George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
aber …»
«Aber wenn du nicht vor dem Jawort einen Schlaganfall bekommen willst, muss der Nervenstress auf ein winziges Zeitfenster beschränkt werden», vervollständigte ich den Satz à la Oliver.
«Du hast es erfasst! Daher war meine Bedingung: entweder gleich oder gar nicht.»
Eine Zeitlang schraubten wir schweigend weiter, bis Olivers Handy klingelte. Er nahm ab und sein Blick erstarrte. «Nein, Kirsti, ich hänge nicht an Chinesischrot …»
Antonia kicherte, während sie die Bretter aus dem Regal nahm.
«Fuchsienrot ist bestimmt herrlich», sagte Oliver tapfer. «Nein, ich mag es wirklich … Nein, ich sage das nicht nur so dahin …» Er hörte weiter zu. «Kirsti, ich bin beim Packen! Ja, besprich das mal mit der Verkäuferin. Genau.» Er unterbrach die Verbindung und schüttelte ungläubig den Kopf.
«Kleine Änderung der Farbnuance?», fragte ich vorsichtig.
«Exakt.» Oliver drückte einen Knopf an seinem Handy. «Aber die nächste Änderung soll sie mir bitte auf die Mailbox sprechen.»
Wir packten weiter in trauter Dreisamkeit. Zehn Minuten später klingelte mein Telefon. Antonia sah mich vielsagend an, und ich zählte bis drei. «Hallo, Eva Schumann!»
«Kannst du mir Olivah mal geben? Er hat sein Handy versehentlich ausgeschaltet!» Ich drückte Oliver mein Telefon in die Hand.
«Ja?» Olivers Bass klang nicht mehr ganz so freundlich. «Rostrot passt wunderbar zu Schleierkraut.» Er sah uns hilfesuchend an. «Ja, ich liebe Rostrot. Ja, ganz bestimmt. Ja. Tschüs!» Er gab mir das Telefon zurück. «Wie viele Rottöne sind denn so im Allgemeinen bekannt?»
«O, wir sind noch lange nicht durch!» Antonia überlegte. «Es gibt noch Fuchsrot, Kupferrot, Tomatenrot, Krebsrot …»
«Bitte!», rief ich. «Du musst den Teufel echt nicht an die Wand malen!»
Schon bald klingelte mein Telefon erneut. «Eva Schumann!»
«Du-huuh! Ich bins wiedah!» Wortlos reichte ich das Mobilteil an den Fast-Gatten weiter. «Ich verstehe Bettinas Zustand von Minute zu Minute besser», murmelte ich. «Und es würde mich nicht wundern, wenn diese Ehe nicht von Dauer wäre …»
«Nein, wenn du keine rostroten Schuhe bekommst, nimmst du einfach das bordeauxfarbene Kleid», sagte Oliver gepresst. «Nein, ich habe nie behauptet, dass ich Bordeauxrot nicht mag. Nein, ganz bestimmt!»
Aber Kirsti machte mit ihrem Spiel weiter. Wir erfuhren im Lauf des Vormittags, dass es in der ganzen Stadt keine bordeauxfarbenen Schuhe in ihrer Größe gab, worauf sie zu Krapplackrot wechselte. Das Kleid in dieser Farbe gefiel ihr aber vom Modell her dann doch nicht. Auch Karminrot war eine Weile in der engeren Auswahl, leider erinnerte sie der Ton aber an die Sofakissen ihrer Großtante, zu der sie ein gespanntes Verhältnis hatte. Magentarot war zu kitschig, Flamingorot einen Hauch zu ordinär und Braunrot eindeutig zu dumpf. Als es zum achten Mal klingelte, riss mir der Geduldsfaden.
«Ja, was ist denn jetzt schon wieder?», blaffte ich ins Telefon. Es war kurz still.
«Bin ich mit dem Anschluss von Eva Schumann verbunden?», fragte eine sanfte, dunkle Stimme.
Oh Gott, George! Mir wurde ganz flau im Magen.
«Ja, die ist auch da», stammelte ich in den Hörer. «Äh, hallo! Schön, dass du dich meldest!» Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie Antonia die Hand vor den Mund schlug, und flüchtete in die Küche. Was ich jetzt nicht gebrauchen konnte, war hysterisches Gekichere im Hintergrund.
«Sorry, es geht hier gerade ziemlich rund», versuchte ich meinen Ausrutscher zu entschuldigen. «Totaler Umzugsstress und so.»
«Hast du denn überhaupt Zeit, dich mit mir zu treffen?»
Mir rutschte das Herz in die Hose. «Doch, doch! Ich ziehe nur gerade meinen Mitbewohner um, ich meine, ich helfe meiner Freundin beim …»
Halt die Klappe, Eva! Erst denken, dann sprechen.
«Umzüge rauben einem den letzten Nerv, was?» George ließ sich nicht von mir verwirren.
«Du sagst es», seufzte ich. «Und dann noch die Hochzeit …»
«Wie? Du heiratest?»
«Nein!», rief ich panisch. «Mein Mitbewohner, der genau genommen gar nicht mehr mein Mitbewohner ist …»
«Weil er gerade auszieht.» George gab sich alle Mühe, mir zu zeigen, dass er den roten Faden erwischt hatte.
«Exakt. Der heiratet.» Ich war schweißgebadet.
«Und wir beide sollten bald zusammen essen gehen, was meinst du?»
Georges Stimme spülte mir fast das Hirn weg, und mir war schlecht vor Aufregung.
«Oh ja», hauchte ich. «Davon halte ich
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