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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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Geist genug für ein Epos in fünfzig oder sechzig Gesängen? ’s ist Zeit, daß man das bißchen Essenz nicht mehr aus Zubern, sondern aus Likörgläschen trinkt; so bekommt man doch das Maul voll, sonst konnte man kaum einige Tropfen in dem plumpen Gefäß zusammenrinnen machen.
    Endlich – ich müßte schreien; das ist mir der Mühe zuviel, das Leben ist nicht die Arbeit wert, die man sich macht, es zu erhalten.
    Paris : So flieh, Danton!
    Danton : Nimmt man das Vaterland an den Schuhsohlen mit?
    Und endlich – und das ist die Hauptsache: sie werden’s nicht wagen. (Zu Camille): Komm, mein Junge; ich sage dir, sie werden’s nicht wagen. Adieu, adieu! (Danton und Camille ab.)
    Philippeau : Da geht er hin.
    Lacroix : Und glaubt kein Wort von dem, was er gesagt hat. Nichts als Faulheit! Er will sich lieber guillotinieren lassen als eine Rede halten.
    Paris : Was tun?
    Lacroix : Heimgehn und als Lukretia auf einen anständigen Fall studieren.

Zweite Szene
    Eine Promenade
    Spaziergänger.
    Ein Bürger : Meine gute Jacqueline – ich wollte sagen Korn… wollt ich: Kor…
    Simon : Kornelia, Bürger, Kornelia.
    Bürger : Meine gute Kornelia hat mich mit einem Knäblein erfreut.
    Simon : Hat der Republik einen Sohn geboren.
    Bürger : Der Republik, das lautet zu allgemein; man könnte sagen…
    Simon : Das ist’s gerade, das Einzelne muß sich dem Allgemeinen…
    Bürger : Ach ja, das sagt meine Frau auch.
    Bänkelsänger (singt): Was doch ist, was doch ist
Aller Männer Freud’ und Lüst’?
    Bürger : Ach, mit den Namen, da komm ich gar nicht ins reine.
    Simon : Tauf ihn Pike, Marat!
    Bänkelsänger : Unter Kummer, unter Sorgen
Sich bemühn vom frühen Morgen,
Bis der Tag vorüber ist.
    Bürger : Ich hätte gern drei – es ist doch was mit der Zahl Drei – und dann was Nützliches und was Rechtliches; jetzt hab ich’s: Pflug, Robespierre. Und dann das dritte?
    Simon : Pike.
    Bürger : Ich dank Euch, Nachbar; Pike, Pflug, Robespierre, das sind hübsche Namen, das macht sich schön.
    Simon : Ich sage dir, die Brust deiner Kornelia wird wie das Euter der römischen Wölfin – nein, das geht nicht: Romulus war ein Tyrann, das geht nicht. (Gehn vorbei.)
    Ein Bettler (singt): »Eine Handvoll Erde und ein wenig Moos…« Liebe Herren, schöne Damen!
    Erster Herr : Kerl, arbeite, du siehst ganz wohlgenährt aus!
    Zweiter Herr : Da! (Er gibt ihm Geld.) Er hat eine Hand wie Samt. Das ist unverschämt.
    Bettler : Mein Herr, wo habt Ihr Euren Rock her?
    Zweiter Herr : Arbeit, Arbeit! Du könntest den nämlichen haben; ich will dir Arbeit geben, komm zu mir, ich wohne…
    Bettler : Herr, warum habt Ihr gearbeitet?
    Zweiter Herr : Narr, um den Rock zu haben.
    Bettler : Ihr habt Euch gequält, um einen Genuß zu haben; denn so ein Rock ist ein Genuß, ein Lumpen tut’s auch.
    Zweiter Herr : Freilich, sonst geht’s nicht.
    Bettler : Daß ich ein Narr wäre! Das hebt einander.
Die Sonne scheint warm an das Eck, und das geht ganz leicht.
(Singt): »Eine Handvoll Erde und ein wenig Moos…«
    Rosalie (zu Adelaiden): Mach fort, da kommen Soldaten! Wir haben seit gestern nichts Warmes in den Leib gekriegt.
    Bettler : »Ist auf dieser Erde einst mein letztes Los!« Meine Herren, meine Damen!
    Soldat : Halt! Wo hinaus, meine Kinder? (Zu Rosalie): Wie alt bist du?
    Rosalie : So alt wie mein kleiner Finger.
    Soldat : Du bist sehr spitz.
    Rosalie : Und du sehr stumpf.
    Soldat : So will ich mich an dir wetzen.
(Er singt): Christinlein, lieb Christinlein mein,
Tut dir der Schaden weh, Schaden weh,
Schaden weh, Schaden weh?
    Rosalie (singt): Ach nein, ihr Herrn Soldaten,
Ich hätt’ es gerne meh, gerne meh,
Gerne meh, gerne meh!
    (Danton und Camille treten auf.)
    Danton : Geht das nicht lustig? – Ich wittre was in der Atmosphäre; es ist, als brüte die Sonne Unzucht aus. – Möchte man nicht drunter springen, sich die Hosen vom Leibe reißen und sich über den Hintern begatten wie die Hunde auf der Gasse? (Gehn vorbei.)
    Junger Herr : Ach, Madame, der Ton einer Glocke, das Abendlicht an den Bäumen, das Blinken eines Sterns…
    Madame : Der Duft einer Blume! Diese natürlichen Freuden, dieser reine Genuß der Natur! (Zu ihrer Tochter): Sieh, Eugenie, nur die Tugend hat Augen dafür.
    Eugenie (küßt ihrer Mutter die Hand): Ach, Mama, ich sehe nur Sie.
    Madame : Gutes Kind!
    Junger Herr (zischelt Eugenien ins Ohr): Sehen Sie dort die hübsche Dame mit dem alten Herrn?
    Eugenie : Ich kenne sie.
    Junger Herr : Man sagt, ihr Friseur

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