George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Udo-Jürgens-Tasse auf den runden Tisch neben einem alten, mit rotem Samt bezogenen Sofa. Es sah verlockend aus, und ich testete es gleich mal auf seine Bequemlichkeit. «Ist das hier Samtrot oder eher ein Burgunderrot?», fragte ich unschuldig.
«Keine Reizworte, bitte! Wenn ich dran denke, dass nächste Woche um diese Zeit die Hochzeit schon in vollem Gang ist, wird mir ganz anders!»
«Und wo ist Renate? Hockt sie schon wieder vorm PC?»
«Sie holt sich ein paar hübsche Sachen zum Anziehen aus ihrer Wohnung», sagte Bettina. «Für das Treffen mit diesem Vinzenz.»
Ich schüttelte den Kopf. «Sie ist ganz schön zäh», sagte ich. «Ich hätte erwartet, dass nach Krabbenbrötchen Schluss wäre, aber sie will es noch mal wissen.»
«Je oller, je doller», meinte Bettina. «Apropos: Ich habe gehört, dass es bei dir einen heißersehnten Anruf gegeben hat?»
«Ja …» Ich seufzte selig. «Morgen Abend treffen wir uns, und ich hoffe schwer, dass es nicht rein platonisch bleibt. Die Erinnerung, wie es ist, mit einem Mann im Bett zu sein, verblasst von Stunde zu Stunde. Wenn mein sexfreier Zustand noch länger anhält, muss ich am Ende im ‹Kamasutra für Dummies› nachschlagen.»
Bettina grinste. «Eva, Sex ist wie Rad fahren. Das verlernt man nicht!»
Ich legte die Beine über die Sofalehne und sah zum Fenster hinaus. «Es gibt übrigens noch ein Thema, das allmählich heiß wird», überlegte ich laut.
«Du meinst, was du morgen anziehst?»
Ich schüttelte den Kopf. «Ich meine das Hochzeitsgeschenk. Wäre doch doof, wenn wir mit leeren Händen auftauchen, oder?»
«Ah, hier seid ihr!» Antonia schaute herein und ließ sich neben mich auf das Sofa plumpsen. «Das wird ja richtig gemütlich!»
«Wo warst du denn die ganze Zeit?», fragte ich.
«Och, mit Nicklas Eis essen.» Antonia versuchte möglichst gleichgültig zu klingen.
«Drei Stunden lang?»
«Na ja, wir waren auch noch ein bisschen spazieren …»
«Sooo …» Bettina zog ihre linke Braue hoch. «Und? War es schön?»
Antonias Wangen wurden ein wenig rot. Schamrot?
«Ja, und auch sehr lustig. Da war so ein Straßenmusiker im Englischen Garten, der war echt der Hammer! Bei dem schepperte es an jedem Glied. Wahnsinn!»
Bettina und ich sahen uns kurz an und wieherten los.
«An jedem Glied», heulte Bettina. «Echt der Wahnsinn. Ob Nicklas das auch kann?»
«Ha-ha, sehr komisch!», machte Antonia, aber ein Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen.
«Wäre eine hübsche Einlage bei der Hochzeitsfeier.» Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. «Wir überlegen uns übrigens gerade ein Geschenk», klärte ich sie auf. «Hast du eine Idee, worüber Kirsti und Oliver sich freuen würden?»
Antonia, froh über den Themenwechsel, setzte sich gerade hin. «Na, das kann so schwer doch nicht sein, oder?»
«Das dachten wir bei Kirstis Kleid und dem Buffet-Motto auch.»
«Es sollte natürlich etwas für beide sein.» Antonia legte die Stirn in Falten. «Da müssen wir nur den gemeinsamen Nenner finden!» Sie rannte aus dem Zimmer und kam bewaffnet mit Stift, Block und Klemmbrett zurück.
«Wir sammeln einfach mal ihre Vorlieben und sind dann ratzfatz am Ziel.» Ganz in ihrem Lehrerelement, teilte sie das Blatt in zwei Spalten auf. Einmal «Oliver mag:» und einmal «Kirsti mag:».
«So, jetzt müssen wir nur noch zusammentragen.»
« Nur noch ist gut», sagte ich. «Ich glaube nicht, dass wir da weit kommen …»
«Ach was», brummte Antonia und schrieb «Steuerformulare» unter «Oliver mag». Es folgten: «Fleisch», «alles, was grau ist», «Ruhe» und «Sportschau».
Kirstis Seite füllte sich mit den Begriffen «Klamotten», «Kräutertee», «Gemüse und Salat», «Schuhe» und «shoppen».
Nach einer halben Stunde Grübeln waren wir dem gemeinsamen Nenner kein bisschen näher gekommen.
«Vielleicht sollten wir uns mal im Internet inspirieren lassen», schlug ich vor. «Jetzt, wo Renate den PC nicht blockiert, haben wir eine Chance.»
Bettina gab bei Google den Begriff «Hochzeitsgeschenke» ein und wurde mit 661000 Seiten belohnt.
«Nehmen wir doch gleich das!» Antonia zeigte auf eine Adresse, die «Originelle Hochzeitsgeschenke für den ganz besonderen Anlass» versprach.
«Da wurde originell mit Schrott verwechselt», bemerkte Bettina, als das Ergebnis erschien. «Nicht zu glauben!»
Ich klickte auf «Die doppelte Pendeluhr – zwei Pendel, die symbolisch wie die Herzen zweier Jungvermählter im Einklang
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