ihn jeder von uns. »Doch Verräter gibt es immer und überall. Selbst Jesus, der als Sohn Gottes bezeichnet wird in der Religion der Weißhäutigen ist von einem seiner engsten Vertrauten verraten worden. Ich werde die Geister der Ahnen befragen sowie den Känguruhmann und die Laubenvogelfrau. Das magische Schwirrholz wird mir den Verräter zeigen.«
Tanaka, die Schneefrau, hob den Kopf. Sie hockte immer noch mit gekreuzten Beinen da. Der Eskimo Innuit grinste breit.
»Es kann dauern, bis wir den Verräter entlarvt haben«, sagte Tangatu Moai. »Wenn es nicht derjenige ist, der uns sagt, dass ein Verräter unter uns wäre und er es nicht ist. Weil er Misstrauen säen will.«
»Du kannst es genauso sein«, sagte der Schattenmann.
Die Mutanten belauerten sich gegenseitig. Ich kannte ihre Kräfte. Wenn ich sie noch nicht selbst im Einsatz erlebt hatte, waren sie mir geschildert worden. Gemeinsam vermochten sie wenn auch nicht die Welt aus den Angeln zu heben so doch ungeheure Kräfte zu entwickeln und parakinetische Fähigkeiten von ungeheurer Stärke aufzubieten.
Umso schlimmer, wenn es unter ihnen einen Verräter gab.
Die Ungeduld drängte mich. Geduld war noch nie meine Stärke gewesen.
»Wir können nicht warten«, sagte ich. »Die Gencoys formieren sich. Wir müssen damit rechnen, dass sie auch das Versteck hier auf den Osterinseln finden. Vielmehr, wenn es wirklich einen Verräter gibt, wird er es ihnen mitteilen. Wenn er es nicht schon getan hat.«
»Das ist nicht möglich«, sagte die Kalskinskaja, die Kreiselfrau, mit ihrer tiefen Bassstimme. »Wir sind hier hermetisch abgeschirmt. Wir befinden uns in einer anderen Dimension.«
»Sehr schön«, wendete Nick ein. »Aber da können wir nicht ewig bleiben und Ratespielchen betreiben, während draußen der Rest der Menschheit zugrunde geht. Und die Erde restlos an die Gencoys fällt. Was also soll geschehen? Entweder entlarvt den Verräter schnell, oder geht das Risiko seiner Weitermeldung an Gencoy One und den Rat der Drei ein.«
Die Mutanten beratschlagten telepathisch, wovon wir nichts mitbekamen. Chicago trank an Iquiris Brust. Sie war jetzt still, sie war überhaupt ein sehr braves und pflegeleichtes Baby. In der Beziehung hatte ich Glück mit ihr. Ich hatte sie in Chicago an mich genommen, kurz nachdem ich den dortigen Hype der Gencoys entdeckte und ihre mörderische Offensive begann.
Ihre Eltern waren von Genmonstern umgebracht worden. Ich wusste nicht, wie die Kleine hieß. Aus Trotz und um ein Zeichen zu setzen hatte ich sie nach der Stadt genannt, in der ich sie fand, und ihr den Nachnamen Hope – Hoffnung – gegeben. Chicago war inzwischen wie alle menschlichen Megastädte und Metropolen eine Betonwüste. { * }
Gencoys, Androiden und Genmonster machten Jagd auf die Menschen, die sich dort noch versteckten. Einige Gebäude waren zertrümmert oder ausgebrannt, die Infrastruktur zerstört. Vielleicht brannte die Straßenbeleuchtung noch, automatisch gesteuert. Vielleicht floss in manchen Stadtteilen noch Wasser aus den Wasserhähnen.
Doch kein Mensch wagte sich mehr offen auf die Straße. Kein Auto fuhr, keine U-Bahn. Es war eine Gespensterstadt.
Die Mutanten waren mit ihrer Beratung fertig. Rahanandra Chabiri fungierte als ihr Sprecher.
»Wir werden dich und die anderen Nichtmutanten zum Mond teleportieren, Nita«, sagte der Fakir zu mir. »Wir Mutanten führen hier unseren Plan aus und senden unsere gebündelten Energien aus, um eine Gegenoffensive gegen die Gencoys zu starten. Die Moais, die gewaltigen Steinköpfe, zweitausend an der Zahl, werden uns als Verstärker dienen.«
Ich erschauerte bei dem Gedanken an die gigantischen Kräfte, die freigesetzt werden sollten. Doch würden sie ausreichen? Zudem war eine Fragen offen. Chabiri las meine Gedanken, die ich ihm öffnete.
»Das Risiko mit dem Verräter müssen wir eingehen, Nita. Ich kann dir nicht verraten, was für eine Offensive wir starten. Was du nicht weißt, kannst du nicht verraten, falls du in Feindeshand fällst. Ihr werdet in den Katakomben von Luna City auftauchen. Seid vorsichtig, auch auf dem Mond gibt es Gencoys, obwohl die Widerstandskämpfer dort sie weitgehend ausgerottet haben. Sie können sich auf dem Mond ohne Schutzanzüge genauso wie auf dem Grund der Ozeane bewegen. Doch es gibt andere Roboter auf dem Mond, die nicht das Emblem des Gentec-Konzerns tragen.«
Es handelte sich
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